Elentaria Saga - Teil 1
faltete das Papier auseinander, las jede Zeile sorgfältig.
Liebester Raja,
wie soll ich beginnen? Wie soll ich dir sagen, dass du mir alles auf der Welt bedeutest und ich niemals zuvor solche Gefühle hatte und sie mich explodieren lassen, mich brennen lassen, wenn ich nur an dich denke, und wenn du dann bei mir bist, ist es so, als würdest du mich vergiften, mit all deiner Liebe, und gleichzeitig bist du die Medizin, nach der ich ewig schon suche. Ich liebe dich, Raja, doch ich weiß auch, dass es für uns keine Zukunft gibt. Ich weiß, dass du ein Prinz mit Leidenschaft bist, dass du nicht hier fort willst, nicht dein Leben aufgeben willst und weil ich nicht will, dass du an meiner Seite unglücklich bist, werde ich dich heute verlassen, damit du so leben kannst, wie du es dir immer gewünscht hast. Vergiss mich, Raja, vergiss mein Herz und meine Liebe, dann wirst du wieder glücklich werden. Du kannst von der Liebe geheilt werden. Du kannst es schaffen. Du bist so stark und mutig, nichts kann dich in die Knie zwingen, nicht einmal die Liebe. Aber ich bin nicht stark, nur wenn du bei mir bist, bin ich es, wenn ich für dich mutig sein kann, bin ich es, wenn ich dich über mein Leben stell, wenn ich dich beschützen will.
Du bist wundervoll, klug und schön. Werde ein guter König. Werde einmal ein guter Vater.
In ewiger Liebe,
dein Leopold
Ich weinte. Ich weinte bitterlich.
Er hatte mich verlassen.
Schnell warf ich den Brief zur Seite und rannte in den Garten hinaus, dort lief ich zum Baum und zum Brunnen und rief immer wieder Leopolds Namen, doch nichts geschah. Er war nirgends zu sehen und dennoch spürte ich seine Nähe, dass er ganz Nah war, ich spürte seine Gegenwart.
Schnell rannte ich wieder zurück in meine Gemächer, schnappte mir Feder, Tinte und ein Blatt Papier, um damit wieder in den Garten zu rennen. Ich setzte mich unter unseren Baum und schrieb ihm ebenfalls einen Brief, dabei zitterte meine Hand, wie sie noch nie in meinem Leben gezittert hatte.
Liebester Leopold,
ich lasse nicht zu, dass du mich verlässt. Es kommt gar nicht in Frage, dass du gehst, dass du einfach aus meinem Leben verschwindest. Nein, du gehörst jetzt zu mir, so wie ich zu dir. Wir sind ein Paar, wir lieben uns, unsere Herzen gehören einander und niemals, ja, niemals lasse ich zu, dass du dir das Herz brichst. Oder meines. Oder ich deines.
Du kommst zurück oder ich lasse nach dir suchen. Du kommst zu mir zurück, Leopold, ich bitte dich, ich bitte dich komm wieder. Wie soll ich ohne dich leben? In den wenigen Tagen bist du meine Luft zum Atmen geworden. Wenn du nicht bei mir bist, bin ich Leer. Und wenn du dann bei mir bist, koche über mit abertausenden Gefühlen. Bitte, Leopold, ich brauche dich zum Leben. Bitte.
Komm. Bitte. Und solltest du nicht kommen. Ich kann dich nicht aufgeben. Ich werde dich suchen, und wenn es im ganzen Land, in ganz Voliera ist. Egal. Ich suche dich. Das verspreche ich dir. Nein, das schwöre ich dir bei meinem Leben.
In ebenso ewiger Liebe,
dein Raja
Nachdem ich den Brief fertig geschrieben hatte, faltete ich ihn zusammen, legte ihn in einen Umschlag und schrieb seinen Namen darauf, dann legte ich den Brief ins Vogelneste, genau auf dem Ast, auf dem Leopold immer als Rehtnap lag.
Noch lange sah ich zu dem Ast. Wahrscheinlich etliche, so viele etliche Stunde, in der Hoffnung er würde auftauchen. Er blieb jedoch fort von mir und ich befürchtete mit sehr großem Schreck, dass er vielleicht nicht einmal im selben Land war wie ich. War er schon fort? Die Frage konnte ich mir nicht beantworten.
Dann ging ich.
Und wartete.
Tagelang wartete ich und gab die Hoffnung schon auf. Er wart fort, dachte ich und sah nicht einmal mehr nach dem Brief im Vogelnest. Ich überlegte schon, wie und wo ich ihn suchen könnte, als ich eines Morgens wach wurde und neben mir ein neuer Brief lag. Ich konnte es kaum glauben. Er hatte sich in mein Zimmer geschlichen, war bei mir gewesen und ich hatte es nicht bemerkt gehabt.
>>Leopold…<<, flüsterte ich, nachdem ich den Brief berührt hatte. Ich riss den Umschlag auf und las, was er mir zusagen hatte, hoffte, er würde zu mir zurückkommen.
Liebester Raja,
wieso bist du so unvernünftig? Wieso hast du dich für mich entschieden? Du wolltest dein Leben behalten und ich wollte dir die Chance geben. Bitte, schreib mir nicht mehr. Gib mich auf, Raja. Wenn du mir noch einmal schreibst, dann kann ich nicht mehr, dann kann ich nicht mehr
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