Elenium-Triologie
was von ihm borgen.«
Sperber lachte. »Legt euch schlafen, ihr zwei«, riet er. »Ich möchte, daß ihr vor dem ersten Lichtschimmer auf dem Weg nach Pelosien seid.«
Sie standen noch vor Tagesanbruch auf. Bevier und Kurik nahmen den Patriarchen von Kadach in die Mitte und ritten gen Westen los.
Sperber studierte seine Karte im Schein des Kochfeuers. »Wir werden diese Furt wieder durchqueren«, erklärte er seinen Gefährten, »östlich von hier ist ein breiterer Flußarm; wir müßten also eine Brücke suchen. Reiten wir lieber nordwärts, damit wir keiner von Graf Gerrichs Streifen über den Weg laufen.«
Nach dem Frühstück trabten sie platschend zurück durch die Furt und bogen nordwärts ab, während ein schwaches Rotgrau im Osten verriet, daß die Sonne hinter der trostlosen Wolkendecke aufgegangen war.
Tynian lenkte sein Pferd neben Sperbers Fuchshengst. »Ich will ja nicht respektlos sein«, sagte er, »aber ich hoffe, daß nicht Ortzel zum Erzprälaten gewählt wird. Ich glaube, der Kirche – und den vier Orden – stünden schwere Zeiten bevor, wenn er auf dem Thron säße.«
»Er ist ein guter Mann.«
»Gewiß, aber er ist sehr starr in seinen Ansichten. Ein Erzprälat muß auch Zugeständnisse machen können. Die Zeiten ändern sich, Sperber, und die Kirche muß sich mit ihnen ändern. Und ich glaube nicht, daß Ortzel auch nur der Gedanke an Veränderungen gefallen würde.«
»Die Wahl des Erzprälaten liegt in den Händen der Hierokratie, und ich ziehe Ortzel auf jeden Fall Annias vor.«
»Da kann ich Euch allerdings nur beipflichten.«
Am Vormittag überholten sie den klapprigen Karren eines fahrenden Kesselflickers, der Richtung Norden unterwegs war.
»Was gibt's Gutes, Nachbar?« fragte Sperber ihn freundlich.
»Gutes wenig, Herr Ritter«, antwortete der Kesselflicker düster. »Kriege sind schlecht fürs Geschäft. Wen kümmert schon ein Loch im Kochtopf, wenn sein Haus belagert wird?«
»Da habt Ihr sicher recht. Sagt, wißt Ihr, wo es in der Nähe eine Brücke oder eine Furt über den Fluß gibt?«
»Etwa zehn Meilen nördlich ist eine Zollbrücke«, antwortete der Kesselflicker. »Wohin wollt Ihr, Herr Ritter?«
»Zum Randerasee.«
Die Augen des Kesselflickers leuchteten auf. »Ah, seid Ihr auch auf Suche nach dem Schatz?«
»Welcher Schatz?«
»In Lamorkand weiß ein jeder, daß auf dem alten Schlachtfeld am See ein riesiger Schatz vergraben ist. Seit fünfhundert Jahren suchen die Leute danach. Aber das einzige, was sie bisher ausgebuddelt haben, sind rostige Schwerter und alte Knochen.«
»Wie haben die Leute denn von diesem Schatz erfahren?« fragte Sperber scheinbar gleichmütig.
»Das ist eine seltsame Geschichte. In alten Sagen heißt es, daß Styriker kurz nach Ende des Kampfes begonnen haben, das Schlachtfeld umzugraben. Das ist doch höchst erstaunlich, findet Ihr nicht? Schließlich weiß doch jeder, daß Styrikern Geld nicht viel bedeutet, und daß sie gar nicht gern nach Schaufeln greifen. Jedenfalls erzählt man, daß die Leute neugierig wurden, wonach die Styriker suchten. Und so nahm das Gerücht von einem Schatz den Anfang. Das Schlachtfeld ist gewiß schon hundertmal und öfter umgepflügt und der Boden durchgesiebt worden. Jeder Lamorker schaufelt dort wenigstens zweimal in seinem Leben herum, ohne zu wissen, wonach er eigentlich sucht.«
»Vielleicht wissen die Styriker, was dort begraben ist.«
»Schon möglich. Aber die reden ja mit niemandem. Sobald einer nur in ihre Nähe kommt, laufen sie davon.«
»Sonderbar. Habt Dank für die Auskunft, und einen schönen Tag noch.«
Sie ritten weiter, und der ratternde Karren des Kesselflickers blieb hinter ihnen zurück.
»Nicht sehr erfreulich«, brummte Kalten. »Jemand ist uns mit einer Schaufel zuvorgekommen.«
»Mit einer Menge Schaufeln«, berichtigte Tynian.
»In einem hat der Kesselflicker jedoch recht«, sagte Sperber. »Ich habe noch nie einen Styriker gekannt, der sich so sehr für Geld interessiert hätte, daß er deshalb eine Schaufel anrühren würde. Ich glaube, wir sollten in eine styrische Ortschaft reiten und ein paar Fragen stellen. Ich mag Überraschungen gar nicht, und am Randerasee geht irgend etwas vor, von dem wir nichts wissen.«
7
Die Zollbrücke war schmal und reparaturbedürftig. Eine armselige Hütte stand an ihrem Fuß, und ein paar halb verhungerte Kinder saßen lustlos davor. Der Brückenwärter trug einen zerlumpten Kittel, und sein bartstoppeliges Gesicht war
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