Elfen wie Feuer
selbst. Missverstehen Sie mich nicht ⦠Ich hege allergröÃten Respekt für die drei Ladys. Ihre Absichten sind tadellos, da bin ich sicher. Sie werden den Stern finden und zulassen, dass er als Wächter dieses Landes und seines Volkes
dient. Aber sie wollen nicht, dass ich ihn in die Hände bekomme und ihn mit nach Calahr nehme. Und ganz bestimmt wollen sie nicht, dass Sie ihn bekommen und seine Macht benutzen, um den Schwur aufzulösen.«
»Hoheit?«
Der Prinz drehte sich um und sah Konowa direkt in die Augen. »Lassen Sie uns offen sprechen, Major. Die Dinge haben sich geändert. Ich bin zu der Einsicht gekommen, dass es nicht in meinem Interesse sein kann, den Stern für mich selbst zu behalten. Genau genommen schneide ich weit besser ab, wenn ich gestatte, dass der Stern seine offensichtliche Bestimmung erfüllt. Das Auftauchen des Sterns an sich ist es, was von Bedeutung ist. Das erst befreit seine Macht. Denken Sie darüber nach, Major. Was ist ein Stern anderes als ein Weg zu einem Schatz, der tausendmal wertvoller ist? Was ich suche, ist Kaman Rhals Bibliothek. Und dieser neue Stern wird mich direkt dorthin führen. Das ist der eigentliche Schatz.«
Konowa starrte den Prinzen fast bewundernd an. Diese Empfindung war ebenso seltsam wie beunruhigend. »Sehr gerissen, Hoheit, aber was ist mit den Elfen, die in der Wüste stationiert sind? Ihr schlagt doch nicht vor, dass wir sie dort drauÃen im Stich lassen?«
»Im Gegenteil, Major. Ich will jetzt mehr denn je, dass Sie Ihre Elfen finden. Mir ist klar geworden, dass ich nicht der Einzige bin, der die Dinge neu einschätzt«, sagte der Prinz und glättete eine nicht existierende Falte in seiner Uniformjacke, bevor er fortfuhr. »Was wäre wohl geschehen, wenn Sie den Roten Stern in Elfkyna benutzt hätten, um den Schwur zu lösen? Sie und das Regiment wären befreit worden, aber um den Preis, dass Sie die Macht verloren hätten, über die Sie jetzt verfügen. Und wie wollen Sie ohne diese Macht den
Kampf gegen die Schattenherrscherin aufnehmen und sie ein für alle Mal vernichten?«
»Wir würden einen Weg finden, mit oder ohne Schwur«, behauptete Konowa überzeugt. »Aber mit dem Schwur ist dieses Regiment das mächtigste in der gesamten Calahrischen Imperialen Armee, wie es aussieht. Und im Moment würde ich es für dumm halten, diesen Vorteil leichtfertig zu verschenken.«
»Allerdings glaube ich kaum, dass die Soldaten das auch so sehen«, erwiderte der Prinz und sah zu, wie einige Soldaten an ihnen vorbeirannten, um sich auf den Abmarsch vorzubereiten.
»Nein, das tun sie wohl nicht«, gab Konowa zu. »Aber sie verstehen die Dinge auch nicht so, wie wir das tun.« Noch während er das sagte, erschrak Konowa über seine eigenen Worte. »Und genauso verhält es sich mit Kaman Rhals Macht. Wenn wir sie finden, sollten wir versuchen, sie zu nutzen oder damit eine Allianz zu schmieden, um die Schattenherrscherin zu bezwingen. Der Schwur wird gelöst, sobald die Schattenherrscherin tot ist, und der schnellste Weg, das zu erreichen, ist es, alle Mittel für dieses Ziel einzusetzen, die wir finden können.«
Prinz Tykkin betrachtete Konowa eine Weile so, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Ein durchaus bedenkenswerter Gedanke, Major.«
»Hoheit, trotzdem müssen wir irgendwie aus dem Palast herauskommen. Die Stadt kocht. Wir werden uns vielleicht den Weg hinaus freikämpfen müssen.« Konowa hoffte jedoch trotz allem, dass es nicht dazu kommen würde.
»Machen Sie das Regiment bereit, und überlassen Sie alles andere mir.« Der Prinz salutierte, drehte sich um und ging, blickte aber noch einmal über die Schulter zu Konowa zurück.
Konowa hatte keine Zeit, lange nachzudenken. Eine Gruppe von fünfzig Soldaten des Dritten Speerträgerregiments â ein Regiment von dunkelhäutigen Kriegern von den Timolia-Inseln  â stand am Rand des Hofes. Als die Soldaten sahen, dass Konowa nicht mehr mit dem Prinzen sprach, nahmen sie Haltung an. Es war ein beeindruckender Anblick. Keiner der Männer war kleiner als einen Meter achtzig. Im Unterschied zu den Stählernen Elfen trugen sie die traditionelle Uniform der Calahrischen Infanterie, einschlieÃlich der dunkelgrauen Hosen, aber sie trugen keine Stiefel dazu. Sie hatten den Saum jedes Hosenbeins mit einem langen, dünnen Streifen
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