Elfen-Jagd
Er riß eines von ihnen in Stücke, worauf sich dieses auf unglaubliche Weise streckte und seine vorherige Gestaltlosigkeit wiedererlangte, sobald er es losließ, wobei es einen Klumpen stinkenden Schleims auf seinen Fingern hinterließ.
Jetzt schrie die Elfe immer lauter. Die Scheusale hatten sie schon fast eingefangen. Krach mußte schnell handeln, sonst würde er zu spät kommen. Doch was konnte diese Wesen aufhalten?
Zum Glück trat nun seine neugewonnene Intelligenz in Aktion. Wenn Davonschleudern, In-Grund-und-Boden-Stampfen und In-die-Länge-Ziehen nichts nutzten, dann würde es vielleicht mit Festbinden gehen. Er packte zwei Scheusale und quetschte sie so lange zusammen, bis er ihre unendlich dehnbaren Gliedmaßen fest miteinander verknotet hatte. Dann befestigte er noch ein drittes, viertes und fünftes Scheusal damit, und schon bald hatte er seine Gegner, die ihn auf stupide Weise unbeirrt angriffen, ausnahmslos zu einem Riesenknäuel verzurrt. Ihr Strecken und Zappeln verschlimmerte ihre Lage nur noch, weil sich die Knoten damit ständig enger zogen, und so spuckten, zischten, kratzten und furzten sie wütend aufeinander ein.
Krach ließ das Knäuel fallen, wischte sich an ein paar Handtuchblättern sauber und suchte die Elfe. Die war genauso entsetzt bei seinem Anblick, wie sie es angesichts der Scheusale gewesen war. Er jagte nicht hinter ihr her; er hatte nur sichergehen wollen, daß sie nicht schlimm verletzt worden war.
Als die Elfe ihn stehenbleiben sah, tat sie dasselbe. Es war ein kleines Ding, kaum halb so groß wie Tandy, eine nackte Mädchengestalt mit glitzerndem, zerzaustem Haar und hauchdünnen, schillernden Flügeln, die Blumenmuster aufwiesen. »Du machst keine Jagd auf mich, Oger?«
»Nein. Ziehe in Frieden, Elfe.«
»Aber warum hast du die ganzen Scheusale zu einem Knäuel verknotet, wenn du mich gar nicht auffressen willst?«
»Um dir zur Flucht zu verhelfen.«
Das zu glauben fiel ihr zunächst schwer. »Ich dachte eigentlich, daß du ein Oger wärst, aber du hörst dich nicht wie einer an, und du benimmst dich auch nicht so.«
»Na ja, jeder hat schließlich mal einen schlechten Tag«, verteidigte sich Krach.
Tandy und die Sirene kamen auf die Lichtung. »Er ist ein sanfter Oger«, erklärte die Sirene. »Er hilft den Hilflosen.« Sie stellte die Gruppe vor.
»Ich bin Johann«, sagte die Elfe. Dann, noch bevor sie etwas erwidern konnten, fuhr sie hastig fort: »Ich weiß, das ist ein komischer Name für ein Wesen wie mich, aber als ich geboren wurde, war mein Vater gerade nicht da, und seine Nachricht kam irgendwie verstümmelt bei uns an, so daß ich mit diesem Namen sitzenblieb. Deshalb bin ich auch jetzt auf der Suche nach meinem richtigen Namen. Aber ich bin in eine Windbö geraten, die meinen Flügel verletzt hat, und dann haben die Scheusale…«
»Warum reist du nicht mit uns?« schlug Tandy vor. »Zumindest so lange, bis dein Flügel wieder geheilt ist? Ungeheuer lassen uns meistens in Frieden. Schließlich haben wir unser eigenes dabei.« Besitzergreifend nahm sie Krachs herabhängende Bratpfannenhand.
Johann dachte über den Vorschlag nach. Offenbar war ihr nicht ganz wohl bei dem Gedanken, mit einem Ungeheuer als Begleitung zu reisen. Doch da begannen die ersten Scheusale, sich aus ihrer Verknotung wieder freizuzappeln, und sie überlegte es sich schnell anders. »Gut, ich werde euch begleiten. Bis mein Flügel wieder gesund ist, dauert es ja höchstens ein oder zwei Tage.«
Krach sagte nichts. Er hatte nicht um Begleiter gebeten, aber Tandy war ihm aufgezwungen worden, und die wiederum hatte die Neigung, andere mit einzuladen. Vielleicht lag es ja daran, daß Xanth für sie so unbekannt war, so daß sie sich in der Begleitung anderer Wesen, die damit vertrauter waren, einfach sicherer fühlte. Vielleicht hatte sie sogar recht: Die Sirene hatte ihnen immerhin dabei geholfen, wieder aus dem Kürbis zu gelangen. Eigentlich war es egal. Krach konnte genausogut mit drei Begleiterinnen reisen wie mit einer.
Jetzt brach die Nacht an. Krach suchte die Umgebung nach Nahrung ab und entdeckte ein Bündel reifer Spaghetti, das in der Nähe eines Gewürzbaumes wuchs. Er pflückte einige große Handvoll ab, schüttelte Gewürz darauf und bot das Ganze seinen Begleiterinnen als Abendessen an. Die Mädchen reagierten zunächst etwas zweifelnd und zurückhaltend, doch da alle hungrig waren, verspeisten sie schon kurz darauf das köstliche, glitschige, nach Ogerart zubereitete
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