Elenium-Triologie
war, waren so genau behauen, daß sie fugenlos aneinanderlagen. Das Dach war mit überlappenden Schindeln gedeckt. Es gab mehrere Nebengebäude, wie Ställe und Schuppen, die alle in die Hügelseite hinter dem Haus gebaut waren, beachtlich war vor allem die riesige, zweistöckige Scheune. Den liebevoll gepflegten Küchengarten umgab ein fester Lattenzaun. Ein scheckiges Kalb stand an diesem Zaun und blickte verlangend auf das welke Möhrenkraut und die frostbraunen Kohlköpfe.
Zwei junge Männer, etwa in Berits Alter, hackten Brennholz, und zwei andere, die um ein paar Jahre älter waren, reparierten das Scheunendach. Sie alle trugen dicke Baumwollkittel.
Kurik schwang sich aus dem Sattel und ging auf die zwei imHof zu. »Wann habt ihr die Äxte das letzte Mal geschliffen?«
fragte er barsch.
»Vater!« rief einer der jungen Männer. Er ließ sein Beil fallen und umarmte Kurik. Sperber bemerkte, daß er mindestens einen Kopf größer als sein Vater war.
Der andere brüllte seinen Brüdern auf dem Scheunendach zu. Sie rutschten an den Rand und sprangen hinunter, offenbar ohne Sorge um Gliedmaßen oder Leben.
Da kam Aslade aus dem Haus gerannt. Sie war eine mollige Frau in einfachem, grauem Kleid und weißer Schürze. An den Schläfen war ihr Haar mit Silber durchzogen, aber die Grübchen in den Wangen ließen sie mädchenhaft aussehen. Sie umarmte Kurik voll herzlicher Wärme, und eine Weile war Sperbers Knappe von seiner Familie umringt, was Sperber mit ein wenig Neid und heimlichem Verlangen beobachtete.
»Bedauern über verpaßte Gelegenheiten, Sperber?« fragte Sephrenia ihn leise.
»Ein bißchen«, gestand er.
»Ihr hättet auf mich hören sollen, als Ihr jünger wart. Das könntet Ihr sein!«
»Mein Stand ist ein wenig zu gefährlich, als daß ich eine Frau an mich binden könnte, und dann noch die Verantwortung für Kinder…« Er seufzte.
»Wenn es soweit ist, lieber Sperber, werdet Ihr daran nicht einmal denken.«
»Diese Zeit, fürchte ich, habe ich längst verpaßt.«
»Wir werden sehen«, sagte sie geheimnisvoll.
»Wir haben Besuch, Aslade«, sagte Kurik zu seiner Frau.
Aslade tupfte mit dem Schürzenzipfel auf ihre leicht feuchten Augen, dann ging sie zu Sperber und den anderen hinüber, die noch in den Sätteln saßen. »Willkommen in unserem Haus«, sagte sie herzlich. Sie knickste vor Sperber und Kalten, die sie kannte, seit sie Kinder waren. »Meine Herren«, sagte sie förmlich. Dann mußte sie lachen. »Kommt herunter, ihr beiden und gebt mir einen Kuß.«
Wie zwei verlegene Knaben rutschten die beiden von ihren Pferden und umarmten sie. »Du siehst gut aus, Aslade.« Sperber bemühte sich um ein wenig Würde vor dem Patriarchen.
»O danke, mein Herr«, sagte sie mit einem neuerlichen, übertriebenen Knicks. Dann lächelte sie über das ganze Gesicht und tätschelte ihre üppigen Hüften. »Ich habe zugenommen, Sperber. Ich fürchte, das kommt vom Abschmecken beim Kochen.« Verschmitzt zuckte sie die Schultern. »Aber wie soll man wissen, ob das Essen gut ist, wenn man nicht kostet.« Sie wandte sich an die Styrikerin. »Liebe, liebe Sephrenia. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen!«
»Zu lange, Aslade.« Sephrenia glitt von ihrem weißen Zelter hinunter und schloß Aslade in die Arme. Dann sagte sie etwas auf styrisch zu Flöte, woraufhin die Kleine schüchtern näherkam und Aslade die Hände küßte.
»Welch schönes Kind!« Fast scheu blickte Aslade Sephrenia an. »Ihr hättet es mir sagen sollen, meine Liebe. Ich bin eine sehr gute Hebamme, wißt Ihr, und es kränkt mich ein bißchen, daß Ihr mich nicht gerufen habt.«
Sephrenia blinzelte sie verwirrt an, dann lachte sie plötzlich laut. »Oh, so ist es nicht, Aslade. Es besteht zwar eine Art Verwandtschaft zwischen uns, doch nicht die, die Ihr vermutet.«
Aslade lächelte Dolmant an. »Kommt herunter, Eminenz«, forderte sie den Patriarchen herzlich auf. »Gestattet die Kirche eine Umarmung – eine völlig keusche, natürlich? Es soll Euch gelohnt sein. Ich habe soeben fünf Laib Brot aus dem Backofen geholt, es ist noch heiß und knusprig.«
Dolmants Augen leuchteten auf, und er saß sogleich ab. As-lade warf die Arme um seinen Hals und küßte ihn schmatzend auf die Wange. »Er hat Kurik und mich getraut, wißt Ihr?« sagte sie zu Sephrenia.
»Ja, Liebes, ich war dabei. Erinnert Ihr Euch?«
Aslade errötete. »Ich erinnere mich nur vage an die Feier«, gestand sie. »Meine Gedanken müssen woanders gewesen
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