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Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe)

Titel: Elfen und Goetter (Die Saga von Edro und Mergun - Komplettausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ihr wohl recht, Ugorn.“
    Irrtoc ließ den Blick von den Aufbauten des schwarzen Schiffes über die Takelage gleiten. Aber nirgends sah er Besatzungsmitglieder.
    In ihm stieg die düstere Ahnung auf, dass Ugorn und er allein auf diesem Schiff waren.
    „Wo … wo sind die anderen?“, fragte er etwas verwirrt.
    „Welche anderen?“, erkundigte sich Ugorn, scheinbar ebenso verwirrt.
    „Die Besatzung?“
    „Ich bin der Steuermann. Sonst befindet sich auf diesem Schiff niemand.“
    „Seltsam“, sagte Irrtoc.
    „Ihr macht auch eine seltsame Reise, mein Freund. Zum Garten der weinenden Seelen.“
    Ugorn löste die Taue und ging ans Ruder. Das Schiff segelte wie von Geisterhand bewegt in die Dunkelheit hinein. Kein Wind blies, und doch fuhr das seltsame Schiff. Eine magische Kraft schien es mitzuziehen und Irrtoc fröstelte bei Gedanken daran. Ugorn schien äußerst schweigsam zu sein. Er hielt es auch nicht für nötig, Irrtoc einige Dinge zu erklären.
    Aber Irrtoc verlangte nach keiner Erklärung. Ihm war im Augenblick alles egal. Er wollte Frieden und Vergessen finden.
    ‚Der Garten der weinenden Seelen’ – das war kein schöner Name.
    Irrtoc meinte ihn zu kennen, doch konnte er sich nicht besinnen, in welchem Zusammenhang er diesen Namen schon gehört hatte.
    Das Schiff bewegte sich nach Osten, soviel wusste der Sänger.
    Aber der Osten war groß und unerforscht. Wo konnte der Garten liegen? In der Drachenwüste vielleicht? Oder noch weiter weg?
    Und welche Art von Frieden würde es sein, die ihn dort erwartete?
    Würde er tatsächlich alles vergessen können?
    Allmählich verlor er jegliches Gefühl für die Zeit. Er grübelte vor sich hin, bis er in einen tiefen unruhigen Schlaf fiel.
    Als er erwachte, war es noch immer dunkel.
     
    Das Schiff hatte, wie er nun bemerkte, eine rasende Geschwindigkeit. Es durchpflügte die See mit einer Kraft, die nicht die Kraft des Windes war, denn der blies im Augenblick nicht.
    Irrtoc ging zu Ugorn, dem Steuermann.
    „Ist es noch weit?“, fragte er.
    „Nein. Wir haben unser Ziel bald erreicht.“ Irrtoc hatte das Gefühl, als beschleunige das Schiff von Augenblick zu Augenblick, als durchpflügte es das Meer immer rasender und unaufhaltbarer. Irrtoc schauderte, als er das sah.
    „Wir werden immer schneller“, stellte er etwas erschrocken fest, aber Ugorn antwortete nicht. „Wird das Schiff eine solche Belastung aushalten?“
    „Es ist stabil gebaut, mein Freund. Ihr braucht keine Angst zu haben“, erwiderte der Steuermann teilnahmslos.
    Stabil? Es ächzte und stöhnte nicht, das stimmte. Aber das Holz war ohne Zweifel sehr, sehr alt.
    Das Schiff wurde so schnell, dass der Sänger Dinge, die außerhalb des Gefährts lagen, nur noch als vorbeihuschende Punkte erkennen konnte. Und derer waren wenig, denn alles, was man zur Zeit hätte sehen können, waren ein paar große Meeresvögel, die des Nachts auf Fischfang gingen. Das Wasser spritzte zu beiden Seiten in hohen Fontänen davon.
    Irrtoc bekam Angst, denn die Beschleunigung hielt noch immer an.
    „Ugorn, ich bitte Euch, segelt langsamer.“
    „Das kann ich nicht.“
    „Seid Ihr nicht der Steuermann?“
    „Der bin ich.“
    „Dann müsst Ihr dies auch können.“
    „Ich bin wohl der Steuermann und bestimme den Kurs. Aber auf die Geschwindigkeit habe ich keinen Einfluss.“ Irrtoc erschrak.
    „Wer bestimmt denn die Geschwindigkeit?“
    Ugorn zuckte mit den Schultern.
     
    „Ich weiß es nicht. Vielleicht das Schiff selbst. Aber das ist auch ziemlich unwichtig, finde ich. Wichtig ist für Euch zur Zeit nur, dass ich Euch an einen Ort bringen werde, an dem Ihr Frieden finden könnt.
    Frieden und Vergessen, mein Freund. Und das sucht Ihr ja wohl.“ Ja, das wollte Irrtoc. Aber er war sich längst nicht mehr darüber im Klaren, ob er den richtigen Weg gewählt hatte.
    Mit Schrecken sah er der weiteren Fahrtbeschleunigung zu, auf die weder er noch Ugorn Einfluss hatten, ja, die sie beide nicht einmal zu begreifen imstande waren.
    Nach einer Weile ließ die Geschwindigkeit dann spürbar nach.
    „Wir nähern uns Rôlsur“, erklärte Ugorn.
    Rôlsur? Nicht viel Gutes hatte Irrtoc über jene Stadt gehört. Die Menschen dort waren dekadent, eingebildet und heruntergekommen.
    In jener Stadt hatte man vor der Revolution die meisten Götter verehrt.
    Tausende waren es gewesen und der größte Teil von ihnen war nicht bedeutungsvoll genug gewesen, um in die erlauchte Gesellschaft des Uytrirran Eingang zu

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