Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
niemandem trauen - auch nicht sich selbst.“
„Ich sage dir doch, dass ich niemandes Diener bin.“ Im Gesicht des Händlers zuckte es nervös.
„Wo liegt sie, diese Wolfsinsel?“
„Weit im Norden.“
„Ich habe nie von ihr gehört.“
Mergun trat etwas vor.
„Bleib, wo du bist!“, kreischte der Händler.
„Leg den Bogen weg, ich werde dir bestimmt nichts tun!“
„Man kann nicht vorsichtig genug sein, Fremdling. Weißt du, welches Recht in diesem einstmals so zivilisierten Land herrscht? Es ist das Recht des Stärkeren.“
Er legte seinen Bogen zur Seite (jedoch so, dass er jederzeit erreichbar blieb) und winkte Mergun herbei.
„Ich weiß nicht, ob deine Geschichte wahr ist, Fremdling. Aber das soll mir im Augenblick auch egal sein. In diesem Land herrscht Krieg, weißt du? Und da muss man vorsichtig sein, wenn man überleben will.“
„Es herrscht Krieg?“, fragte Mergun.
Er erinnerte sich an das riesige Heer des Taykor.
Der Händler lachte schallend.
„Wenn du das nicht einmal weißt, so musst du wahrhaftig von weit her kommen!“, stellte der Händler dann fest.
„Wer führt Krieg? Und gegen wen?“, fragte Mergun.
„Die Götter selbst sind es, die miteinander streiten. Und die Menschen sind ihre Soldaten. Bauern auf einem Schachbrett, mehr nicht. Taykor heißt der eine Gott - und Ahyr der andere. Die beiden hassen sich bis in den Tod, und es will mir scheinen, als würde der Krieg mit dem Ende einer dieser Gottheiten enden!“ Das Gesicht des Händlers war finster geworden.
Sein Gesicht war Mergun zugewandt, aber die Augen des Händlers schienen durch ihn hindurch zu blicken - an irgendeinen Ort, den es nicht gab.
„Wäre das denn nicht gut so?“, fragte Mergun. „Wäre es nicht gut, wenn dieser Krieg das Ende eines Gottes zur Folge hätte? Dann gäbe es immerhin einen Gott weniger in dieser von Göttern so übel heimgesuchten Welt!“
„Ja, es gäbe wohl einen Gott weniger. Aber dafür wäre dann ein anderer doppelt so mächtig. Und das ist vielleicht noch schlimmer.“ Die Züge des Händlers hatten sich deutlich entkrampft. Er sagte zu Mergun: „Komm, setz dich zu mir auf den Karren! Du kannst mit mir fahren!“
Mergun nahm dankend an und setzte sich zu dem Händler auf den Bock.
„Du hast mir noch immer nicht deinen Namen gesagt“, stellte Mergun fest.
„Ich bin Panojus, ein fahrender Händler. Doch ich habe nicht vor, länger als unbedingt notwendig in diesem verfluchten Land zu verweilen. In Balan will ich meine restlichen Waren verkaufen und dann nehme ich ein Schiff zur Falkeninsel - vorausgesetzt, es sind noch Schiffe vorhanden. Auf der Falkeninsel lassen sich zwar nicht so gute Geschäfte machen, wie auf dem Festland (die Insulaner sind nämlich nicht gerade reich), aber auf der Insel bin ich wenigstens vor den Göttern und ihrem verflixten Krieg sicher. Oh, diese Götter! Ich möchte ihnen den Hals umdrehen!“
„Jetzt verstehe ich einiges, Panojus!“
„Was willst du damit sagen?“
„Auf meinem Weg sah ich Taykor und seine Soldaten.“ Der Händler erbleichte.
„Wo?“
„Einige Tagesreisen von hier entfernt hat Taykor seine Zelte aufgeschlagen. Eine gigantische Armee sammelt sich dort. Ich habe mich lange gefragt, gegen wen dieses Heer eigentlich kämpfen soll, aber nun verstehe ich.“
Panojus trieb seinen Gaul zu größerer Eile an.
„Es wird Zeit, sich aus dem Staub zu machen!“, brummte er düster.
„Das Tier kann nicht schneller!“, stellte Mergun sachlich fest.
„Außerdem besteht kein Grund zur Eile.“
„Kein Grund zur Eile? Was glaubst du wohl, was die Soldaten des Taykor mit uns machen, wenn sie uns kriegen!“
„Haben wir etwas getan, was gegen irgendwelche Gesetze der einen oder anderen Seite dieses Konfliktes verstößt?“
„Danach fragen diese Bestien gar nicht erst! Die stoßen dir sofort das Messer zwischen die Rippen!“
Aber es half alles nichts. Der Gaul konnte den Karren einfach nicht schneller ziehen.
Mit der Zeit beruhigte sich Panojus wieder etwas. Die panische Angst, die ihn für einige Augenblicke befallen hatte, war von ihm gewichen.
Aber er beobachtete sehr genau seine Umgebung.
Schon die kleinste Regung von etwas Lebendem konnte ihn dazu veranlassen, blitzschnell zu seinem Bogen zu greifen und diesen auch zu gebrauchen. Doch es zeigte sich niemand. Zudem war die Ebene, in die sie jetzt kamen, recht gut zu überschauen.
„Man müsste gegen die Götter kämpfen und sie alle von ihrem
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