Elenium-Triologie
hager und verriet Hoffnungslosigkeit. Seine Augen verdüsterten sich enttäuscht, als er die Rüstungen der Ritter bemerkte. »Keine Maut für euch«, sagte er seufzend.
»So werdet Ihr Euren Unterhalt aber nicht verdienen können«, sagte Kalten zu ihm.
»Eine hiesige Bestimmung, Herr Ritter«, erklärte der Brükkenwärter bedrückt. »Kirchenmänner zahlen keine Maut.«
»Benutzen viele Reisende die Brücke?« fragte Tynian.
»Nur fünf oder sechs die Woche«, antwortete der Mann. »Kaum genug, daß ich meine Steuern zahlen kann. Meine Kinder haben schon seit Monaten keine ordentliche Mahlzeit mehr bekommen.«
»Gibt es in der Gegend irgendwelche styrischen Ortschaften?« erkundigte sich Sperber.
»Ich glaube, auf der anderen Uferseite, Herr Ritter – in dem Zedernwald da drüben.«
»Danke, Nachbar.« Sperber ließ ein paar Münzen in die Hand des verblüfften Mannes fallen.
»Ich darf für die Überquerung nichts von Euch nehmen, Herr Ritter«, wehrte der Brückenwärter ab.
»Dafür zahle ich auch nicht, Nachbar. Das Geld ist mein Dank für Eure Auskunft.« Sperber stupste Faran mit den Fersen und ritt über die Brücke.
Als Talen an dem Mann vorbeikam, beugte er sich aus dem Sattel und steckte ihm etwas zu. »Besorgt Euren Kindern dafür etwas zu essen«, sagte er.
»Oh, habt Dank, junger Herr!« Tränen der Rührung glänzten in den Augen des Brückenwärters.
»Was hast du ihm gegeben?« fragte Sperber.
»Das Geld, das ich dem habgierigen Kerl an der Furt geklaut habe.«
»Das war sehr großzügig von dir.«
»Ich kann mir jederzeit wieder was stehlen.« Der Junge zuckte die Schultern. »Außerdem brauchen er und seine Familie es nötiger als ich. Ich habe selbst schon hin und wieder mal gehungert und weiß, wie das ist.«
Kalten lehnte sich zu Sperber hinüber. »Weißt du«, sagte er leise. »Der Junge macht sich vielleicht doch noch.«
»Warten wir's ab.«
»Zumindest ist es ein Anfang.«
Im feuchten Wald auf der andere Flußseite wuchsen uralte Zedern, deren Stämme Moos angesetzt hatten und deren grüne Zweige weit und tief hingen. Der Pfad, der in den Wald führte, war schlecht zu erkennen. »Nun?« fragte Sperber Sephrenia.
»Sie sind hier«, erklärte sie. »Sie beobachten uns.«
»Sie werden sich verstecken, wenn wir uns ihrer Siedlung nähern, oder?«
»Wahrscheinlich. Styriker haben im allgemeinen gute Gründe, bewaffneten Eleniern nicht zu trauen. Ich glaube jedoch, ich kann ein paar überreden, herauszukommen.«
Wie alle styrischen Siedlungen war es eine primitive Ortschaft. Die strohgedeckten Hütten waren aufs Geratewohl auf der Lichtung errichtet worden, und etwas wie eine Straße gab es nicht. Wie Sephrenia vorhergesagt hatte, ließ sich niemand sehen. Die zierliche Frau sprach kurz zu Flöte in der styrischen Mundart, die Sperber nicht verstand. Die Kleine nickte, hob die Syrinx an die Lippen und spielte.
Zunächst geschah gar nichts.
»Ich glaube, ich habe gerade ein paar von ihnen zwischen den Bäumen gesehen«, sagte Kalten nach etwa einer Minute.
»Sie sind ziemlich ängstlich«, meinte Talen.
»Dazu haben sie auch allen Grund«, erklärte Sperber ihm.
»Elenier behandeln Styriker nicht sonderlich gut.«
Die Kleine setzte ihr Flötenspiel fort, und nach einer Weile trat zögernd ein Mann in einem ungebleichten Kittel aus dem Wald. Er legte die Hände vor der Brust aneinander, verbeugte sich respektvoll vor Sephrenia und sagte ein paar Worte auf styrisch zu ihr; dann blickte er Flöte an, und seine Augen weiteten sich. Wieder verbeugte er sich, und sie lächelte ihm schelmisch zu.
»Erhabener«, sagte Sephrenia zu ihm, »sprecht Ihr die Zunge der Elenier?«
»Ein bißchen, meine Schwester«, antwortete er.
»Gut. Diese Ritter möchten Euch ein paar Fragen stellen.
Dann verlassen wir Eure Siedlung wieder und belästigen Euch nicht mehr.«
»Ich werde antworten, so gut ich kann.«
»Wir begegneten auf der Straße einem Kesselflicker«, begann Sperber, »von dem wir etwas erfahren haben, das uns ein wenig zu denken gibt. Er sagte, Styriker graben seit Jahrhunderten auf dem Schlachtfeld am Randerasee auf der Suche nach einem Schatz. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß Styriker so etwas tun.«
»Das tun sie auch nicht, Herr Ritter«, antwortete der Greis entschieden. »Wir brauchen keine Schätze, und ganz gewiß würden wir nicht die Gräber der Gefallenen schänden.«
»Das dachte ich mir. Habt Ihr eine Ahnung, wer diese Styriker sind?«
»Sie
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