Elenium-Triologie
mir!« platzte er nach wenigen Sekunden begeistert hinaus. »So machen wir es!« Und schon ritt er los, um seine Leute einzuweihen.
»Bevier«, sagte Tynian, »manchmal erstaunt Ihr mich.«
»Es ist nur eine alte Standardstrategie für leichte Reiterei, Tynian«, erklärte ihm der junge Cyriniker bescheiden. »Ich bin bei meinen Studien der Militärgeschichte darauf gestoßen. Lamorkische Barone bedienten sich dieser List des öfteren, bevor sie Burgen zu errichten begannen.«
»Ich weiß. Aber Ihr habt vorgeschlagen, Frauen als Köder zu benutzen! Ich glaube, Ihr seid doch ein bißchen weltlicher, als Ihr vorgebt, mein Freund.«
Bevier errötete.
Sie folgten Kring etwas langsameren Schrittes, behindert durch die Verwundeten und die Pferde, welche die Toten trugen. Kalten wirkte abwesend und schien irgend etwas an den Fingern abzuzählen.
»Was hast du?« fragte ihn Sperber.
»Ich versuche auszurechnen, um wieviel wir Martel näher auf den Pelz gerückt sind.«
»Nicht ganz anderthalb Tage«, half Talen sofort aus. »Einen Tag und ein Drittel genau. Er ist jetzt noch sechs oder sieben Stunden vor uns. Wir schaffen im Durchschnitt etwa drei Meilen in der Stunde.«
»Dann also ungefähr zwanzig Meilen«, rechnete Kalten aus. »Weißt du, Sperber, wenn wir die ganze Nacht durchreiten, könnten wir morgen bei Sonnenaufgang schon in seinem Lager sein.«
»Wir werden nicht bei Nacht reiten, Kalten. Da draußen ist etwas sehr Unfreundliches, von dem ich mich nicht gern im Dunkeln überraschen lassen möchte.«
Bei Sonnenuntergang schlugen sie ihr Lager auf. Nach dem Abendessen versammelten sich Sperber und die anderen in einem großen Zelt, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.
»Wir wissen im großen und ganzen, was wir tun werden«, begann Sperber. »Die Grenze zu erreichen dürfte kein Problem sein. Kring wird seine Männer ohnehin von den Frauen abziehen, also haben wir den Großteil der Peloikrieger zumindest einen Teil des Weges bei uns. Das wird uns die einfachen zemochischen Soldaten vom Leib halten. Wir werden, zumindest bis wir die Grenze erreichen, nichts zu befürchten haben. Allerdings müssen wir mit Schwierigkeiten rechnen, nachdem wir sie überquert haben. Dafür wird Martel sorgen. Das bedeutet, daß wir ihm so nahe rücken müssen, daß er gar nicht dazu kommt, Zemocher zu sammeln und sie uns in den Weg zu stellen.«
»Du mußt dich entscheiden, Sperber«, warf Kalten ein. »Zuerst sagst du, daß wir nicht bei Nacht reiten, und jetzt sagst du, daß wir Martel näherrücken müssen.«
»Wir müssen ja nicht direkt hinter ihm sein, Kalten. So lange er glaubt , daß wir dichtauf sind, wird er rennen. Ich denke, ich werde ein paar Worte mit ihm wechseln, solange es hell ist.« Er blickte sich um. »Ich brauche ein Dutzend Kerzen. Berit, geht Ihr mir zur Hand?«
»Selbstverständlich, Ritter Sperber.«
»Stellt sie alle auf diesen Tisch – dicht in einer Reihe.« Sperber griff wieder unter seinen Wappenrock und holte den Bhelliom hervor. Er legte ihn auf die Tischplatte und bedeckte ihn mit einem Tuch, um seine lockenden Kräfte zu verhüllen. Als die Kerzen aufgestellt waren und brannten, deckte er den Stein ab und legte die beringten Hände darauf. »Blaurose!« befahl er, »bring Khwaj zu mir!«
Wieder wurde der Stein unter seinen Händen heiß, und der rote Funke erschien in seiner Tiefe. »Khwaj!« sagte Sperber scharf. »Du kennst mich. Ich will den Ort sehen, wo mein Feind heute nacht schlafen wird. Laß ihn im Feuer erscheinen, Khwaj! Jetzt!«
Statt des bisherigen Wutgeheuls erklang jetzt nur noch ein verärgertes Jammern. Die Kerzenflammen loderten auf und vereinten sich zu einer Wand weißgelben Feuers. Das Abbild erschien in diesem Feuer.
Es war ein kleines Lager, lediglich drei Zelte. Es befand sich in einer grasigen Senke mit einem kleinen See in der Mitte. Dem Lager gegenüber, am anderen Ufer des Sees, wuchsen dunkle Zedern. Ein Lagerfeuer brannte in der Mitte des Zelthalbkreises. Sperber prägte sich die Einzelheiten gut ein. »Bring uns näher an das Lagerfeuer heran, Khwaj!« befahl er. »Laß uns die Unterhaltung hören.«
Das Bild veränderte sich, und das Lagerfeuer glitt näher. Martel und die anderen saßen mit vor Erschöpfung eingefallenen Gesichtern um das Feuer.
»Wo sind sie, Martel?« fragte Arissa beißend. »Wo sind diese tapferen Zemocher, mit deren Schutz Ihr gerechnet habt? Pflücken sie Blümchen auf der Wiese?«
»Sie lenken die Peloi ab,
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