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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie saßen im Kreis, pellten Eier und schöpften Selterswasser mit den Schalen. Nachdem alle sich einander vorgestellt hatten und die Reisegefährten erfuhren, daß die Dryade nach ihrem Baum Feuereiche hieß, berichtete sie von ihrem Schicksal.
    Obwohl sie wesentlich jünger aussah, war sie hundert Jahre alt. Ihr ganzes Leben hatte sie mit ihrem Feuereichenbaum verbracht, der im Jahre ihrer Entstehung aus einer Feuereichel gesprossen war. Wie alle Dryaden war sie mit ihm zusammen aufgewachsen, hatte ihn beschützt und ihrerseits seinen Schutz genossen. Dann war in der Nähe ein Menschendorf errichtet worden, und die Dorfbewohner waren gekommen, den Baum zu fällen, um aus seinem Holz ein Feuerwehrhaus zu bauen. Feuereichen gaben gutes, feuerfestes Holz, erklärte die Dryade; es sah selbst so aus, als würde es brennen, ein Effekt, der dem Elmsfeuer glich. Das verlieh dem Baum ein hübsches Aussehen, und die Illusion schützte ihn auch vor Raubinsekten (mit Ausnahme von Feuerameisen). Vergeblich hatte die Dryade Protest eingelegt und darauf hingewiesen, daß das Fällen des Baumes sowohl den Baum als auch sie selbst dem Tod ausliefern würde.
    Doch die Dorfbewohner wollten das Holz haben und waren nicht darauf eingegangen. Da hatte sie die Vollmondnacht ausgenutzt, um einen Mondwahnrand um den Baum zu weben, der ihn vor den Menschen verbergen würde. Doch der Wahnrand würde schon in wenigen Tagen seine Wirkung verlieren, nämlich wenn der Mond zu einer Sichel zusammengeschrumpft war, so daß der Baum wieder zu erkennen sein würde. Deshalb mußte sie ihre Mission in diesen wenigen Tagen zu einem erfolgreichen Ende führen, sonst wären sie verloren.
    »Aber wieso reist du dann zum Schloß Roogna?« wollte Johann wissen. »Dort verarbeitet man doch auch Holz, oder?«
    »Dort ist der König!« erwiderte Feuereiche. »Ich habe gehört, daß er ein Umweltschützer ist. Der beschützt seltene Bäume.«
    »Das stimmt«, warf Krach ein. »Er beschützt auch seltene Ungeheuer.« Zum ersten Mal wurde ihm klar, weshalb König Trent wahrscheinlich eine Ogerfamilie in der unmittelbaren Umgebung von Schloß Roogna geduldet hatte: Sie waren seltene Wesen der Wildnis gewesen. »Er sucht immer nach Lösungen, die der Umwelt den geringsten Schaden zufügen.«
    Die Dryade blickte ihn neugierig an. »Du sprichst aber gar nicht wie ein Oger!«
    »Er ist in eine Schlauschlinge getappt«, erklärte Tandy. »Die hat ihn mit Klugheit gestraft.«
    »Wie kannst du denn ohne deinen Baum hier überleben?« fragte die Sirene. »Ich dachte, daß Dryaden ihre Bäume allenfalls für wenige Augenblicke verlassen könnten.«
    »Das habe ich auch geglaubt«, erwiderte Feuereiche. »Aber als mein Baum in Todesgefahr schwebte, hat mir die Verzweiflung ungewöhnliche Kräfte verliehen. Für meinen Baum kann ich tun, was getan werden muß. Allerdings fühle ich mich ohne ihn schrecklich unsicher. Der Baum ist meine Seele.«
    Tandy und Krach zuckten zusammen. Diese Analogie war mehr als ungemütlich. Es war alles andere als angenehm, von der eigenen Seele getrennt sein zu müssen.
    »Das Gefühl kenne ich«, meinte die Sirene. »Ich habe mein ganzes Leben in ein und demselben See verbracht. Aber plötzlich wurde mir klar, daß das ein ziemlich trübseliger Ort für eine einsame Meerjungfrau war, deshalb suche ich jetzt nach einem besseren See. Aber mein alter See fehlt mir trotzdem, denn er enthält die Erfahrungen meines ganzen Lebens, und ich frage mich manchmal, ob ich ihm wohl auch fehle.«
    »Woher willst du denn wissen, ob der neue See nicht genauso trübselig sein wird wie der alte?« wollte Feuereiche wissen.
    »Das wird er schon nicht, wenn der richtige Meermann darin lebt.«
    Die Dryade errötete, wobei ihr Gesicht einen Augenblick lang die Feuerfarbe ihres Baumes annahm. »Oh.«
    »Du bist hundert Jahre alt – und hast keine Erfahrungen mit Männern gesammelt?« fragte Tandy erstaunt.
    »Na ja, ich bin doch eine Dryade«, verteidigte sich Feuereiche. »Wir haben nicht viel mit Männern zu tun – nur mit Bäumen.«
    »Was hast du denn so für Erfahrungen gemacht?« fragte die Sirene Tandy.
    »Ein Dämon hat – nein, ich rede lieber nicht darüber.« Jetzt war Tandy mit dem Erröten an der Reihe. »Na ja, jedenfalls ist mein Vater ein Mann.«
    »Das sind die meisten Väter«, bemerkte die Sirene.
    »Meiner nicht!« protestierte Krach. »Mein Vater ist ein Oger!«
    Doch sie beachtete seinen Einwurf nicht. »Ich habe meine Beine von meinem Vater

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