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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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warf seinen dunklen Schatten voraus. Tatsächlich war es gar keine Wolke, sondern bestand aus einem graublauen, löchrigen Schaum, durch dessen Öffnungen das Jammern schlüpfte. Außerdem besaß es Hunderte von kleinen Füßchen, die über das Wasser huschten und genau solche Spuren darauf hinterließen, wie sie sie zuvor schon bemerkt hatten. Jammerspuren also!
    »Oh, jetzt sind wir verloren!« rief Johann. »Rette dich wenigstens selbst, Krach, indem du untertauchst und dich im Wasser versteckst!«
    Ein Oger sollte sich vor einem Ungeheuer verstecken? Die kleine Elfe ahnte überhaupt nicht die Bedeutung dieser so unschuldig dahingesagten Beleidigung! »Nein«, entgegnete Krach. »Ich werde mit ihm kämpfen.«
    »Das Ding ist doch viel zu groß!«
    »Vermutlich erstickt es seine Opfer, indem es sie umhüllt«, sagte Tandy. Sie ging die Sache von ihrer praktischen Seite an. Seit sie das eigentliche Wesen der Angst im Inneren des Kürbisses kennengelernt hatte, schien sie sich weit weniger zu fürchten als vorher. Ungeheuer waren nur so lange Ungeheuer, wie die eigene Seele noch intakt war. »Gegen Nebel oder Gelee kann man nicht kämpfen.«
    Krach mußte zugeben, daß sie wahrscheinlich recht hatte. Diese ganzen Mädchen ergaben zusammen weitaus mehr Sinn, als er gedacht hätte, bevor er sie kennengelernt hatte. Und außerdem konnte er im Wasser, mit einer zarten, flugunfähigen Elfe auf seinem Kopf, ohnehin nicht wirkungsvoll kämpfen – und wenn sein Gegner nichts Festes, Prügelbares aufzuweisen hatte, waren seine Fäuste so gut wie nutzlos. Es wurmte ihn, zugeben zu müssen, daß es Ungeheuer gab, mit denen ein Oger nicht fertig wurde, doch das schien hier der Fall zu sein. Diese verdammte Schlauschlinge, die ihm Vernunft aufoktroyiert hatte!
    »Ich schwimme voraus!« rief die Sirene. Sie schwebte auf ihrem kraftvoll peitschenden Schwanz im Wasser, so daß es aussah, als sei das Wasser allenfalls hüfthoch. Für Menschenmänner wäre das ein beachtlicher Anblick gewesen. Krach hatte den Eindruck, daß es ihr bestimmt nicht schwerfallen dürfte, einen Meermann zu betören, sobald sie einen aufgespürt hatte. »Ihr schwimmt weiter«, fuhr die Sirene fort. Mit erstaunlicher Schnelligkeit schwamm sie in westlicher Richtung davon.
    Als sie etwas Abstand gewonnen hatte, hielt sie inne und begann zu singen. Sie hatte eine wunderschöne Stimme mit einem unheimlichen, jammernden Unterton, wie das heulende Ungeheuer selbst. Vielleicht imitierte sie es ja auch.
    Das Ungeheuer hielt inne. Dann machte es einen majestätischen Schwenker und rannte auf die Sirene zu, wobei seine winzigen Füße auf der Wasseroberfläche ihre Spuren hinterließen, ohne dabei zu spritzen. Nun war dieses Geheimnis gelüftet, obwohl Krach immer noch nicht begriff, wie die Spuren im Wasser Bestand haben konnten. Doch die Auswirkungen der Magie bedurften ja keiner Erklärungen.
    Nachdem das Ungeheuer den Weg freigegeben hatte, schwammen Krach und Tandy ans andere Ufer. Es war ein ganzes Stück, und Tandy ermüdete bald, was ihr gemeinsames Tempo beeinträchtigte; anscheinend gab es in der Unterwelt keine solch großen Seen. Schließlich schlug Krach ihr vor, sie solle einen seiner Füße ergreifen, damit er sie abschleppen konnte. Tatsächlich wurde er inzwischen selbst müde; er hätte es vorgezogen zu waten, aber dafür war das Wasser viel zu tief. Doch es wäre unogerhaft gewesen, eine Schwäche zuzugeben.
    Schließlich gelangten sie sicher an die nördliche Landzunge, wo sie aus dem Wasser stiegen und sich ausruhten, in der Hoffnung, daß der Sirene nichts zugestoßen war.
    Bald darauf erschien sie auch, tief unter der Wasseroberfläche schwimmend. Dann stieß sie mit dem Kopf hervor und hob instinktiv die Hände, um nach Meerjungfrauenart ihre Locken zurechtzustreichen. »Das war aber interessant!« sagte sie und sprang mit einem Flappen ihrer Schwanzflosse aus dem Wasser, um sich ans Ufer zu setzen. Ihr Schwanz blieb im Wasser verborgen, so daß sie aussah wie eine vor Gesundheit strotzende Nymphe.
    »War das Ungeheuer etwa freundlich?« fragte Tandy zweifelnd.
    »Nein, es hat versucht, mich zu vertilgen. Aber es konnte nicht unter Wasser operieren, weil seine Spuren es an die Oberfläche banden. Da hat es versucht, mich anzulocken, aber beim Anlocken von Wesen kenne ich mich aus und war deshalb zu vorsichtig, um darauf reinzufallen.«
    »Dann warst du ja richtig in Gefahr!« Tandy reagierte inzwischen sehr feinfühlig auf Gefahren, die von

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