Elenium-Triologie
sein.« Sie lächelte Kurik verschmitzt zu.
Sperber unterdrückte ein Grinsen, als er bemerkte, daß auch sein Knappe rot wurde.
Aslade blickte Berit und Talen fragend an.
»Der Stämmige ist Berit«, stellte Kurik ihn ihr vor. »Er ist ein pandionischer Novize.«
»Seid willkommen hier, Berit«, sagte Aslade.
»Und der Junge ist mein – äh – Anlernling«, stammelte Kurik. »Er soll Knappe werden, und ich bilde ihn aus.«
Aslade musterte den jungen Dieb. »Du solltest dich seiner Kleidung schämen, Kurik«, rügte sie. »Hättest du nicht was Besseres besorgen können?«
»Er ist erst vor kurzem zu uns gekommen, Aslade«, erklärte Kurik ein wenig zu schnell.
Sie musterte Talen eingehender. »Weißt du was, Kurik?« sagte sie schließlich. »Er sieht fast genauso aus wie du in seinem Alter.«
Kurik hüstelte nervös. »Zufall«, murmelte er.
Aslade lächelte Sephrenia an. »Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich schon mit sechs Jahren hinter Kurik her war? Ich brauchte dann noch zehn, bis ich ihn bekam. Steig ab, Talen. Ich habe eine Truhe voll Sachen, aus denen meine Söhne herausgewachsen sind. Da finden wir bestimmt was Passendes für dich.«
Talens Miene wirkte fast wehmütig, als er absaß, und Sperber verspürte plötzliches Mitgefühl, als ihm bewußt wurde, was der für gewöhnlich so schnodderige Junge empfinden mußte. Seufzend wandte er sich an Dolmant. »Wollt Ihr Euch gleich zum Kloster begeben, Eminenz?« fragte er.
»Daß Aslades frischgebackenes Brot kalt wird?« wehrte Dolmant ab. »Was denkt Ihr Euch eigentlich, Sperber?«
Sperber lachte, als sich der Patriarch an Kuriks Weib wandte. »Ihr habt doch hoffentlich auch frische Butter?«
»Gestern früh erst habe ich gebuttert, Eminenz. Außerdem habe ich, bevor ihr kamt, einen Steintopf Pflaumenmus aufgemacht, das Ihr so gern mögt. Wollen wir in die Küche gehen?«
»Worauf warten wir noch?«
Fast ohne daß es ihr bewußt war, hob Aslade Flöte auf den Arm und legte den anderen um Talens Schultern. So ging sie mit ihnen ins Haus.
Das von hohen Mauern umschlossene Kloster, in das Prinzessin Arissa verbannt worden war, stand auf einer Lichtung außerhalb der Stadt. Selten durften Männer dieses strenge Damenstift betreten, doch Dolmants Stand und Autorität verschafften ihnen sofortigen Zutritt. Eine demütige kleine Nonne mit Rehaugen und Pickeln führte sie in ein Gärtchen an der Südmauer, wo die Schwester des verblichenen Königs Aldreas in der schwachen Wintersonne auf einer Steinbank saß, mit einem großen Buch auf dem Schoß.
Arissa hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Ihr langes, dunkelblondes Haar glänzte, und ihre Augen waren von einem so blassen Blau, daß sie den grauen Augen ihrer Nichte, Königin Ehlana, sehr ähnelten. Allerdings sprachen die dunklen Ringe unter ihnen von schlaflosen Nächten voller Bitterkeit und tiefem Groll. Ihre Lippen waren schmal, nicht mehr sinnlich, und die Unzufriedenheit hatte zwei harte Linien in die Mundwinkel gezeichnet. Sperber wußte, daß sie nahe Vierzig war, doch sie sah viel jünger aus. Sie trug keine Schwesterntracht, sondern ein Gewand aus weicher roter Wolle mit offenem Ausschnitt und einen zur kunstvollen Haube geschlungenen Schal. »Euer Besuch ehrt mich, meine Herren«, sagte sie mit sinnlicher Stimme und blieb sitzen. »Ich bekomme so wenig Besuch.«
»Eure Hoheit«, grüßte Sperber sie förmlich. »Ich hoffe, es geht Euch gut.«
»Außer über Langeweile kann ich mich nicht beklagen, Sperber.« Dann blickte sie Dolmant an. »Ihr seid gealtert, Eminenz«, bemerkte sie gehässig und klappte ihr Buch zu.
»Im Gegensatz zu Euch«, erwiderte er. »Darf ich Euch meinen Segen geben?«
»Nein, lieber nicht, Eminenz. Die Kirche hat bereits zuviel für mich getan.«
Sie schaute abfällig auf die Mauer um den Garten und genoß es sichtlich, daß sie den üblichen Segen zurückgewiesen hatte.
Dolmant seufzte. »Ich verstehe. Was lest Ihr da?«
Sie hielt das Buch so, daß er den Titel sehen konnte.
» Die Predigten des Primas Subata «, las er laut. »Ein sehr lehrreiches Werk.«
Arissa lächelte maliziös. »Diese Ausgabe sogar ganz besonders. Sie wurde speziell für mich angefertigt, Eminenz. Innerhalb dieses unschuldigen Einbands, der meine Wärterin, die Äbtissin, täuscht, befindet sich ein Band mit wollüstigen erotischen Gedichten aus Cammorien. Möchtet Ihr, daß ich Euch ein paar Verse vorlese?«
Hart blickte er sie an und sagte kalt: »Nein, danke,
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