Elenium-Triologie
Staatsoberhäuptern ein. Ihre Hand ruhte leicht auf dem Arm ihres entfernten Verwandten, König Obler von Deira, während sie auf die Throne zugingen, die einen Halbkreis bildeten, der vom Podest und goldenen Thron des Erzprälaten ausging. Der Zufall – vielleicht war es aber auch mehr – wollte, daß das Licht, welches gebrochen durch das große runde Fenster hinter den Thronen schien, als funkelnder Kreis geradewegs auf den elenischen Thron fiel. So ließ Ehlana sich inmitten eines Strahlenkranzes aus goldenem Sonnenschein auf ihrem Thron nieder. Sperber fand das sehr angemessen.
Nachdem die Monarchen Platz genommen hatten, setzten auch alle anderen im Saal sich wieder. Dolmant begrüßte jeden König einzeln und machte ein paar bedauernde Bemerkungen, daß der König von Lamorkand aufgrund des Aufmarsches zemochischer Truppen an seiner Grenze es für ratsamer gehalten hatte, sein Reich nicht allein zu lassen. Dann ging er geschickt zu einer Zusammenfassung kürzlicher Ereignisse über. Embans Zeugen berichteten eingehend über die Zerstörung der Neustadt und die Greueltaten von Martels Söldnern. Natürlich wußte jeder von diesen Greueln, aber sie in so bildhaften Einzelheiten beschrieben zu hören, führte zu einer empörungs- und vergeltungsschwangeren Stimmung, von der Emban hoffte, sie würde helfen, die Hierokratie in eine militante Richtung zu lenken und allen klarzumachen, wie wichtig schnelles Handeln war. Das halbe Dutzend Zeugen gab auch den Namen des Befehlshabers der Angreifer bekannt: Martel. Und ehe Dolmant Oberst Delada rief, gab er einen kurzen Lebenslauf des ausgestoßenen Pandioners. Er bezeichnete ihn hauptsächlich als Söldner, vermied jedoch jeglichen Hinweis auf seine Verbindung zum Primas von Cimmura. Er ersuchte danach um die Aussage des Kommandanten der Leibgarde des Erzprälaten, wobei er wie beiläufig die legendäre Neutralität dieser absolut kirchentreuen Männer erwähnte.
Deladas Gedächtnis war erstaunlich. Er erwähnte kurz, wie er von dem Treffpunkt der Begegnung erfahren hatte, und hob den »überragenden Nachrichtendienst der Ordensritter« hervor. Er beschrieb das Untergeschoß und den in Vergessenheit geratenen Aquädukt, der so gefährlichen Zugang zur Basilika erlaubt hatte. Dann wiederholte er das Gespräch zwischen Martel und Annias fast wörtlich. Die Tatsache, daß er seinen Bericht in ruhigem Tonfall vortrug, der von keinerlei Gefühlen beeinflußt war, verlieh ihm zusätzliches Gewicht. Trotz seiner persönlichen Einstellung in der Sache vermittelte er das über jeden Zweifel erhabene Bild eines neutralen Beobachters. Seine Aussage wurde immer wieder von entsetzten und bestürzten Ausrufen aus den Reihen der Hierokratie und den übrigen Zuhörern unterbrochen.
Patriarch Makova, dessen pockennarbiges Gesicht bleich war und dessen Stimme immer wieder stockte, erhob sich, um dem Oberst Fragen zu stellen. »Besteht die Möglichkeit, daß die Stimmen, die Ihr in dem dunklen Keller gehört habt, nicht jene der beiden Männer waren, die sich angeblich unterhielten – sondern daß das Ganze eine raffinierte Machenschaft war, um den Primas von Cimmura in ein schlechtes Licht zu setzen?«
»Nein, Eminenz«, entgegnete Delada fest. »Das ist völlig unmöglich. Der eine Mann war ohne Zweifel Primas Annias, und er redete den anderen Mann mit Martel an.«
Makova fing zu schwitzen an. Er versuchte es anders. »Wer hat Euch zu diesem Keller geführt, Oberst?«
»Ritter Sperber vom pandionischen Ritterorden, Eminenz.«
»Aha!« sagte Makova triumphierend und blickte die anderen Patriarchen mit einem feixenden Lächeln an. »Da haben wir es! Ritter Sperber hegt schon seit langem eine persönliche Feindschaft gegen Primas Annias. Er hat diesen Zeugen ganz offensichtlich beeinflußt!«
Deladas Gesicht lief tiefrot an. »Nennt Ihr mich einen Lügner?« rief er heftig, während seine Hand nach dem Schwertknauf langte.
Makova riß die Augen weit auf und wich zurück.
»Ritter Sperber hat mir nichts im voraus gesagt, Patriarch Makova«, knirschte Delada. »Er sagte mir nicht einmal, wer diese beiden Männer im Keller waren. Ich habe Annias selbst identifiziert und Martel dadurch, daß Annias' ihn mit diesem Namen anredete. Und ich sage Euch noch etwas. Sperber ist der Streiter der Königin. Hätte ich dieses Amt inne, so würde der Kopf des Primas von Cimmura jetzt eine Stange vor der Basilika schmücken!«
»Wie könnt Ihr es wagen ?« keuchte Makova.
»Der Mann, den Ihr
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