Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
zufrieden geben.
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Am nächsten Tag gingen sie dann in die Stadt und erkundigten sich nach Dasiquol. Der Prophet (oder Magier) lebte in der nach ihm benannten "Straße des Propheten" in einem von seinen Anhängern erbauten Tempel. In Ghormall gab es unzählige Kulte und Religionen, von denen manche recht sonderbar waren - und daher existierte auch eine Unzahl von Göttern, Propheten, Heiligen und Tempeln. So konnte niemand mit Sicherheit sagen, nach welchem Propheten die Straße des Propheten benannt war - aber die Anhänger des Dasiquol bezogen den Namen dieser Straße natürlich auf ihren Propheten. Es gab allerdings auch eine Unzahl von Propheten anderer Kulte (von denen mindestens ein halbes Dutzend ebenfalls in der Straße des Propheten beheimatet war) so dass es nicht selten zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der einzelnen Kulte kam.(Oft ging es dabei um die Frage, auf welchen Propheten sich der Straßenname nun bezog.
Ein Priester des sogenannten Hlullhkllongh-Kults hatte einmal den Vorschlag gemacht, die Straße in 'Straße der Propheten'
umzubenennen, was der Realität auch wesentlich näher gekommen wäre als der bestehende Name, aber niemand unterstützte den Vorschlag des Priesters). Bei den Straßenschlachten, die sich die Anhänger der einzelnen Propheten und Heiligen lieferten, waren Dasiquols Leute meistens erfolgreich, denn sie verfügten über die beste Ausrüstung und waren auch zahlenmäßig den meisten anderen Kampfverbänden weit überlegen. Nun müsste man meinen, dass hier doch irgendeine Ordnungsmacht hätte eingreifen müssen. In jeder anderen Stadt der Welt wäre dies wahrscheinlich auch geschehen, aber Ghormall war eben einzigartig! Ein feines Gewebe aus Korruption sicherte den verschiedenen Kulten eine fast völlige Handlungsfreiheit (die eigentlich nur durch die Schlägertrupps des gegnerischen Kulte etwas beeinträchtigt wurde).
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Als Edro und die anderen in die Straße des Propheten kamen, tobte dort gerade wieder einer jenen berühmten Straßenschlachten.
Einige Leichen lagen bereits mit seltsam verrenkten Extremitäten im Staub und es würden sicherlich noch einige mehr in den Staub sinken.
Edro und Mergun wechselten einen entsetzten Blick. In den Städten des Nordens gab es derartiges nicht. Einige Augenblicke lang starrte der Dakorier auf das Kampfgetümmel, da wurde er plötzlich von einem berittenen Krieger angegriffen. Er trug eine merkwürdige Maske, die einem Geierkopf nicht unähnlich war - sie wies ihn als Angehörigen der sogenannten Tranxun-Religion aus (aber das alles wusste Edro zu diesem Zeitpunkt noch nicht). Er bemerkte die scharfe Axt über sich und riss mit letzter Kraft sein Schwert blitzschnell heraus. Gerade noch im rechten Augenblick vermochte er es, den mörderischen Hieb seines Gegners zu stoppen und abzulenken.
Einen lauten Fluch stieß eine tiefe Stimme unter der Maske hervor. Der Tranxun-Mann holte zu einem erneuten Hieb aus, aber diesmal war Edro schneller und besser vorbereitet. Er parierte den Hieb mühelos und beförderte seinen Gegner mit einem Fußtritt in den Staub.
"Man scheint uns mit jemandem zu verwechseln!", brummte Mergun. Inzwischen hatte Lakyrs Katze lautstark zu fauchen begonnen.
Der Kampf war zu Ende. Eine der beiden Parteien musste sich zurückziehen und die andere triumphierte lauthals. Es waren offensichtlich die Männer mit den Geiermasken, die sich zurückziehen mussten. Auch der Mann, den Edro in den Staub getreten hatte, machte sich so schnell er konnte davon. Edro ließ ihn ziehen, obwohl er ihn mit Leichtigkeit hätte von hinten mit einem geschickt geworfenen Dolch töten können. Nachdem die Sieger ihr lautes Triumphgeheul eingestellt hatten, wandten sie sich Edro und seinen Freunden zu.
Lakyr spürte, wie die Katze in seiner Hand immer unruhiger wurde.
Nur mit Mühe konnte er sie noch auf seinem Arm halten. Mergun bemerkte, wie Gialbeth hinter seinem Rücken seinen Bogen hervorkramte und einen Pfeil bereithielt. Die finster aussehenden Krieger musterten sie mit Abscheu.
"Wer seid Ihr?", fragte ihr offensichtlicher Anführer.
"Wir wollen zu Dasiquol", antwortete Lakyr schlicht.
"Zu Dasiquol wollt ihr also, Leute!", rief der Mann lachend aus und die anderen fielen in sein Gelächter mit ein.
"Was findet Ihr daran zum lachen, guter Mann?", fragte Mergun.
"Gar nichts, gar nichts, Herr!", sagte er, aber sein Kichern widersprach ihm. Er wechselte einen verschmitzten Blick mit seinen
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