Elenium-Triologie
sind nicht von unserer Art, Herr Ritter. Sie dienen einem Gott, den wir verabscheuen.«
»Azash?« fragte Sperber.
Der alte Mann erbleichte. »Ich werde seinen Namen nicht laut aussprechen, Herr Ritter, aber ich stelle fest, daß Ihr mich verstanden habt.«
»Dann sind die Männer, die am See graben, Zemocher?«
Der Greis nickte. »Wir wissen seit Jahrhunderten, daß sie dort sind. Wir begeben uns nicht in ihre Nähe, weil sie unrein sind.«
»Dieser Meinung sind auch wir«, versicherte Tynian ihm. »Habt Ihr eine Ahnung, was sie dort suchen?«
»Einen uralten Talisman, den Otha für seinen Gott haben will.«
»Der Kesselflicker sagte, daß die Leute hier glauben, irgendwo dort oben sei ein gewaltiger Schatz vergraben.«
Der Greis lächelte. »Elenier übertreiben gern«, antwortete er. »Sie können nicht glauben, daß die Zemocher sich so viel Mühe machen würden, einen einzigen Gegenstand zu finden – obwohl das, was sie suchen, von größerem Wert ist als alle Schätze der Welt.«
»Das beantwortet also diese Frage, nicht wahr?« stellte Kalten fest.
»Elenier sind versessen auf jede Art von Kleinodien«, fuhr der alte Styriker fort. »Es ist durchaus möglich, daß sie nicht einmal wissen, was sie suchen. Sie erwarten vermutlich bis oben gefüllte Schatztruhen, aber so etwas gibt es auf dem alten Schlachtfeld nicht. Es wäre sogar möglich, daß irgendein Elenier den Gegenstand bereits gefunden und weggeworfen hat, weil er seinen Wert nicht erkannte.«
»Nein, Erhabener«, widersprach Sephrenia. »Der Talisman, von dem Ihr sprecht, wurde noch nicht gefunden. Seine Entdeckung würde wie eine gigantische Glocke durch die ganze Welt schallen.«
»Es könnte sein, wie Ihr sagt, meine Schwester. Reist auch Ihr mit Euren Begleitern zum See, um den Talisman zu suchen?«
»Das ist unsere Absicht«, antwortete sie. »Und unsere Mission ist dringlich. Unter anderem müssen wir dafür sorgen, daß der Talisman nicht Othas Gott in die Hände fällt.«
»Dann werde ich zu meinem Gott beten, daß Euch Erfolg beschieden sei.« Der alte Styriker wandte sich an Sperber. »Wie geht es dem Oberhaupt der Elenischen Kirche?« fragte er bedacht.
»Der Erzprälat ist sehr alt«, antwortete Sperber wahrheitsgetreu, »und sein Gesundheitszustand verschlechtert sich.«
»Wie ich befürchtet habe.« Der Greis seufzte. »Obgleich ich sicher bin, daß er nichts auf die guten Wünsche eines Styrikers gibt, werde ich trotzdem beten, daß er noch viele Jahre leben darf.«
»Amen«, sagte Ulath.
Der weißbärtige Styriker zögerte. »Es geht das Gerücht, daß der Primas eines Ortes namens Cimmura höchstwahrscheinlich das neue Oberhaupt der Kirche wird«, sagte er vorsichtig.
»Das dürfte etwas übertrieben sein«, antwortete Sperber. »Es gibt viele Kirchenmänner, die gegen Primas Annias sind. Auch unsere Mission dient unter anderem dem Zweck, Annias' Pläne zu vereiteln.«
»Dann werde ich beten, daß Ihr auch dabei Erfolg habt. Es wäre ein Unglück für Styrikum, sollte er den Thron besteigen.«
»Und für fast alle anderen ebenfalls«, brummte Ulath.
»Doch für Styriker wäre es tödlich, Herr Ritter. Was Annias von Cimmura von unserer Rasse hält, ist weithin bekannt. Der Einfluß der Elenischen Kirche hat den Haß der elenischen Bürger im Zaum gehalten, doch sollte Annias sein Ziel erreichen, wird er diesen Haß sogar noch schüren, und ich fürchte, damit wäre der Untergang von Styrikum besiegelt.«
»Wir werden tun, was in unserer Macht steht, um zu verhindern, daß er den Thron besteigt«, versprach Sperber.
Der Greis verbeugte sich vor Sperber, dann vor Sephrenia und Flöte. »Mögen Euch die Jüngeren Götter von Styrikum beschützen, meine Freunde.«
»Reiten wir weiter«, sagte Sephrenia, »damit die anderen Bewohner in ihre Häuser zurückkehren können.«
Sie verließen die styrische Siedlung und trotteten zurück in den Wald.
»Die Leute, die auf dem Schlachtfeld herumwühlen, sind also Zemocher«, sagte Tynian nachdenklich. »Sie schleichen in ganz Westeosien herum, wie es scheint.«
»Wir haben gewußt, daß es seit Generationen zu Othas Plan gehört«, entgegnete Sephrenia. »Die meisten Elenier können die westlichen Styriker nicht von Zemochern unterscheiden. Ein paar gerissen eingefädelte Greueltaten haben die Vorurteile der elenischen Unterschicht genährt, und natürlich wurden die Geschichten darüber bei jedem Weitererzählen noch ein bißchen ausgeschmückt. Das ist der Grund für
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