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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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deutete.
    Da war ein Vogel, ein ganz normaler Vogel, eine Lerche, wie Sperber zu erkennen glaubte. Es war nichts ungewöhnlich an dem Tier – wenn man außer acht ließ, daß sie völlig reglos in der Luft hing, so daß man glauben mochte, sie würde von unsichtbaren Händen festgehalten.
    Alle schauten sich bestürzt um. Sephrenia fing zu lachen an.
    »Ich kann wirklich nichts Lustiges daran finden«, brummte Kurik.
    »Alles in Ordnung, meine Herren«, versicherte sie ihnen.
    » In Ordnung? « Tynian blickte sie ungläubig an. »Was ist denn mit der Sonne und diesem dummen Vogel passiert?«
    »Sperber hat die Sonne angehalten – und die Lerche ebenfalls.«
    » Die Sonne angehalten! « rief Bevier. »Das ist unmöglich!«
    »Offenbar nicht. Sperber hat vergangene Nacht mit einem Trollgott gesprochen. Er sagte ihm, wir wären auf Jagd und unser Wild hätte einen großen Vorsprung. Dann hat er den Trollgott Ghnomb gebeten, uns bei der Jagd zu helfen, und das scheint Ghnomb jetzt zu tun.«
    »Das verstehe ich nicht«, wandte Kalten ein. »Was hat die Sonne mit der Jagd zu tun?«
    »So kompliziert ist das gar nicht, Kalten«, sagte sie ruhig. »Ghnomb hat die Zeit angehalten, das ist alles.«
    »Das ist alles? Wie hält man die Zeit an?«
    »Das weiß ich nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Es ist wohl auch nicht ganz richtig. In Wirklichkeit bewegen wir uns außerhalb der Zeit – innerhalb eines Augenblicks, sozusagen zwischen einer Sekunde und der nächsten.«
    »Was hält den Vogel in der Luft, erhabene Sephrenia?« fragte Berit.
    »Wahrscheinlich sein letzter Flügelschlag. Für die übrige Welt verläuft die Zeit völlig normal. Die anderen da draußen können uns nicht einmal sehen. Wenn die Götter etwas tun, worum wir sie bitten, tun sie es nicht immer so, wie wir es erwarten. Als Sperber Ghnomb sagte, daß er Martel einholen wolle, dachte er mehr an die Zeit als an Meilen. Infolgedessen bewegt Ghnomb uns durch die Zeit, nicht über die Entfernung. Er wird sie solange für uns anhalten, wie wir brauchen. Die Strecke zurückzulegen, ist unsere Sache.«
    Stragen kam herangaloppiert. »Sperber!« rief er. »Was, um Himmels willen, habt Ihr getan?«
    Sperber erklärte es ihm kurz. »Kehrt zu den Peloi zurück und beruhigt sie. Sagt ihnen, daß es ein Zauber ist. Erklärt ihnen, daß die Welt erstarrt ist. Nichts wird sich bewegen, bis wir an unserem Ziel angelangt sind.«
    »Ist das wahr?«
    »Mehr oder weniger, ja.«
    »Ihr könnt die Starre doch später wieder aufheben, nicht wahr?«
    »Natürlich – jedenfalls hoffe ich es.«
    »Äh – Sephrenia?« fragte Talen zögernd. »Auf der ganzen Welt hat alles angehalten, außer uns, nicht wahr?«
    »So erscheint es uns. Doch niemand bemerkt es.«
    »Dann können andere uns gar nicht sehen, richtig?«
    »Sie wissen gar nicht, daß wir da sind.«
    Ein bedächtiges, fast ehrfürchtiges Lächeln zog über die Lippen des Jungen. »Gut«, sagte er. »Gut, gut, gut.«
    Auch Stragens Augen glänzten jetzt. »Ja, wirklich gut, Euer Gnaden«, murmelte er.
    »Vergeßt es, alle beide!« sagte Sephrenia scharf.
    »Stragen«, fügte Sperber hinzu. »Sagt Kring, daß wir es nicht mehr eilig haben. Es ist am besten, wenn wir jetzt unsere Pferde schonen. Und niemand da draußen setzt sich ab oder unternimmt irgendwas, bevor wir an unserem Ziel angekommen sind.«
    Es war ein gespenstischer Ritt durch diesen anhaltenden, trüben Sonnenaufgang. Es war weder kalt, noch warm, noch feucht, noch trocken. Die Welt um sie herum war still und unbewegt. Reglose Vögel hingen in der Luft. Leibeigene standen wie Statuen auf den Feldern, und einmal kamen sie einer hohen weißen Birke vorbei, die von einem Windstoß erfaßt worden war, kurz bevor der Trollgott Ghnomb die Zeit hatte erstarren lassen. Eine Wolke goldener Blätter schwebte in der reglosen Luft.
    »Wie spät mag es wohl sein?« fragte Kalten, nachdem sie viele Meilen geritten waren.
    Ulath blinzelte zum Himmel. »Sonnenaufgang, würde ich sagen.«
    »Spaßvogel!« sagte Kalten sarkastisch. »Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe Hunger.«
    »Du bist schon hungrig zur Welt gekommen.« Sperber lachte.
    Sie aßen Marschverpflegung und setzten ihren Weg fort. Eigentlich bestand kein Grund zur Eile, aber das Gefühl, daß die Zeit drängte, steckte in ihnen, seit sie Chyrellos verlassen hatten, und so kanterten sie alsbald wieder.
    Etwa eine Stunde mochte vergangen sein, als Kring von der Nachhut herbeigeritten

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