Elenium-Triologie
Jungen, doch er biß die Zähne voll Haß zusammen.
Sperber hieb sein Schwert in den Körper eines Zemochers, der sich ihm in den Weg stellen wollte, während Kalten den Kopf eines anderen den Korridor entlang rollen ließ.
Adus zerschmetterte einem seiner Soldaten den Schädel und stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus.
Das Brüllen brach plötzlich ab. Adus riß den Mund auf; seine Augen quollen aus den Höhlen. Seine zusammengestückelte Rüstung saß nicht sehr gut, und der Rücken seines Harnisches reichte nicht ganz über die Hüften. Dort, wo nur das Kettenhemd ihn schützte, hatte Talen sein Messer hineingestoßen. Eine Kettenrüstung wehrt zwar Schwert- oder Axthiebe ab, doch vor einem Stich schützt sie nicht. Talens nadelspitze Klinge drang unter dem unteren Rand des Harnisches in den Rücken des schwachsinnigen Berserkers und durchbohrte die Niere. Talen riß das Messer heraus und stach auf der anderen Seite noch einmal zu.
Adus quiekte wie ein Schwein. Er stolperte vorwärts, während er eine Hand auf sein Kreuz drückte. Sein Gesicht war plötzlich totenbleich vor Schmerz und Schock.
Darauf stieß Talen das Messer in die Kniekehle des viehischen Wilden.
Adus stolperte noch ein paar Schritte. Er ließ seine Axt fallen und langte mit beiden Händen nach seinem Rücken. Dann stürzte er, sich vor Schmerzen krümmend, zu Boden.
Sperber und Kalten schlugen die restlichen zemochischen Soldaten nieder, doch Talen hatte bereits das Schwert eines Toten ergriffen. Er stellte sich breitbeinig über Adus und hieb auf dessen behelmten Schädel ein. Dann drehte er das Schwert und versuchte verzweifelt, die Klinge durch den Panzer in Adus' Brust zu stoßen, doch er hatte nicht genug Kraft. »Helft mir!« schrie er. »So helft mir doch!«
Sperber trat an die Seite des weinenden Jungen. Auch über sein Gesicht strömten Tränen. Er ließ sein Schwert fallen und langte nach dem Griff der Klinge, auf die Talen sich mit seinem ganzen Gewicht lehnte. Mit der anderen Hand nahm er die Parierstange. »So mußt du es tun, Talen«, sagte er fast belehrend, als erteile er Anweisungen auf dem Übungsplatz.
Während sie links und rechts des wimmernden Adus standen, faßten der Junge und der Mann das Schwert, und ihre Hände berührten sich um den Griff.
»Wir haben keine Eile, Sperber«, knirschte der Junge.
»Nein«, stimmte Sperber zu. »Wir lassen uns Zeit.«
Adus kreischte, als sie das Schwert langsam in seinen Körper drückten. Das Kreischen endete mit einem gewaltigen Blutschwall aus seinem Mund. »Bitte!« gurgelte er.
Grimmig drehten Sperber und Talen die Klinge.
Adus schrie aufs neue. Er hämmerte den Kopf auf den Boden und trommelte heftig mit den Fersen auf die Fliesen. Sein zukkender Leib krümmte sich, ein neuerlicher Blutschwall ergoß sich über seine Lippen, und schließlich sackte er leblos zusammen.
Talen warf sich weinend über die Leiche und krallte nach den starren Augen des Toten, bis Sperber sich über ihn beugte, ihn sanft auf die Arme hob und dorthin zurücktrug, wo Kurik lag.
29
Der fackelerleuchtete Korridor war immer noch erfüllt von Kampfgetümmel: Klirren von Stahl auf Stahl, Rufe, Schreie und Stöhnen. Sperber wußte, daß er seinen Freunden zu Hilfe eilen mußte, aber er war zu erschüttert und wie gelähmt. Talen kniete neben Kuriks Leiche. Er weinte und hämmerte hilflos mit den Fäusten auf den Steinboden.
»Ich muß gehen«, sagte der große Pandioner schließlich zu dem Jungen.
Talen antwortete nicht.
»Berit«, rief Sperber, »kommt her!«
Der junge Rittergeselle trat mit der Axt in der Hand wachsam aus dem Alkoven.
»Helft Talen«, wies Sperber ihn an. »Bringt Kurik hinein.«
Berit starrte ungläubig auf Kurik.
»Rasch, Junge!« befahl Sperber scharf. »Und kümmert Euch um Sephrenia!«
»Sperber!« rief Kalten. »Es kommen noch mehr!«
»Bin schon unterwegs!« schrie Sperber zurück. Er blickte Talen an. »Ich muß gehen«, sagte er noch einmal.
»Geht nur«, murmelte der Junge. Dann blickte er mit tränenüberströmtem Gesicht und funkelnden Augen wild zu ihm hoch. »Tötet sie alle, Sperber!« sagte er heftig. »Tötet sie alle!«
Sperber nickte. Das wird Talen ein wenig helfen, dachte er. Zorn war ein gutes Mittel gegen den Schmerz. Er nahm sein Schwert und spürte flammende Wut in seiner Kehle brennen. Er hatte fast Mitleid mit den zemochischen Soldaten, als er sich Kalten anschloß. »Laß mich nach vorn«, verlangte er mit tonloser Stimme.
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