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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Gipfel kreist.“
    „Wir waren in der letzten Zeit oft hier. Haben wir ihn je gesehen?“
    „Nein.“
    „Vielleicht gibt es ihn gar nicht mehr.“
    „Das wäre schrecklich, Mergun.“
    „Ja, das wäre schrecklich.“
    „Ich kann versuchen, ihn mit einem Gedicht zu rufen!“
    „Hast du das nicht auch gestern versucht, Lari? Und vorgestern?
    Es hat nie geklappt. Warum sollte es ausgerechnet heute klappen?“
    „Ich weiß nicht. Warum nicht?“
    Und sie versuchte es. Sie sagte das Gedicht vom bunten Vogel auf, das ein Sterblicher mit dem Namen Keregin einst geschrieben hatte.
    Aber der bunte Vogel kam nicht.
     
    „Vielleicht hast du recht, Mergun, und er existiert gar nicht mehr.“
    „Aber wer hat ihn getötet?“, fragte Mergun dann.
    „Ja, wer?“
    „Wir sollten nicht eher daran glauben, bis wir nicht seinen Kadaver gefunden haben.“
    Dann lagen sie eine Weile schweigend da und schauten zur Sonne, die am Untergehen war.
    „Ich frage mich manchmal“, sagte Mergun, „ob nicht im Grunde alles umsonst gewesen ist.“
    „Umsonst, Mergun?“, fragte Lari. „Was soll umsonst gewesen sein.“
    „Die Revolution.“
    „Sie war nicht umsonst, Mergun!“
    „Doch!“
    „Du hast die Götter besiegt!“
    „Aber sie kommen wieder, Lari! Die Götter kommen wieder!“ Merguns Gesicht war finster. „Vielleicht wäre es doch das Beste gewesen, wenn wir damals auf Neriks Vorschlag eingegangen wären!“
    „Nein, Mergun! So etwas darfst du nicht sagen!“ Lari war beunruhigt, denn insgeheim ahnte sie, dass Mergun recht hatte. Aber das konnte sie nicht zugeben – nicht einmal gegenüber sich selbst.
    Ein zynisches Lächeln spielte um Merguns Lippen. Und er lachte plötzlich schallend.
    „Genießen wir dieses Zeitalter! Genießen wir so lange, bis auch uns beide der Dolch der Revolution durchbohrt!“ Aber Mergun empfand keine Freude bei diesen Worten.
    *
    Irrtocs Laute war zerschmettert. Aber es verlangte jetzt auch niemand mehr danach, seine Lieder zu hören.
    Er stand in einer finsteren Ecke und sah den Gläubigen zu, die vor dem Tempel des Mergun kniend beteten.
    Es war der große Tempel von Balan, einst Ahyr geweiht und jetzt die Kultstätte des Mergun.
    Es war bereits Nacht. Der Mond stand am Himmel, aber der Platz vor dem Tempel war durch Fackeln hell erleuchtet.
    „Mergun ist unser Gott!“, rief der Vorbeter. Und die Menge sagte diesen Satz nach, wiederholte ihn, ohne zu überlegen, ohne die Konsequenzen zu übersehen. Irrtoc schauderte.
    Habe ich hierfür gekämpft?, fragte er sich. Ist Túlina hierfür gestorben?
    Bei dem Gedanken an Túlina überkam ihn tiefe Melancholie.
    „Mergun IST UNSER GOTT!“, betete die Menge in einer so großen Lautstärke, dass man die einzelnen Worte nur sehr schwer heraushören konnte.
    „Nie wollen wir für einen anderen Gott kämpfen als für Mergun!“, donnerte der Vorbeter. Und die Masse wiederholte seine Worte getreulich. „Aber für ihn wollen wir immer und überall einsatzbereit sein! Ihm wollen wir, wenn es nötig sein sollte, bis zum Ende der Welt oder bis in die Hölle folgen! Denn er hat uns die Freiheit gebracht!
     
    Und diese Freiheit wird er bewahren!“
    Die Freiheit!, dachte Irrtoc ironisch. Túlina hat er den Tod gebracht! Und Götter gibt es noch immer! Nerik hatte recht, als er Mergun und Lari zu töten beabsichtigte! Aber nun ist es zu spät!
    Verdammt, es ist zu spät!
    Irrtoc hörte die weiteren Worte des Vorbeters an. Sein Gesicht wurde durch die Fackel in seiner Hand in gespenstischer Weise beleuchtet. Seine Augen schienen gleichzeitig blicklos, blind und wahnsinnig zu sein. Fanatismus war in seinen Zügen und dieser war auch in den Zügen der Betenden.
    „Merguns Revolution hat gesiegt“, sagte er weiter, sich des Interesses seiner Zuhörer bewusst. „Und die Errungenschaften dieser Revolution müssen wir verteidigen! Jeder einzelne von uns muss dies tun und auch unsere Kinder und die Kinder unserer Kinder. Nur so kann verhindert werden, dass die Götter sich nicht in ihren Gräbern umdrehen und zurückkehren! Nur so kann man verhindern, dass die Götterfreunde unter den Sterblichen Gehör finden, denn sie sind es, die den Göttern erst den Weg bereiten!“
    Götterfreunde?, überlegte Irrtoc. Bist du nicht auch ein Götterfreund, der du da große Reden schwingst! Oh, du Dummkopf!
    Die Götterfreunde sind überall! Sie sind unter uns und du bist auch einer von ihnen. Das Schicksal dieser Welt liegt schon längst wieder in den Händen von

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