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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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schiefgehen für Emban.«
    Oberst Delada stand an der Tür zum Ratssaal. Sein Harnisch und Helm spiegelten, und sein roter Umhang war makellos. Sperber trat aus der Reihe der Ordensritter und Geistlichen und redete kurz mit ihm. »Nervös?« fragte er.
    »Eigentlich nicht, Ritter Sperber. Ich muß allerdings zugeben, daß ich nicht gerade freudig erregt bin. Meint Ihr, daß sie mir Fragen stellen werden?«
    »Möglich. Laßt Euch nicht aus der Fassung bringen. Nehmt Euch Zeit und berichtet in aller Ruhe, was Ihr im Keller gehört habt. Euer Ruf wird mit Euch reden, darum wird niemand an Eurem Wort zweifeln.«
    »Ich hoffe nur, daß ich im Saal keinen Aufruhr auslöse.«
    »Macht Euch deshalb keine Sorgen. Dazu kommt es erst, wenn sie den Zeugen nach Euch hören.«
    »Was wird er berichten, Sperber?«
    »Das darf ich Euch leider nicht sagen – jedenfalls nicht, bevor Ihr Eure Aussage gemacht habt. Ich darf jetzt gar nichts tun, was Eure Neutralität ins Wanken bringen könnte.«
    Die Patriarchen der Kirche standen im Saal in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme. Embans sorgfältig inszenierter Dankgottesdienst hatte dem Morgen eine feierliche Stimmung verliehen, die niemand stören wollte. Sperber und Talen stiegen die Tribüne zu den Plätzen hinauf, wo sie normalerweise mit ihren Freunden saßen. Bevier achtete mit besorgtem Gesicht wie eine Glucke auf Sephrenia, die gelassen ihr makellos weißes Gewand trug. »Sie läßt einfach nicht mit sich reden«, beklagte er sich, als Sperber sich zu ihnen setzte. »Es ist uns geglückt, Platime, Stragen und sogar die Tamulerin als Geistliche verkleidet hereinzuschmuggeln, aber Sephrenia beharrt auf ihrer styrischen Robe. Immer wieder habe ich versucht, ihr zu erklären, daß es niemandem, außer den Königen und der Geistlichkeit erlaubt ist, der Beratung der Hierokratie beizuwohnen, aber sie will nicht auf mich hören!«
    »Ich gehöre zur Geistlichkeit, lieber Bevier«, erklärte sie ihm sanft. »Ich bin eine Priesterin Aphraels – ihre Hohepriesterin, um genau zu sein. Sagen wir einfach, daß ich durch meine Anwesenheit eine Art ökumenischen Fühler ausstrecke.«
    »Ich würde das lieber nicht vor Beendigung der Wahl erwähnen, kleine Mutter«, riet ihr Stragen. »Es könnte eine theologische Debatte auslösen, die sich vielleicht Jahrhunderte hinzöge, und wir sind momentan doch etwas in Zeitdruck.«
    »Ich muß gestehen, mir fehlt unser Freund da drüben.« Kalten deutete auf den Platz auf der Galerie gegenüber, wo Annias immer gesessen hatte. »Ich würde viel dafür geben, könnte ich im Verlauf der heutigen Sitzung sein Gesicht sehen.«
    Dolmant war eingetreten und ging, nach einer kurzen Beratung mit Emban, Ortzel und Bergsten, zum Rednerpult. Es wurde still im Saal. »Meine Brüder und teuren Freunde«, begann er. »Seit der letzten Sitzung dieses hohen Rates haben folgenschwere Ereignisse stattgefunden. Ich habe mir die Freiheit genommen, einige Zeugen hierher zu bitten, damit sie ihre Aussagen machen, ehe wir mit unserer Beratung beginnen. Zuerst jedoch muß ich über die gegenwärtige Lage der Bevölkerung von Chyrellos sprechen. Die Armee der Belagerer hat sich unter anderem aller Nahrungsmittel bemächtigt, und die Bürger leiden große Not. Ich bitte die Hierokratie um Erlaubnis, die Kirchenlagerhäuser öffnen zu dürfen, damit wir die Not der Hungernden lindern können. Als Vertreter der Kirche ist Mildtätigkeit eine unserer vorrangigen Pflichten.« Er schaute sich um. »Höre ich irgendwelche Einwände?« fragte er.
    Es herrschte völlige Stille.
    »Gut. Dann ist es beschlossen. So wollen wir denn ohne weitere Verzögerung die Monarchen von Westeosien als hochgeehrte Beobachter willkommen heißen.«
    Alle im Saal erhoben sich respektvoll.
    Fanfarenschmettern erschallte, und eine breite Bronzetür wurde feierlich geöffnet, um die Monarchen des Kontinents einzulassen. Alle trugen ihre Prunkgewänder und Kronen. Sperber sah Wargun und die anderen Könige kaum, sein Blick wurde sogleich von dem vollkommenen Antlitz seiner zukünftigen Gemahlin gefesselt. Ehlana war bezaubernd schön. Sperber vermutete, daß seine Königin die zehn Jahre seines Exils, abgesehen von ein paar Zeremonien und Pflichten am Hofe, in bedrückender Bedeutungslosigkeit verbracht hatte. Darum genoß sie zeremonielle Anlässe offenbar mehr, als Monarchen das üblicherweise tun. Gemessenen Schrittes trat sie mit den anderen königlichen

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