Elfen wie Stahl
Schnauze zuckte bei jedem Atemzug.
»Ist das nicht nett? Der Zwerg hat dir ein Haustier gegeben.«
Alwyn zuckte zusammen. Kritton ging nur Zentimeter neben ihm. »Qup ⦠der Sreex ist kein Haustier, und auÃerdem heiÃt es Korporal Arkhorn«, zischte Alwyn und hoffte, dass seine Stimme nicht verriet, wie verängstigt er war.
»Vorläufig«, antwortete der Elf und verschwand wieder im Schatten.
Alwyn umklammerte seine Muskete fester und schwor, nicht zuzulassen, dass Kritton sich erneut an ihn oder Yimt anschleichen konnte.
Er betrachtete die Umgebung, bemerkte jedoch nichts Ungewöhnliches. Halbzug drei marschierte rasch am Westufer des Flusses entlang. Sie kamen gut voran, denn das Gras
war niedrig, und das Land, welches den Fluss säumte, war flach. Vor ihm marschierte Teeter, dessen schaukelnder Gang selbst in der Dämmerung deutlich zu erkennen war. Inkermon schlurfte unmittelbar hinter ihm, gefolgt von Scolly, Alik und Buuko. Sie waren zu neunt, sechs Menschen, ein Elf, ein Elfkyna und ein Zwerg â die Speerspitze der Stählernen Elfen, die wiederum die Speerspitze der Imperialen Armee von Calahr waren und in das Dunkle, Unbekannte vordrangen. Es war besser, nicht darüber nachzudenken.
Vor ihm pfiff jemand leise, und alle blieben stehen, wo sie gerade waren. Alwyn sank auf ein Knie. Das Gras fühlte sich auf seiner Haut nass und klebrig an, und er war froh, dass er bereits das Bajonett auf seine Muskete aufgepflanzt hatte, obwohl die Waffe dadurch nicht gut ausbalanciert war. Wenn etwas aus der Dunkelheit auf ihn zu stürmte, hatte er wenigstens eine Chance, selbst wenn es Kritton war. Er packte die Waffe fester, zog seine Caerna zurecht, die sich schlaff um seine Beine wickelte. Dann kam ihm ein merkwürdiger Gedanke; er fragte sich gerade, was sie denn im Winter tun sollten, als ein weiterer leiser Pfiff signalisierte, dass sie weitergingen. Alwyn stand auf und sah über die Schulter zurück.
Er konnte die Schatten der Soldaten hinter sich erkennen, sechs Schatten. Sechs Schatten ⦠Inkermon. Scolly. Alik. Teeter. Buuko. War Kritton zurückgekommen, um ihn erneut zu erschrecken? Er ging schneller, bog um einen Busch und sah Yimt, Ahâkop und Kritton vor sich.
Alwyn ging weiter, obwohl seine Beine so sehr zitterten, dass er bei jedem Schritt fürchtete, er würde stürzen und in den Fluss rollen. Etwas war hinter ihnen. Er atmete schneller, brachte es jedoch nicht über sich, eine Warnung zu rufen. Er hatte immer noch Angst, aber es war nicht mehr das Gleiche wie zuvor. Er drehte sich erneut um und zählte noch einmal.
Diesmal waren es fünf.
Er hätte erleichtert sein sollen. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, etwas zu sagen, blieb dann jedoch stumm wie schon am Flussufer.
Wie sollte man den Leuten erklären, dass man Gespenster sah?
33
DAS REGIMENT VERLIESS das kleine Dorf mit mehr als nur ein bisschen Bedauern. Die Soldaten hatten festgestellt, dass die Elfkynan sehr gern handelten, vor allem schätzten sie Nähnadeln, Messingknöpfe, Bohnen und Spiegel. Dafür füllten die Soldaten ihre Provianttaschen mit allen Arten von getrockneten Früchten, süÃen Nüssen, welche die Dorfbewohner Wumja nannten, und einem sehr fein geflochtenen Netz aus Pflanzenfasern, das man sich über den Kopf zog, um das Ungeziefer fernzuhalten.
Aber die Soldaten blickten nicht nur wegen dieses lebhaften Handels sehnsüchtig zurück, als sie flussaufwärts marschierten, nicht einmal wegen der barbusigen Frauen der Elfkynan, welche die Blicke der Männer nicht im Geringsten zu stören schienen. Nein, sie verlieÃen ein kleines Refugium des Friedens und der Ruhe und marschierten in die Schlacht.
Soldaten reden nicht über ihre Angst. Frauen, Essen, Offiziere und das Wetter waren allgemein akzeptierte und im Laufe der Ãonen erprobte Gesprächsthemen. Man redete jedoch nicht darüber, wie man sich fühlte, es sei denn natürlich in Einklang mit dem, was allgemein anerkannt war. Es war nicht so, dass sie etwa keine Angst empfunden hätten, ganz im Gegenteil. Das wurde sehr deutlich durch all die Glücksbringer und Amulette, die sie trugen, und die kleinen Phiolen mit Zaubertränken, von denen angeblich einige mit dem Urin
des Bengar gefüllt waren, den das Regiment als sein offizielles Maskottchen adoptiert hatte. Und man merkte es an den verstohlenen Schutzgesten, an dem zu
Weitere Kostenlose Bücher