Elenium-Triologie
Verfolgung war ungeordnet, ein Chaos galoppierender Rosse und blitzender Waffen.
»Sie sind gar nicht erst auf die Idee gekommen, über die herabgelassene Zugbrücke in die Burg zu stürmen«, bemerkte Ulath. »Keine Spur von Taktik!«
»Sie sind im Augenblick gar nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen«, erklärte Sephrenia ihm. »Das liegt an dem Rauch. Sind schon alle fort?«
»Ein paar treiben sich noch dort unten herum«, antwortete Kalten. »Sie versuchen offenbar, ihre Pferde einzufangen.«
»Geben wir ihnen Zeit, uns den Weg freizumachen. Haltet das Trugbild aufrecht, meine Herren!« Sie blickte in die Wasserschüssel. »Es ist noch etwa zwei Meilen vom Wald entfernt.«
Sperber biß die Zähne zusammen. »Könnt Ihr den Zauber nicht ein wenig beschleunigen?« knirschte er. »Es ist nicht leicht, wißt Ihr.«
»Was wirklich Nutzen bringen soll, ist niemals leicht, Sperber«, entgegnete sie. »Wenn die Scheinpferde zu fliegen beginnen, wird Gerrich sehr, sehr argwöhnisch werden – sogar in seinem gegenwärtigen Zustand.«
»Berit und Talen, ihr kommt mit mir. Satteln wir die Pferde. Wir werden schnell losreiten müssen«, forderte Kurik sie auf.
»Ich gehe mit euch«, sagte Alstrom. »Ich möchte mit meinem Bruder reden, ehe er aufbricht. Ich bin sicher, daß ich ihn gekränkt habe, und ich möchte gern, daß wir uns in gutem Einvernehmen trennen.«
Die vier stiegen die Treppe hinunter.
»Ihr braucht nur noch ein paar Minuten durchzuhalten«, sagte Sephrenia. »Das Trugbild hat den Waldrand schon fast erreicht.«
»Du siehst aus, als wärst du in den Fluß gefallen.« Kalten betrachtete kopfschüttelnd Sperbers schweißüberströmtes Gesicht.
»Halt den Mund!« brummte Sperber gereizt.
»Ah!« rief Sephrenia endlich. »Ihr könnt sie loslassen.«
Sperber stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und gab das Trugbild frei. Flöte senkte ihre Syrinx und zwinkerte ihm zu.
Sephrenia blickte angespannt in die Schüssel. »Gerrich befindet sich noch etwa eine Meile vor dem Waldrand. Ich denke, wir sollten ihn erst tief in den Wald vorstoßen lassen, bevor wir aufbrechen.«
»Wie immer Ihr meint.« Sperber lehnte sich müde an die Wand.
Etwa fünfzehn Minuten später stellte Sephrenia die Schüssel auf den Boden und richtete sich auf. »Ich glaube, wir können jetzt hinuntergehen.«
Sie stiegen zum Hof hinab, wo Kurik, Talen und Berit bereits mit den Pferden warteten. Patriarch Ortzel stand mit verkniffenem Mund und bleich vor Zorn bei ihnen. »Das werde ich nicht vergessen, Alstrom!« sagte er zu seinem Bruder und zog seine schwarze Soutane enger um sich.
»Vielleicht siehst du es anders, wenn du Zeit gehabt hast, darüber nachzudenken. Gehe mit Gott, Ortzel.«
»Gott behüte dich, Alstrom«, erwiderte Ortzel, wohl mehr aus Gewohnheit denn aus brüderlicher Zuneigung, wie Sperber vermutete.
Sie saßen auf und ritten durchs Tor und über die Zugbrücke. »Welche Richtung?« fragte Kalten, an Sperber gewandt.
»Nach Norden. Wir müssen aus der Gegend verschwunden sein, bevor Gerrich zurückkommt.«
»Ich dachte, das wird erst in ein paar Tagen der Fall sein.«
»Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen.«
Im Galopp jagten sie nach Norden. Am Spätnachmittag erreichten sie die seichte Furt, wo sie Ritter Enmann begegnet waren. Sperber zügelte seinen Hengst und schwang sich aus dem Sattel. »Laßt uns überlegen, welche Möglichkeiten wir haben«, schlug er vor.
»Erklärt mir, was Ihr getan habt, gute Frau«, verlangte Ortzel. »Ich war in der Kapelle und sah deshalb nicht, was geschehen ist.«
»Nur eine kleine Täuschung, Eminenz, nichts weiter. Graf Gerrich glaubte, Euren Bruder und uns alle aus der Burg fliehen zu sehen. Da nahm er die Verfolgung auf.«
»Das war alles?« fragte er überrascht. »Ihr habt niemanden…«
»Getötet? Nein. Das Töten ist mir zuwider.«
»Dann sind wir uns wenigstens in dieser Beziehung gleich. Ihr seid eine höchst seltsame Dame, Sephrenia. Euer Sittlichkeitsempfinden kommt den Geboten des Wahren Glaubens sehr nahe. Das hätte ich von einer Heidin gar nicht erwartet. Habt Ihr je daran gedacht, zu unserem Glauben überzutreten?«
Sie lachte. »Dolmant versucht schon seit Jahren, mich zu bekehren, und nun auch Ihr, Eminenz. Nein, Ortzel, ich bleibe meiner Göttin treu. Außerdem bin ich viel zu alt, jetzt noch meine Religion zu wechseln.«
»Alt, meine Liebe? Ihr?«
»Ihr würdet es nicht glauben, Eminenz«, meinte Sperber.
»Ihr
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