Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
Achselhöhlen je ein Schlangenhals herauswuchs.
Natürlich erkannte Mergun sie sofort, denn sie war nicht nur eine der bekannteren, sondern auch eine äußerlich besonders auffallende Göttin: Ihr Name war Gria.
„Er heißt Mergun und ist ein neuer Gott!“, erklärte Lari knapp.
Ein leises Gemurmel entstand daraufhin, während Lari sich zu den anderen an die Tafel setzte und Mergun ebenfalls einen Platz anbot.
„Esst und lasst es Euch schmecken!“
Irgendetwas ließ Mergun zunächst für einen Moment innehalten, aber dann nahm er ein Stück Fleisch und führte es zum Mund. Es schmeckte herrlich - oder sollte man sagen: göttlich?
„Seid willkommen in unserer erhabenen Runde, Mergun!“, rief ein Gott in der Gestalt eines alten Mannes mit Bart, dessen langes, weißes Haar von einen goldenen Stirnband zusammengehalten wurde.
„Wir haben schon von Euch gehört: Ihr seid der Bezwinger von Ahyr und Taykor, den Streithähnen unter den Göttern.“ Mergun nickte.
„Ja, das ist richtig.“
„Wir freuen uns immer, wenn frische Götter ihren Weg auf den Uytrirran finden. Das bringt Abwechslung vom äonenlangen Einerlei.
Und was Ahyr und Taykor angeht: Ich trauere ihnen nicht besonders nach - obgleich sie meine Söhne sind.“
„Verzeiht“, sagte Mergun. „Seid Ihr nicht Blaakon, der Göttervater und Königsgott?“
„Allerdings, der bin ich: Vater der Götter, Königsgott, Herr über Götter und Sterbliche, das mächtigste Wesen des Kosmos. Ich existierte schon, als der Mensch sich vom Tier zum vernunftbegabten Affen entwickelte!“
„Nun macht mal halblang, König Blaakon!“, meinte ein anderer Gott, der durch seine dicke, feiste Gestalt auffiel. „Eure Macht und königliche Herrlichkeit hat in den letzten paar Äonen erheblich gelitten, findet Ihr nicht auch?“
Blaakons Gesicht lief rot an, während den Dicke unbeirrt fortfuhr.
„Ihr seid mittlerweile vom strahlendsten aller Herrscher zu einen senilem Hurenbock verkommen, dessen Lieblingsbeschäftigung darin besteht, sterbliche Frauen zu verführen.“
Der Dicke wandte sich an Mergun.
„Und was seine Söhne Ahyr und Taykor angeht: Es handelt sich da um illegitime, inzestuös gezeugte Bastarde, die entstanden sind, weil er seine Tochter Gria beschlafen hat!“
„Ich muss doch bitten! Was bildet dieses fette Etwas sich ein!“, empörte sich die Frau, aus deren Achselhöhlen Schlangenhälse wuchsen.
Der Dicke lachte zynisch und schenkte Mergun die verzerrte Karikatur eines Lächelns.
„Ja, nun wisst Ihr, wie es hier zugeht.“ Er hüstelte. „Oh, verzeiht, falls ich mich Euch noch nicht vorgestellt habe - ich denke kaum, dass Ihr mich erkannt habt.“
„Nein, das ist richtig. Ihr seid mir aus keinen Pantheon bekannt -
und ich bin weit herumgekommen und habe viele gesehen.“
„Das ist kein Wunder, werter Mergun, denn ich gehöre - und damit schmälere ich keineswegs meine Wichtigkeit, wenn ich das zugebe - zu den unbekannteren Göttern. Mein Name ist Sunev. Ihr werdet ihn nie gehört haben.“
„Das ist richtig.“
„Und doch zähle ich zu den bedeutendsten Gottheiten, zu denen, die die meiste Macht besitzen.“ Er sandte einen verächtlichen Blick in Richtung des Königsgottes Blaakon. „Auf jeden Fall mehr als zum Beispiel jener alte Wichtigtuer dort, dessen Spezialität es geworden ist, sechzehnjährige Bauernmägde zu beeindrucken.“ Er lachte freudlos.
„Nun, König Blaakon, Eure Majestät mag sich damit begnügen. Jeder nach seinen Fähigkeiten...“ Er kicherte.
„Und worin liegen Eure Fähigkeiten, Sunev?“, fragte Mergun -
nicht ohne herausfordernden Unterton, ob solch zur Schau getragener Arroganz.
„Ich ziehe es stets vor, in Hintergrund zu bleiben, die Fäden aus den Verborgenen zu ziehen. Eine Schau, ein Schmierentheater, wie viele der anderen Gottheiten es bevorzugen, habe ich nicht nötig, versteht Ihr? Ich bin Sunev, der Gott des Reichtums und des Glanzes, der Pracht und des schönen Scheins - auch des Genusses. Ich bin einer der ältesten und wichtigsten Götter. Sogar einige der hier am Tisch Sitzenden huldigen mir - obwohl sie es freilich zumeist nicht bemerken, geschweige denn bereit wären, es zuzugeben. Keiner merkt sofort, wenn er mir zu Willen ist und darin liegt ein Teil meiner Stärke.“
„Sagt mir, Mergun“, meldete sich ein barbarischer Krieger zu Wort, bei den es sich zweifellos um den blindwütigen Kriegsgott Arodnap handelte, „Ihr besitzt doch eine gewisse Erfahrung im
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