Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)
hilft nur gegen die Magie - nicht aber gegen Schwertarme.“ Das gegnerische Heer war wesentlich stärker, als Mergun ursprünglich vermutet hatte. Sein Schwert ließ er über dem Kopf kreisen und es sandte Tod und Verderben aus. Oft genügte schon eine kleine Wunde von diesem Schwert und das magische Feuer tötete den Gegner augenblicklich.
Noch nie zuvor hatte Mergun jene Macht so deutlich gespürt, die in den Waffen der Revolutionäre wohnte. Noch nie zuvor hatte er sich von dieser Macht regelrecht bedroht gefühlt. Ein eiskalter Schauder ließ ihn frösteln.
Es schmerzte ihn, diese Männer niedermetzeln zu müssen, wo sie doch nichts für ihr Geschick konnten. Sie wussten gar nicht gegen wen sie eigentlich kämpften, wen sie zu vernichten trachteten. Sie schienen nicht zu ahnen, dass ihre Gegner ihre Befreier waren.
Sie opferten ihr Leben dafür, weiter Sklaven der Götter sein zu können, dachte Mergun bekümmert. Aber sie sind nicht mehr als die Produkte ihrer Umwelt, des Systems, in dem sie leben. Vielleicht können sie nicht anders handeln, als ihren Göttern in Gedeih und Verderb beizustehen!
Die Schlacht wogte hin und her und der Boden war bald übersät mit Toten. Aber es fielen bedeutend mehr Chtonguaner. Sie hatten den grünlich leuchtenden Waffen ihrer Gegner nur wenig entgegenzusetzen.
Zug um Zug wurden sie zurückgedrängt. Immer weiter verringerte sich ihre Zahl.
Aber sie gaben nicht auf. Etwas Fanatisches, Wahnsinniges leuchtete in ihren Augen und trieb sie vorwärts. Es schien ihnen gleichgültig zu sein, ob sie bei dieser Schlacht ihr Leben würden lassen müssen oder nicht.
„Sie sind besessen“, brummte Tronar aus dem Mondland.
„Besessen vom Wahnsinn! Seht Euch ihre Augen an! Seht Euch an, wie sie sich bewegen!“
Schon bald waren sie alle niedergemacht und die Ebene von Ghwallck war übersät von den Leichen unschuldiger Sterblicher. Auch König Krakos Druwi war unter ihnen. Sein Streitwagen war zertrümmert und sein zerschmetterter Körper lag einige Meter weiter in einer seltsam verrenkten Stellung, von einem Speer durchbohrt und einer Axt getroffen.
Die meisten Leichen brannten mit grüner Flamme. Sie wurden zu Asche, die vom Wind davongetragen wurde...
„Sollte dies vielleicht alles sein, was uns die Götter entgegenzusetzen haben?“, rief Megalto vom gegabelten Schwert mit höhnischer Stimme.
„Selbst im Krieg sind sie auf die Hilfe von Sterblichen angewiesen“, stellte Tronar fest.
„Seht! Seht, dort hinten!“, rief Túlina und deutete in die Ferne.
Schattenhafte, formlose Wesen näherten sich. Und während sie näher kamen, gewannen sie an Form, wurden zu grauenhaften Bestien.
„Magie“, stöhnte Hadry-al-Komson, der Riese mit der Hellebarde.
„Hier ist Magie am Werk! Nerik, blast das Horn!“ Aber da war bereits der dumpfe, schreckliche Klang von Neriks Horn zu hören. Dieser Laut ließ Mergun erschaudern.
Die Wesen hielten in ihrem Lauf etwas inne, stöhnten und schrien, kämpften sich dann aber doch langsam weiter.
Neriks Horn hatte ihnen ohne Zweifel einen beträchtlichen Teil ihrer Kraft genommen.
Schweißüberströmt nahm Nerik das Instrument von den Lippen.
„Was ist?“, fragte Hadry.
„Es kostet viel Kraft, es zu blasen, mein Freund“, keuchte der Mann ohne Erinnerungen. „Ich muss mit meinen Kräften haushalten, denn ich werde das Horn sicherlich nicht nur hier einsetzen müssen!“ Die Wesen waren bereits heran und die Schlacht begann zu toben.
Die Sterblichen schwangen ihre Waffen und ließen das magische Feuer sprechen, aber man merkte ihnen die Strapazen der vorangegangenen Schlacht wohl an.
„Ich will mich an den Göttern rächen! Nicht an den Gebilden wilder Magie!“, donnerte Gonru der Rächer enttäuscht. Aber trotz allem hieb er mit unverminderter Wut drauf los.
Nerik keuchte matt. Er spürte, wie die Kraft der formlosen Wesen wieder wuchs, wie sie stärker und stärker wurde.
Aus ihrem Stöhnen wurde allmählich wieder Triumphgeheul. Ihre Bewegungen wurden schneller und fast wie rasend stürzten sie sich auf die Sterblichen. Erste Todesschreie gellten, Leichen sanken in den Staub der Ebene von Ghwallck.
Ich muss...!, dachte Nerik. Ich muss das Horn blasen! Aber ich...
kann nicht, doch ich muss!
Nerik setzte das Instrument an die Lippen.
Ich darf meine Kräfte nicht vergeuden, durchfuhr es ihn. Aber ich muss...!
Und Nerik blies. Die Formveränderer, jene Wesen, die die Armee der Sterblichen nun bedrängten, stöhnten
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