Elenium-Triologie
»Verschnauf dich.«
»Besteht noch Hoffnung?« fragte Kalten, während er einen zemochischen Speer abwehrte.
»Nein.«
»Es tut mir so leid, Sperber.«
Es war ein kleiner Trupp Soldaten, zweifellos eine der Abteilungen, die versucht hatten, die Ritter in einen Seitengang zu locken. Sperber näherte sich ihnen entschlossen. Es würde ihm gut tun zu kämpfen. Kämpfen erforderte die volle Aufmerksamkeit und verdrängte alle anderen Gedanken. Rasch bewegte er sich auf das halbe Dutzend Zemocher zu. Es war eine Art ausgleichender Gerechtigkeit. Kurik hatte ihn jede Bewegung, jede technische Feinheit gelehrt, mit der er nun kämpfte, und der ungeheure Grimm über den Tod seines Freundes ließ ihn über sich hinauswachsen. So hatte Kurik Sperber im wahrsten Sinne unschlagbar gemacht. Im Handumdrehen hatte er fünf Soldaten getötet. Der sechste wollte fliehen, doch Sperber nahm sein Schwert rasch in die Schildhand, bückte sich und hob einen zemochischen Speer auf. »Nimm den mit!« rief er dem Fliehenden nach. Dann warf er ihn zielsicher und traf den Zemocher zwischen den Schulterblättern.
»Guter Wurf«, lobte Kalten.
»Komm, helfen wir Tynian und Ulath.« Sperbers Kampfbesessenheit war noch nicht gestillt. Er führte seinen Freund zurück zu der Biegung im Korridor, wo der alzionische Ritter und sein genidianischer Kamerad die Soldaten aufhielten, die auf Adus' Brüllen aus dem Thronsaal gestürmt waren.
»Überlaßt sie mir«, sagte Sperber ausdruckslos.
»Kurik?« fragte Ulath.
Sperber schüttelte den Kopf und machte sich wieder daran, Zemocher zu töten. Er stürmte mitten durch sie und ließ Sterbende und Verstümmelte hinter sich, die seine Gefährten von ihren Qualen erlösten.
»Sperber!« brüllte Ulath. »Haltet ein! Sie fliehen!«
»Beeilt euch!« schrie Sperber zurück, »Wir kriegen sie alle!«
»Laßt sie laufen!«
» Nein! «
»Du läßt Martel warten, Sperber«, sagte Kalten scharf. Kalten stellte sich manchmal dumm, doch Sperber erkannte sogleich, wie geschickt sein blonder Freund ihn zur Vernunft gebracht hatte. Vergleichsweise unschuldige Soldaten zu töten, war nicht mehr als unwürdiger Zeitvertreib, verglichen mit der Notwendigkeit, ein für allemal mit dem weißhaarigen Renegaten abzurechnen.
Er blieb abrupt stehen. »Also gut«, keuchte er, »kehren wir um. Wir müssen ohnehin hinter die Schiebewand zurück, bevor die Soldaten wiederkommen.«
»Fühlt Ihr Euch ein wenig besser?« fragte Tynian mitfühlend, als sie zum Alkoven zurückschritten.
»Nicht sehr«, brummte Sperber.
Sie kamen an Adus' Leiche vorbei. »Geht schon voraus«, sagte Kalten. »Ich komme gleich nach.«
Berit und Bevier warteten am Eingang zum Alkoven.
»Habt ihr sie verjagt?« fragte Bevier.
»Sperber ja«, antwortete Ulath. »Er war sehr überzeugend.«
»Werden sie nicht mit Verstärkung zurückkommen?«
»Nur wenn ihre Offiziere sehr lange Peitschen haben.«
Sephrenia hatte Kuriks Leiche wie einen Schlafenden gebettet. Sein Umhang verbarg die grauenvolle Wunde, die ihn das Leben gekostet hatte. Seine Augen waren geschlossen, seine Züge friedlich. Wieder wurde Sperber von ungeheurer Trauer überwältigt. »Gibt es keine Möglichkeit…«, setzte er an, obwohl er die Antwort bereits kannte.
Sephrenia schüttelte den Kopf. »Nein, Lieber. Es tut mir so leid.« Sie saß neben dem Toten und hielt den weinenden Talen in den Armen.
Sperber seufzte. »Wir müssen weiter, zurück zur Treppe, ehe jemand den Entschluß faßt, uns folgen.« Er blickte über die Schulter. Kalten eilte auf sie zu. Er trug etwas, das er in einen zemochischen Umhang gewickelt hatte.
»Laßt mich«, bat Ulath. Er bückte sich und hob Kurik auf, als wäre der kräftige Knappe ein Kind. Dann kehrten sie zum Fuß der Treppe zurück, die hinauf in die staubige Dunkelheit führte.
»Schiebt die Wand zurück«, bat Sperber, »und seht nach, ob ihr irgend etwas findet, mit dem ihr sie verkeilen könnt.«
»Das geht von oben«, erklärte Ulath. »Wir brauchen nur die Schienen zu blockieren, auf denen sie gleitet.«
Sperber brummte zustimmend und traf einige Entscheidungen. »Bevier«, sagte er bedauernd, »ich fürchte, wir werden Euch hierlassen müssen. Ihr seid schwer verwundet, und ich habe heute schon einen Freund verloren.«
Bevier wollte protestieren, überlegte es sich dann jedoch.
»Talen«, fuhr Sperber fort, »du bleibst hier bei Bevier und deinem Vater.« Er lächelte traurig. »Wir wollen Azash töten , wir haben nicht
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