Elfen-Jagd
Erwähnung der Suppe hungrig gemacht hatte. Er hatte einmal einen Bullen zu einem Suppenwürfel zerdrückt und ausgekocht; ja, davon könnte er jetzt etwas gebrauchen! »Ich will nur den Nachthengst finden und mein Seelenpfand einlösen. Wenn du mir dabei nicht helfen willst, dann geh mir gefälligst aus dem Weg!«
»Wohrhoftüg, üch wörde düch zörschmöttern!« tobte der Flaschengeist und wurde purpurrot im Gesicht. Mit riesigen, klauenbewehrten Händen griff er nach dem Hals des Ogers.
Krach packte die Gliedmaßen des Flaschengeistes und knotete sie zusammen, wie er es schon bei den Scheusalen getan hatte, die Johann gejagt hatten. Dann stopfte er das Wesen mit dem Kopf zuerst wieder in die grüne Flasche. »Tölpel! Ongloibüger!« kreischte der Flaschengeist, und seine Worte klangen ein wenig verzerrt, weil sein Mund gerade durch den Flaschenhals gedrückt wurde. »Wölch verfluchte Untot üst düses?«
»Ich habe dich gewarnt«, sagte Krach und stopfte mit dem Zeigefinger ein weiteres Stück von dem Flaschengeist in das Behältnis. »Leg dich nicht mit Ogern an. Die verstehen keinen Spaß.«
So sehr er sich auch wehren mochte, der Flaschengeist war dennoch unfähig, gegen Krachs Kraft anzukommen. »Ooooh! Ouuuuuaaa!« ertönte seine durch das Glas gedämpfte Stimme. »OoooooOooooo!« Denn nun hatte Krach seine Finger in das gasartige Hinterteil des Wesens gepiekt.
Da kam plötzlich eine Hand aus der Flasche und schwenkte eine weiße Fahne.
Krach wußte, daß dies Kapitulation bedeutete. »Warum sollte ich dich beachten?« fragte er.
»Mmphmph oinen Wunsch froi«, rief die Stimme tief aus dem Inneren der Flasche.
Das klang verheißungsvoll. »Aber ich brauche keinen Wunsch für meinen Tod.«
»Mmmmph uummph!«
»Also gut, Flaschengeist. Gewähre mir einen positiven Wunsch.« Krach zog seinen Finger aus dem Flaschenhals.
Der Flaschengeist kam rückwärts aus der Flasche gekrochen.
»Wos wünschest do, o Schröcklücher?« fragte er und rieb sich dabei mit den Händen sein Hinterteil.
»Ich will wissen, wie ich in die nächste Welt komme.«
»Üch wor um Begrüff, düch dort hünzuschücken!« rief der Flaschengeist gekränkt.
»Ich meine die nächste Kürbisszenerie. Wie komme ich dort hin?«
»Och so.« Der Flaschengeist dachte nach. »Nöchstgelögen mog wohl du Spügelwölt soin. Doch dos üst kein Ort für deinesgleichen. Doin bloßer Onblück würde sü zerstören.«
Dieses Wesen versuchte, ihn mit Schmeicheleien einzulullen! »Versuch’s trotzdem.«
»Om dör Weichheit deines Hürnes wüllen – ös sei!« Der Flaschengeist machte eine theatralische Geste, und plötzlich blitzte es grell auf. »Ös würd dür noch loid tuuuuuuun!« rief die Stimme des Wesens aus der Ferne und wurde immer schwächer, als würde sie mit Schallgeschwindigkeit davoneilen.
Krach rieb sich die Augen und erlangte nach und nach sein Sehvermögen wieder. Er stand inmitten einer Versammlung entsetzlicher Oger. Einige von ihnen waren viel größer als er, andere wiederum viel kleiner; manche waren dick und rund, andere ausgemergelt und hager; es waren Oger dabei, die Ballonköpfe und quadratische Füße besaßen, während es sich bei wiederum anderen genau umgekehrt verhielt.
»Was ist denn das?« fragte er und kratzte sich am Kopf, obwohl er gar keine Flöhe mehr hatte.
»Das… das… das… das«, wiederholten die Oger in einem schwächer werdenden Echo und kratzten sich ebenfalls dabei am Kopf.
Die Schlauschlinge brauchte nicht mehr zu wissen, um sofort zu einer Schlußfolgerung zu kommen: »Spiegel!«
»Gel… gel… gel… gel«, pflichteten die anderen Oger ihm bei.
Krach schritt zwischen den Spiegeln umher und erblickte sich selbst in vielfacher Verzerrung. Der Raum war zwar gerade geschnitten, doch nach einer Weile wiederholten sich die Bilder. Mißtrauisch geworden, machte er mit einem hornigen Fingernagel einen Kratzer auf eine Spiegelecke und schritt den Raum entlang, wobei er die Ecken der Spiegel genauestens musterte. Tatsächlich – schon bald kam er an einen Spiegel mit einem Kratzer. Das war mit Sicherheit derselbe. Dieser Raum war eine unendliche Widerspiegelung, wie zwei einander anblickende Spiegel. Das war eine Schlaufe, wie man sie ihm zu vermeiden ans Herz gelegt hatte. In der Tat erblickte er nun drei Bindfäden: Er hatte seine eigene Spur wieder aufgenommen. Nun war er gefangen.
Der Flaschengeist hatte recht gehabt: Dies war kein Ort für seinesgleichen. Schon wurde sein Hunger
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