Elenium-Triologie
offenbar unbedingt auf den Thron des Erzprälaten heben wollt, hat Sperbers Königin vergiftet und flüchtet in diesem Moment nach Zemoch, um Otha zu bitten, ihn vor Sperbers Zorn zu schützen. Sucht Euch lieber einen anderen, Eminenz. Selbst falls die Hierokratie den Fehler begehen sollte, Annias von Cimmura zum Erzprälaten zu wählen, wird er nicht lange genug leben, daß er sich auf diesen Thron setzen könnte. Denn wenn Sperber ihn nicht tötet, werde ich es tun!«
Deladas Augen funkelten, und er hatte sein Schwert halbblank gezogen.
Makova wich noch weiter zurück.
»Äh…«, sagte Dolmant mild. »Möchtet Ihr eine kleine Pause machen, um Euch zu fassen, Oberst?«
»Ich bin gefaßt, Eminenz«, entgegnete Delada und stieß sein Schwert in die Scheide zurück. »Ich bin bei weitem nicht so zornig, wie ich es noch vor ein paar Stunden war. Ich habe die Ehre des Patriarchen von Coombe nicht ein einziges Mal in Frage gestellt.«
»Er kommt ordentlich in Fahrt«, flüsterte Tynian Ulath zu.
»Rothaarige sind manchmal so«, erwiderte Ulath weise.
»Möchtet Ihr dem Oberst noch weitere Fragen stellen, Makova?« fragte Emban mit Unschuldsmiene.
Ohne zu antworten, stapfte Makova zu seinem Platz zurück.
»Eine kluge Entscheidung«, murmelte Emban, gerade laut genug, daß man es hören konnte.
Ein nervöses Lachen verbreitete sich unter den Anwesenden.
Es war nicht so sehr die Eröffnung, daß Annias hinter dem Angriff auf die Stadt gesteckt hatte, welche die Hierokratie so entsetze und empörte – sie waren allesamt hohe Kirchenmänner und wußten, wie weit der Ehrgeiz einen Menschen treiben konnte. Obwohl Annias' Methoden zutiefst verabscheuungswürdig waren, verstanden sie seine Motive und bewunderten vielleicht sogar insgeheim einen Mann, der bereit war, so weit zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Nein, es war sein Bündnis mit Otha, das alle Grenzen des Denkbaren sprengte. Viele der Patriarchen, die ihre Stimmen bereitwillig an Annias verkauft hatten, wanden sich innerlich, als ihnen das volle Ausmaß der Verderbtheit dieses Mannes bewußt wurde, mit dem sie sich verbündet hatten.
Schließlich rief Dolmant Krager, und der Patriarch von Demos unternahm nicht den geringsten Versuch, Kragers Charakter und seine grundsätzliche Unzuverlässigkeit zu verschleiern.
Krager sah ziemlich nüchtern aus. Als Zeichen seines Status trug er Ketten um Hand- und Fußgelenke, doch er erwies sich als brillanter Zeuge. Er versuchte gar nicht erst, seine Handlungen zu beschönigen, sondern war von schonungsloser, ja brutaler Offenheit, was seine vielen Fehler betraf. Er ging sogar so weit, über die Einzelheiten der Abmachung zu sprechen, die ihm den Kopf retten sollte. Die logische Folgerung, daß er sehr gute Gründe hatte, die Wahrheit zu sagen, entging der Hierokratie nicht. Gesichter erbleichten. Viele Patriarchen beteten laut. Wieder kam es zu empörten und entsetzen Ausrufen, als Krager mit nüchterner Stimme die Einzelheiten der monströsen Verschwörung beschrieb, die beinahe Erfolg gehabt hätte. Den Bhelliom erwähnte er jedoch mit keiner Silbe. Das war schon ziemlich am Anfang ihrer Planung beschlossen worden. »Es hätte sich wahrscheinlich alles machen lassen«, fuhr Krager bedauernd fort. »Wenn wir nur einen einzigen Tag mehr gehabt hätten, bevor die Armeen der westlichen Königreiche vor Chyrellos anrückten, würde der Primas von Cimmura bereits auf diesem Thron dort sitzen. Seine erste Amtshandlung wäre die Auflösung der Ritterorden gewesen, und als nächstes hätte er den eosischen Monarchen befohlen, in ihre Reiche zurückzukehren und ihre Armeen aufzulösen. Dann hätte Otha ohne jeden Widerstand einrücken können, und innerhalb weniger Generationen würden wir alle Azash verehren. Es war ein so guter Plan.« Krager seufzte. »Und er hätte mich zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht.« Wieder seufzte er. »Was soll's«, schloß er.
Patriarch Emban hatte sich auf seinem Sitz zurückgelehnt und aufmerksam die Stimmung der Anwesenden abgeschätzt. Jetzt stemmte er sich auf die Füße. »Möchte jemand diesem Zeugen Fragen stellen?« Er blickte dabei unübersehbar Mako-va an.
Makova schwieg und wich seinem Blick aus.
»Vielleicht, meine Brüder«, fuhr Emban fort, »wäre jetzt ein günstiger Zeitpunkt, die Mittagspause einzulegen.« Er lächelte breit und klopfte die Hände auf seinen dicken Bauch. »Daß von mir ein solcher Vorschlag kommt, wundert doch niemanden, oder?«
Die
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