Elfen-Jagd
ihm über Tandy erzählt hatte. Konnte es etwa sein, daß dieses winzige Menschenmädchen ihn mehr mochte, als schicklich war, wenn man bedachte, daß man Oger überhaupt nicht zu mögen hatte? Und wenn dies der Fall sein sollte – inwieweit träfe ihn die Schuld dafür? Sollte er sie anfauchen, um sie zu entmutigen? Das schien die beste Lösung zu sein.
Er betrat das Kartenhaus und gab acht, es nicht zum Einsturz zu bringen. Solche Gebäude brachen schnell zusammen, und schließlich konnte das hier das Tor sein, das aus dem Papierland hinausführte. Er hatte das Gefühl, in den Kürbiswelten recht gut voranzukommen, und er wollte endlich bis zur letzten Station vorstoßen, um sich dem Dunklen Pferd zu stellen.
Die Innenwand zeigte die Kreuz-Zwei. Das Kreuz mit seiner Keulenform war natürlich die Lieblingsfarbe des Ogers. Es ging doch nichts über eine gute, schwere Keule, wenn man sich mit Gewalt erfrischen wollte! Dann war da der Karo-Bube, der mit seinem Diamantensymbol den Reichtum der Drachen darstellte. Sein Intelligenzfluch ließ ihn den Symbolismus der Karten begreifen. Er erinnerte sich daran, wie viele dieser hellen kleinen Steine die Drachendame besaß; das hier war wahrscheinlich ihre Karte. Dann gab es die Pik-Zwei mit ihrem Schaufelsymbol. Das war die Farbe der Bauern.
In der Mitte des Kartenhauses befand sich der Joker. Diese Karte stellte einen wunderschön brutalen Oger dar, dessen Beine in Dampfwolken endeten. Aber natürlich! Krach drückte dagegen, weil er davon ausging, daß dies sein Tor zur nächsten Welt war – und das ganze Gebäude brach zusammen.
Die Karten waren natürlich nicht sehr schwer, und schon einen Augenblick darauf steckte Krach seinen Kopf aus den Trümmern, um sich umzusehen.
Die Szenerie hatte sich verwandelt. Das Papier war verschwunden, und weder der bemalte Himmel noch die Papierbäume waren noch zu sehen. Statt dessen erblickte er eine weite, sandige Ebene wie jene, in der er den Nachtmähren begegnet war, nur daß diesmal die Sonne ihre heißen Strahlen darauf scheinen ließ.
Er entdeckte einen Gegenstand, der hübsch in der Wüste glitzerte, doch von einem anderen Schimmern war als ein Diamant. Neugierig stampfte Krach darauf zu. Es war eine grüne Flasche, die halb im Sand begraben lag und deren Verschluß reich verziert war. Er fühlte sich zu ihr hingezogen: Wenn man einer solchen Flasche kunstvoll den Boden abschlug, hatte man eine gute, brauchbare Waffe.
Er hob sie auf und erblickte neblige Bewegungen in ihrem Inneren, wie von langsam umherwirbelnden Dunstschwaden. Der Korken wies ein glänzendes metallisches Siegel auf, und darin war ein Wort eingraviert: NARR.
Nun ja, das entsprach ja auch dem Wesen der Oger. Er war schrecklich durstig. Vielleicht enthielt die Flasche ja etwas Gutes zu trinken. Krach riß das Siegel ab und entkorkte die Flasche mit den Zähnen. Schließlich wußte er ja auch nicht, wie lange es dauern würde, bis er hier im Kürbis etwas zu trinken fand. Doch eigentlich war es wohl eher die Schlauschlinge, die für sein Verhalten verantwortlich war. Denn nur ihretwegen wurde er neugierig.
Als der Korken mit einem Knall aus der Flasche schoß, trat dichter Dampf hervor und dehnte sich immer mehr aus. Zu schade – der ließ sich weder essen noch trinken, und außerdem roch er nach Schwefel. Krach mußte niesen.
Der Dampf verdichtete sich zu einer großen grünlichen Wolke, die in der Luft umherwirbelte, ohne sich dabei jedoch aufzulösen. Kurz darauf ragten zwei muskulöse Arme daraus hervor, und der Rest bildete Kopf und Oberkörper einer gasförmigen Menschengestalt aus, die annähernd von Krachs Größe war.
»Wer bist du?« fragte Krach.
»Hohoho!« dröhnte das Wesen. »Üch bün dör Goist dör Flosche. Du host müch böfroit, und ols Belohnung soi dür zutoil, d Ort doines Todes sölber zu wöhlen!«
»Ach, so einer«, meinte Krach unbeeindruckt. »Einen Flaschengeist.« Jetzt, im nachhinein, erkannte er in diesem Wesen die Gestalt der Jokerkarte. Er hatte sie zwar für einen Oger gehalten, aber Oger besaßen natürlich dicht behaarte Beine und große Plattfüße und keine Rauchschwaden.
»Wüllst du müch norren, du Obschoum aller Öxkrömönte?« fragte der Flaschengeist und schwoll zornig an. »Hüte düch, ouf doß üch düch nücht zu oinem wünzügen Wörfel zörmolme, om ous dür oine Boullüonsuppe zu kochen!«
»Hör zu, Flaschengeist, ich habe keine Zeit für so einen Blödsinn«, sagte Krach, obwohl ihn die
Weitere Kostenlose Bücher