Elenium-Triologie
ihn, doch jeder wurde von der wachsenden saphirblauen Aura aufgefangen, mit welcher Bhelliom Sperber schützte.
Otha hatte sein sinnloses Duell mit Sephrenia aufgegeben und kroch, schluchzend vor Angst, zur rechten Altarseite. Annias war auf der linke Seite derselben schmalen Onyxplatte zusammengesackt, Arissa und Lycheas klammerten sich wimmernd aneinander.
Sperber erreichte den schmalen Altar. »Wünsche mir Glück«, flüsterte er der Kindgöttin zu.
»Gewiß, Vater.«
Azash zuckte zurück, als Bhelliom heller glühte, und die flammenden Augen des Idols begannen vor Angst hervorzuquellen. Sperber erkannte, daß ein Unsterblicher, der sich plötzlich dem Tode gegenübersieht, erbärmlich hilflos ist. Allein die Vorstellung verdrängte jeden anderen Gedanken, und Azash konnte nur noch auf die einfachste, ja kindischste Weise reagieren. Er griff nach Elementarfeuer und schleuderte es blind nach dem schwarzgepanzerten Pandioner. Die Druckwelle war ungeheuerlich, als die grünglühende Flamme gegen die leuchtendblaue des Bhelliom prallte. Das Blau flackerte; dann gewann es an Kraft. Das Grün wich zurück, warf sich erneut auf Sperber.
Und dann wurde es ein Kampf zwischen Bhelliom und Azash, und jeder setzte unwiderstehliche Kräfte ein, um seine Existenz zu retten. Keiner von ihnen wollte – oder konnte – nachgeben. Sperber hatte das Gefühl, hier in alle Ewigkeit mit dem Stein in der Hand stehen zu müssen, während Azash und Bhelliom ihren Kampf austrugen.
Es kam von hinter ihm, wirbelte schwirrend wie Vogelschwingen durch die Luft, über seinen Kopf hinweg, und schmetterte gegen die steinerne Brust des Idols, daß gewaltige Funken sprühten. Es war Beviers hakenbewehrte Lochaber. Berit hatte sie, überwältigt von Abscheu vielleicht, auf das Idol geschleudert – eine hilflose Geste des Zorns.
Aber es half.
Das Idol zuckte unwillkürlich vor der Axt zurück, die ihm nicht das geringste anzuhaben vermochte, und für einen winzigen Augenblick versiegten seine Kräfte, sein Feuer. Sperber stürmte voran. Er hielt Bhelliom in der Linken und rammte ihn wie eine Speerspitze auf die Brandnarbe tief am Unterleib des Idols. Seine Hand wurde taub durch den heftigen Aufprall.
Das Donnern und Krachen waren ohrenbetäubend. Sperber war sicher, daß es die ganze Welt erschütterte.
Er senkte den Kopf, spannte die Muskeln und preßte Bhelliom mit aller Kraft auf die glänzende Narbe. Der Gott schrie vor Pein. » Ihr habt versagt! « heulte er. Peitschende Fangarme schnellten von beiden Seiten des Idols hervor und packten Otha – und Annias.
»O mein Gott!« rief Annias gellend, jedoch nicht an Azash gewandt, sondern an den Gott seiner Kindheit. »Rette mich! Beschütze mich! Vergib…« Seine Stimme wurde zum schrillen Kreischen, als der Tentakel sich um seinen Körper zusammenzog.
Es war keine gezielte Bestrafung des Kaisers von Zemoch und des Primas von Cimmura. Wahnsinnig vor Schmerz und Angst und dem Verlangen, jene zu peinigen, die er für seine Niederlage verantwortlich machte, handelte Azash wie ein zorniges Kind. Weitere Arme schnellten herbei und wickelten sich um das schreiende Paar. Und dann begannen die geschmeidigen Tentakel sich in entgegengesetzte Richtungen zu drehen, mit den Bewegungen eines Menschen, der einen nassen Lappen auswindet. Blut und Schlimmeres spritzte zwischen den aalgleichen Fingern des Gottes hervor, während er unerbittlich Othas und Annias' Leben aus ihren Leibern wand.
Sperber schloß die Augen – doch seine Ohren konnte er nicht verschließen. Die schrecklichen Schreie wurden schriller und höher und schließlich zu einem erstickten Quieken.
Dann verstummten sie. Nur noch ein klatschendes Geräusch war zu vernehmen, als Azash zu Boden schleuderte, was von seinen Dienern übrig war.
Arissa übergab sich heftig über den nicht mehr erkennbaren Überresten ihres Geliebten und Vaters ihres einzigen Kindes, als das riesige Idol erzitterte und zersprang. Riesige Brocken behauenen Steins hagelten herab, als es zerbarst. Tentakel versteinerten, brachen ab und zerschmettertem auf dem Onyxboden. Das groteske Gesicht glitt in Stücken vom Kopf. Ein größeres fiel auf Sperbers gepanzerte Schulter, und die Wucht des Aufpralls schlug ihm Bhelliom fast aus den Händen. Mit einem gewaltigen Donnern brach das Idol in der Mitte, und das gigantische Oberteil kippte nach hinten und zerbarst zu unzähligen kleinen Stücken. Nur ein Stumpf blieb, ein von Sprüngen durchzogenes Steinpodest, auf
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