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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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kam.
    »Ich glaube, irgend etwas verfolgt uns, Freund Sperber.« Krings Stimme klang beinahe ehrfürchtig. Man spricht ja nicht oft zu jemandem, der die Sonne anhält.
    Sperber blickte ihn scharf an. »Seid Ihr sicher?« fragte er.
    »Nein«, gab Kring zu. »Es ist mehr ein Gefühl. Im Süden ist eine sehr dunkle Wolke, tief am Boden. Sie ist ziemlich weit entfernt, darum läßt es sich nicht mit Sicherheit erkennen, aber offenbar hält sie mit uns Schritt.«
    Sperber blickte nach Süden. Es war wieder die gleiche Wolke, nur größer, finsterer und unheilvoller. Es sah also ganz so aus, als könne der Schatten ihm sogar hierher folgen. »Habt Ihr gesehen, daß sie sich tatsächlich bewegt?« fragte er Kring.
    »Nein, aber wir haben seit unserer Mittagspause eine beachtliche Strecke zurückgelegt, und sie ist immer noch hinter meiner rechten Schulter, genau wie bei unserem Aufbruch.«
    »Behaltet sie im Auge«, bat Sperber. »Stellt fest, ob sie sich wirklich bewegt.«
    »Gut«, bestätigte der Domi und wendete sein Pferd.
    Nachdem sie ungefähr die Entfernung eines normalen Tagesrittes zurückgelegt hatten, schlugen sie ihr Lager für die ›Nacht‹ auf.
    Sperber schlief schlecht. Das gleichbleibende Licht war immer da. Er schlief, solange er konnte, dann stand er auf. Auch die anderen rührten sich.
    »Guten Morgen, Sperber«, grüßte Sephrenia ironisch. Sie schien verärgert.
    »Was ist los?«
    »Ich vermisse meinen Morgentee. Ich wollte ein paar Steine erhitzen, um Wasser zu kochen, aber es ging nicht. Nichts wirkt mehr, Sperber – keine Magie, keine Beschwörungen, nichts. Wir sind in diesem Nimmernimmerland, das Ihr und Ghnomb erschaffen habt, vollkommen wehrlos.«
    »Was könnte uns angreifen, kleine Mutter?« fragte er ernst. »Wir befinden uns außerhalb der Zeit, wo nichts und niemand zu uns dringen kann.«
    Gegen ›Mittag‹ mußten sie feststellen, wie falsch diese Einschätzung gewesen war.
    »Sie bewegt sich, Sperber!« brüllte Talen, als sie sich einem erstarrten Dorf näherten. »Die Wolke! Sie bewegt sich!«
    Es bestand kein Zweifel, daß die Wolke, die Kring am Tag zuvor bemerkt hatte, sich jetzt tatsächlich bewegte. Sie war tintenschwarz und rollte über den Boden auf die kleine Ansammlung strohgedeckter Leibeigenenhütten in einem flachen Tal zu. Ein tiefes Donnergrollen – der erste Laut der Natur, den sie hörten, seit Ghnomb die Zeit angehalten hatte – begleitete ihr unaufhaltsames Vordringen. Hinter ihr blieben tote, verrottende Bäume und Gras zurück, als hätte die kurze Berührung der Finsternis sie binnen eines Augenblicks vernichtet. Die Wolke erfaßte das Dorf. Als sie weiterrollte, war es verschwunden, als hätte es nie existiert.
    Beim Nahen der Wolke hörte Sperber einen rhythmischen Laut, eine Art weichen Aufschlagens, als würden Dutzende nackter Fersen auf den Boden trampeln. Begleitet wurde er von einem tierischen Grunzen; es hörte sich an, als stieße eine Horde Kreaturen in unregelmäßigen Abständen ein kehliges Bellen aus.
    »Sperber!« drängte Sephrenia. »Nehmt den Bhelliom! Zerstört diese Wolke! Ruft Khwaj!«
    Sperber fummelte am Beutel; dann warf er seine Rüsthandschuhe zu Boden und riß das Leinensäckchen auf. Hastig zog er die Saphirrose heraus und umfaßte sie mit beiden Händen.
    »Blaurose!« rief er. »Bring Khwaj!« Der Bhelliom wurde heiß in seinen Händen, und der rote Funke erstrahlte im Herzen ihrer Blütenblätter.
    »Khwaj!« brüllte Sperber. »Ich bin Sperber-von-Elenien! Khwaj wird die Finsternis wegbrennen, die sich uns nähert! Khwaj wird es so machen, daß Sperber-von-Elenien sehen kann, was in der Wolke ist! Tu es, Khwaj! Jetzt! «
    Wieder erschallte das Wutgeheul, als der Trollgott gezwungen wurde, etwas gegen seinen Willen zu tun. Dann erhob sich unmittelbar vor der rollenden schwarzen Wolke eine breite, hohe Wand aus tosenden Flammen. Immer heller wurde die Feuerwand, und Sperber spürte die Wellen furchtbarer Hitze, die davon ausgingen. Die Wolke rollte unaufhaltsam weiter, schien nicht auf die Wand zu achten.
    »Blaurose!« rief Sperber in der Trollsprache. »Hilf Khwaj! Blaurose wird Khwaj ihre Macht und die aller Trollgötter zu Hilfe schicken! Tu es! Jetzt! «
    Der augenblickliche Ausstoß ungeheurer Energie hätte Sperber beinahe aus dem Sattel geschleudert, und Faran wich mit angelegten Ohren und gefletschten Zähnen zurück.
    Plötzlich hielt die Wolke an. Große Risse durchzogen sie, fügten sich jedoch sofort wieder

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