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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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jetzt ist vielleicht die Chance gekommen, auf die er gewartet hat.«
    Sperber schluckte schwer.
    »Es ist ein Risiko«, gab sie gleichmütig zu, »aber wer weiß schon, was man würfelt, ehe die Würfel liegen bleiben.«
    Im Tempel wurde es plötzlich völlig dunkel, während Sephrenia und Otha ihren Kampf fortsetzten, und für einen atemlosen Augenblick schien es, als würde die Dunkelheit ewig währen, so vollkommen war sie.
    Dann kehrte das Licht allmählich zurück. Das Feuer in den großen eisernen Kohlenbecken entzündete sich wieder, und die Flammen begannen aufs neue zu züngeln.
    In diesem Licht richtete Sperber den Blick auf Annias. Das eingefallene Gesicht des Primas' von Cimmura war totenbleich, und seine Augen wirkten leer. Von seiner Besessenheit geblendet hatte Annias dem Grauen, dem er in seiner Gier nach dem Erzprälatenthron seine Seele verpfändet hatte, nie voll ins Gesicht geschaut. Nun hatte er es erblickt, doch nun war es zu spät. Er starrte Sperber an. Seine Augen erflehten stumm irgend etwas, das ihn vor dem Abgrund retten konnte, der sich zu seinen Füßen aufgetan hatte.
    Lycheas lallte in grauenvoller Angst, und Arissa hielt ihn in den Armen, ja klammerte sich an ihn. Das namenlose Entsetzen auf ihrem Gesicht war noch schrecklicher als das Grauen, das sich auf Annias' Zügen spiegelte.
    Der Tempel füllte sich mit Lärm und Licht und wogendem Rauch, während Othas und Sephrenias Magie miteinander rangen.
    »Jetzt, Sperber!« sagte Flöte ruhig.
    Sperber wappnete sich und schritt los. Das Schwert hielt er drohend über die Saphirrose. Fast hatte er den Eindruck, als würde sie sich ängstlich unter der schweren Stahlklinge dukken.
    »Sperber«, sagte die leise Stimme beinahe sehnsüchtig, »ich liebe dich.«
    Doch das nächste Geräusch klang ganz und gar nicht liebevoll. Es war ein mehrstimmiges, mißtönendes Geheul in der Trollsprache. Sperber taumelte, als der Haß der Trollgötter ihn traf. Der Schmerz war unerträglich. Sperber brannte und fror gleichermaßen, und seine Knochen schienen in seinem Fleisch zu wogen. »Blaurose!« keuchte er. Er stolperte und wäre beinahe gefallen. »Befiehl den Trollgöttern, still zu sein. Blaurose muß es tun – sofort! «
    Doch der Schmerz hielt an, und das infernalische Heulen wurde lauter.
    »Dann stirb, Blaurose!« Sperber hob sein Schwert zum Schlag.
    Abrupt verstummte das Heulen, und der Schmerz schwand.
    Sperber überquerte die erste Onyxtribüne und stieg zur nächsten hinauf.
    »Tu es nicht, Sperber!« Die Stimme erklang in seinem Kopf. »Aphrael ist ein boshaftes Kind. Sie führt dich ins Verderben!«
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du warten würdest, Azash«, entgegnete Sperber mit ein wenig zittriger Stimme, während er die zweite Tribüne überquerte. »Warum hast du nicht schon eher zu mir gesprochen?«
    Die Stimme, die er in seinem Geist gehört hatte, schwieg.
    »Hattest du Angst, Azash?« fragte Sperber. »Hattest du Angst, daß deine Worte die Bestimmung ändern könnten, die du nicht zu sehen vermagst?« Er trat auf die dritte Tribüne.
    »Tu es nicht, Sperber!« Die Stimme flehte jetzt. »Ich kann dir die Welt geben!«
    »Nein, danke.«
    »Ich kann dir Unsterblichkeit geben.«
    »Unsterblichkeit! Wir Menschen fürchten den Tod nicht – Götter vielleicht!«
    »Ich werde deine Gefährten töten, wenn du nicht nachgibst!«
    »Alle Menschen müssen sterben.« Sperber trat auf die vierte Tribüne. Ihm war plötzlich, als versuche er, durch festen Stein zu waten. Azash wagte nicht, ihn direkt anzugreifen, um nicht den tödlichen Streich zu provozieren, der sie alle vernichten würde.
    In diesem Augenblick erkannte Sperber seinen einmaligen Vorteil. Die Götter konnten seine Bestimmung nicht sehen, und sie vermochten auch seine Gedanken nicht zu lesen! Azash konnte nicht erkennen, wann er den Entschluß faßte, Bhelliom zu zerschmettern, und so konnte er den Schwerthieb auch nicht aufhalten. Sperber beschloß, diesen Vorteil auszuspielen. Immer noch in seiner Bewegungsfreiheit behindert, seufzte er: »Nun gut, wenn du es so willst.« Wieder hob er das Schwert.
    » Nein! « Der Schrei kam nicht nur von Azash, sondern auch von den Trollgöttern.
    Sperber überquerte die vierte Tribüne. Er schwitzte und keuchte heftig. Vor den Göttern konnte er zwar seine Gedanken verbergen, nicht jedoch vor sich selbst. »Jetzt, Blaurose«, sagte er leise zu Bhelliom, als er auf die fünfte Tribüne stieg, »werde ich folgendes tun. Du und

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