Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Reicher aus.“
„Ich bin ein Gott.“
Mergun runzelte die Stirn, als er dies hörte.
Er sah den kleinen Gnom mit den traurigen Augen erstaunt an.
„Du hast dich keineswegs verhört, mein Freund! Ich bin Shaykaliin, der kleinste unter den Göttern. Und dein Name, fremder Wanderer? Wie lautet dein Name?“
„Man nennt mich Mergun.“
„Also gut, Mergun. Hast du einen Wunsch? Nun? Was ist?
Möchtest du einen Beutel voller Goldmünzen? Oder eine neue Hose?
Einen neuen Gürtel?“
„Nun“, meinte Mergun, „wenn das so ist... Ich habe einen Bärenhunger!“
„Was willst du essen? Früchte? Fleisch? Möchtest du Wein?“
„Fleisch!“
Und plötzlich befand sich in Shaykaliins Hand eine Platte mit dampfendem Fleisch.
Er reichte sie Mergun.
Dieser konnte kaum fassen, was er soeben mit eigenen Augen gesehen hatte.
„Iss, Mergun. Iss und versprich mir zuzuhören. Ich brauche jemanden, der mir zuhört. Jemanden, der mich wenigstens für den Augenblick so akzeptiert, wie ich bin.“
„Ich werde dir zuhören“, versprach Mergun und schob sich den ersten Bissen in den Mund. „Aber sage mir zuvor, warum du nicht auf dem Berg der Götter weilst. Schließlich bist du doch ein Gott!“
„Oh, die Götter verlassen ihren Berg sehr oft - und dies nicht nur, um Krieg und Unfrieden unter die Menschen zu bringen, obwohl das natürlich sehr häufig vorkommt. Viele der Götter waren früher einmal Menschen und von Zeit zu Zeit erinnern sie sich ihrer Menschlichkeit und mischen sich unter die, die von den Göttern als die Sterblichen bezeichnet werden.“
„Dann sind die Götter recht seltsame Geschöpfe“, brummte Mergun.
„Das ist allerdings wahr. Sie sind jedoch nicht nur seltsam, sondern auch von äußerster Grausamkeit.“
„Du musst es wissen, Shaykaliin. Schließlich bist du ja einer von ihnen.“ Mergun zuckte mit den Schultern, während er dies sagte.
„Ach“, sagte Shaykaliin da, „ich wünschte, ich wäre kein Gott!
Aber wie es scheint, werde ich an meinem Zustand wohl nichts ändern können.“
„Aber warum wünschst du das, Shaykaliin? Warum? Fast alle Sterblichen sehnen sich danach, ein Gott zu sein.“ Der Gnom zuckte mit den Schultern und wandte den Blick ab.
„Mag sein“, sagte er. „Ich bin dennoch unglücklich.“ Er seufzte.
„Die anderen Götter nehmen mich nicht ernst, weil ich weniger Macht besitze als sie.“
Mergun schaute von seiner Fleischplatte auf und sah die Verzweiflung in den Augen des anderen.
„Wie kommt es, dass du weniger Macht besitzt, als die anderen?“
„Ich weiß es nicht. Aber ich brauche Macht! Wenn ich mehr Macht hätte, so würde man mich respektieren! Die anderen Götter waren dazu gezwungen!“
Der kleine Gott grinste verwegen und hässlich.
Und Mergun meinte: „Nun, wenn du hier herumsitzt, wirst du wohl kaum zu mehr Macht kommen!“
„Ich hatte einst gehofft, im Buch der Götter einen Zauber zu finden, mit dem man mehr Macht erlangen kann“, erklärte Shaykaliin dann.
Mergun spürte die ganze Verzweiflung und Ohnmacht, die den Gnom plagte.
„Und?“ fragte der Wanderer. „Hast du einen solchen Zauber nicht gefunden?“
„Nein.“
„Erzähl mir mehr von jenem Buch!“
„Was kümmert dich das Buch der Götter. Du bist ein Sterblicher.“
„Vielleicht brauche auch ich einen Zauber.“
„Ach, ja?“
„Ich suche nach einem, unsagbar fernen Land, das man unter dem Namen Dhum kennt. Dort kann ich den Sinn meines Lebens und die Erfüllung meiner Träume finden. Aber ich weiß nicht, wo dieses Land liegt. Nun gedenke ich, den Uytrirran zu besteigen, um im Buch der Götter nach einem Hinweis zu suchen. Ein Magier sagte mir einst, dass in diesem Buch der Weg dorthin beschrieben sei...“ Shaykaliin lächelte zynisch.
„Ja, das mag wohl sein. Und vielleicht enthält dieses Buch auch einen Zauber, der mir zu mehr Macht verhelfen könnte. Aber was nützt das? Das Buch ist in einer vergessenen Sprache geschrieben. Nicht einmal die Götter selbst vermögen es noch, sich an die Bedeutung der verschnörkelten Runen zu erinnern, in denen es geschrieben wurde...“
„Sie haben es vergessen?“, echote Mergun. „Wie kann man seine Sprache vergessen? Sind die Götter denn derart dumm?“ Eine unbändige Wut stieg in dem Wanderer auf.
Wenn das, was der kleine Gott ihm da gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, war es sinnlos, den Berg der Götter zu besteigen.
Merguns Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. Er ließ die
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