Elfen-Jagd
ist doch Vergewaltigung!« rief Blyght entsetzt.
»Das ist Spaßhaben«, konterte er. »Ogerinnen erwarten das und schenken dem Oger dafür weitere kleine Oger. So lieben sich die Oger nun einmal.«
»Na ja, die Menschen lieben sich jedenfalls nicht so.«
»Ich weiß. Menschen sind so sanft, daß man sich manchmal fragt, ob sie überhaupt eine Ahnung haben, was sie da eigentlich tun. Prinz Dor und Prinzessin Irene sind schon seit vier Jahren dabei, endlich zur Sache zu kommen. Also wenn die nur ein bißchen mehr Ogerblut in ihren Adern hätten, würden vier Sekunden genügen, um…«
»Ach so, ja, ja…« meinte sie. »Na ja, dieser Dämon hat jedenfalls auf Ogerweise versucht, Tandy zu lieben…«
»Verstehe! Das hat Tandy bestimmt nicht gefallen.«
»Genau. Sie ist ja keine Ogerin. Und deshalb hat sie ihr Heim verlassen, um nach Hilfe zu suchen. Und der Gute Magier hat ihr gesagt, sie solle mit dir reisen. Denn auf diese Weise kommt der Dämon nicht an sie heran.«
»Klar. Wenn sie will, daß ich den Dämon vermöbele, werde ich das schon mit Gekrache tun. Schließlich ist mein Name ja auch Krach.«
»Das ist nicht ganz, was sie möchte. Verstehst du, sie möchte heiraten – einen anderen als den Dämon. Und sie hat dem richtigen Mann auch einiges zu bieten. Deshalb hofft sie, auf dieser Reise einen geeigneten Ehemann zu finden. Aber…«
»Aber das ist ja wunderbar!« sagte Krach in bester Nichtoger-Tradition. »Vielleicht finden wir ja einen netten Menschenmann, der genau der Richtige für sie ist.«
»Du hast mein Aber nicht abgewartet, Krach.«
»Aber was?«
Sie zögerte. »Sie mag dich.«
»Natürlich, und ich mag sie ja auch. Deshalb werde ich ihr auch dabei helfen, den richtigen Mann zu finden.«
»Ich glaube, du verstehst mich nicht, Krach. Es kann durchaus sein, daß sie ihren idealen Menschenmann gar nicht mehr haben will, wenn sie ihn schließlich findet, weil sie dich schon zu sehr mag.«
Er kicherte. »Keiner mag einen Oger zu sehr!«
Das Messingmädchen schüttelte zweifelnd den Kopf. »Da bin ich mir nicht so sicher. Du bist kein gewöhnlicher Oger, wie man mir erzählt hat. Zum einen bist du wohl viel schlauer als die meisten anderen Oger.«
»Das liegt nur am Fluch der Schlauschlinge. Wenn ich die erst mal los bin, werde ich wieder herrlich dumm sein. So wie jeder andere Oger auch. Vielleicht sogar noch mehr.«
»Hm, da ist wohl was dran«, meinte Blyght. »Ich glaube nicht, daß Tandy es sehr gern hätte, wenn du wieder zu einem gewöhnlichen Oger würdest.«
Der Raum hörte auf zu schaukeln, nachdem er ein letztes Rucken von sich gegeben hatte, das Blyght von seinem Knie warf. »Na ja, jetzt sind wir in der Papierwelt«, sagte sie.
Tatsächlich öffnete sich der Aufzug, um eine richtige Papierwelt freizugeben: Grüngefärbte Papierschnitzel dienten als Rasen; braune und grüne Papiersäulen stellten Bäume dar; am blau bemalten Himmel hing eine flache Papiersonne. Wenigstens war diese Welt farbig und bunt, im Gegensatz zu der farblichen Monotonie der restlichen Kürbiswelt.
»So, weiter komme ich nicht mit«, sagte Blyght, als Krach ausstieg. »Wenn es dich irgendwie trösten sollte: Ich glaube, daß du in mancherlei Hinsicht immer noch reichlich dumm bist, trotz deiner Schlauschlinge.«
»Danke!« sagte Krach geschmeichelt.
»Tschüs, Oger!« Die Tür schloß sich wieder, und das Messingmädchen war verschwunden. Krach rüstete sich innerlich für das nächste Abenteuer, das ihn hier gewiß erwarten würde.
Überall war Papier. Krach erblickte einen Vogel und fing ihn aus Neugier ein, um ihn zu betrachten, denn er sah seltsam aus. Nach genauerer Betrachtung wirkte er sogar noch seltsamer: Er war aus Papier. Seine Flügel waren gerieft, der Leib bestand aus einem Papierzylinder, der Schnabel aus einem verstärkten, bemalten Dreieck aus Karton. Er ließ den Vogel wieder frei, und der flog mit einem papiernen Rascheln davon.
Es gab auch Käfer und Schmetterlinge aus Papier, und sogar die Sträucher und Steine und Pfützen waren aus buntem Papier. Das sah alles recht harmlos aus.
Da kam eine kleine Papiermaschine auf ihn zugejagt. Während seiner Reise nach Mundania hatte Krach Maschinen gesehen, und er mochte sie nicht, denn es waren störrische, mechanische Dinger. Diese hier war zwar zu klein, um ihn wirklich belästigen zu können, dennoch fühlte er sich von ihr leicht belästigt. Sie feuerte ein klebriges Papierkügelchen auf ihn ab.
Das Papierkügelchen traf ihn am
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