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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ungeheuern ausgingen, die ihre Opfer anlockten, ob dies nun mit Hilfe von leicht begehbaren Pfaden oder mit praktischen Gucklöchern geschehen mochte.
    »Nein, nein«, meinte die Sirene und begann ihr nasses Haar auszuschütteln, während sie wieder Menschenbeine bekam und vollends aus dem Wasser stieg. »Wesen meiner Art kann im Wasser nicht viel zustoßen. Nicht daß es viele Wesen meiner Art gäbe – Meerjungfrauen und -männer können ja in der Regel keine Menschenbeine bekommen. Das ist eben mein menschliches Erbe. Natürlich konnte meine Schwester, die Gorgone, auch nie einen Schwanz entwickeln; bei ihr hat sich das Gesicht verändert. Magische Vererbung ist wirklich etwas Seltsames! Aber ich habe mich kurz mit dem Ungeheuer unterhalten. Es hält sich für einen Wal.«
    »Ist das nicht ein mundanisches Ungeheuer?« fragte Johann. Jeder in Xanth wußte, daß die schlimmsten Ungeheuer mundanischen Ursprungs waren, genau wie die schlimmsten Leute.
    »Ja. Aber der hier behauptet, daß einige Wale nach Xanth eingewandert sind und Beine entwickelten, um bis zu den Binnengewässern marschieren zu können. Dann haben sie die Beine einfach behalten, um über die Seen zu laufen. Es sagt, es sei einer der ersten gewesen, ein königliches Ungeheuer sozusagen, ein Prinz seiner Rasse.«
    »Und?« fragte Tandy. »Ist es das wirklich?«
    »Ich glaube nicht. Deshalb jammert es auch so.«
    »Das Leben ist eben überall hart«, meinte Krach ohne viel Mitgefühl. »Verlassen wir jetzt endlich diesen Berg.«
    Tatsächlich hatte die Sonne inzwischen an Strahlkraft verloren und war im Begriff, herunterzupurzeln, wie sie es jeden Tag tat, weil sie einfach nicht lernte, ihre Energie so sparsam einzuteilen, daß sie oben bleiben konnte. Sie mußten sich noch ein bequemes Nachtlager suchen. Glücklicherweise war der Abhang auf dieser Seite nicht sonderlich steil, so daß sie beinahe mühelos hinabgleiten konnten.
    Als sie sich dem nördlichen Fuß des Berges näherten, wo der Wald wieder einsetzte, wurden sie von einer Nymphe begrüßt, die ihnen entgegenkam. Sie war von zarter brauner Hautfarbe, mit grünem, rotgerändertem Haar. Ihr Oberkörper, der zwar schlank und üppig nach Art aller Nymphen war, war leicht rissig, wie die Rinde eines jungen Baumes, und ihre Zehen glichen Wurzeln. Sie trat auf Tandy zu, die von allen am menschenähnlichsten war. »Bitteschön – weißt du, wo Schloß Roogna liegt?«
    »Vor einem Jahr habe ich mal versucht, dort hinzukommen«, erwiderte Tandy. »Aber ich habe mich verirrt. Vielleicht fragst du mal Krach, der weiß es bestimmt.«
    »Oh! Ich frage doch keinen Oger!« rief die Nymphe.
    »Dieser Oger ist halbwegs zahm«, beruhigte Tandy sie. »Er frißt nicht viele Nymphen.«
    Krach gewöhnte sich langsam an diese Sticheleien. Er wartete geduldig, bis die Nymphe etwas Vertrauen zu ihm gefaßt hatte, dann beantwortete er ihre Frage so gut er konnte. »Ich war schon auf Schloß Roogna. Aber im Augenblick reise ich in eine andere Richtung, und der Weg dorthin ist beschwerlich. Es liegt ungefähr westlich von hier.«
    »Ich werd’s schon irgendwie finden«, sagte die Nymphe. »Ich muß.« Sie blickte gen Westen.
    »Warte mal!« protestierte Tandy, ganz wie Krach es erwartet hatte. Das Mädchen besaß genug Mitgefühl, um ganz Xanth darin zu ertränken! »Du kannst doch nicht allein dorthin reisen! Dann verirrst du dich womöglich oder wirst aufgefressen. Warum begleitest du uns nicht, bis wir auf jemanden stoßen, der auch zum Schloß will?«
    »Aber ihr reist doch nach Norden!« wandte die Nymphe ein.
    »Das schon, aber dafür reisen wir auch sicher, wegen Krach.« Erneut zeigte Tandy auf ihn. »Einen Oger stört niemand.«
    »Da ist etwas dran«, meinte die Nymphe. »Ich will ihn lieber auch nicht stören.« Sie dachte nach. Offenbar war sie etwas müde. »Ich könnte euch dabei helfen, Nahrung und Wasser zu finden, so etwas kann ich gut. Ich bin eine Dryade.«
    »Oh, eine Baumnymphe!« rief die Sirene. »Da hätte ich schon früher drauf kommen können! Was machst du denn hier, so ganz ohne Baum?«
    »Das ist eine kurze Geschichte. Laßt mich zuerst einen Ort für euch suchen, an dem ihr lagern könnt und etwas zu essen habt, dann werde ich sie euch erzählen.«
    Die Dryade hielt ihr Versprechen. Schon bald lagerten sie gemütlich auf einer Lichtung neben einer großen Eierpflanze, deren reife Eier von der Sonne hartgekocht worden waren. Daneben befand sich ein Seltersgewässer, das perlend glitzerte.

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