Elfen wie Stahl
an seinen Mund und schrie ihm einen Befehl zu. »Schaffen Sie Ihre Männer über den Fluss, Regimentssergeant! Sorgen Sie dafür, dass es wie eine Flucht aussieht!«
Lorian bestätigte den Befehl und schrie seinen Männern neue Anweisungen zu. Ihr kontrollierter Rückzug verwandelte sich plötzlich in eine wilde Flucht zum Fluss und zu der behelfsmäÃigen Brücke. Von den Schlachtreihen der Elfkynan, die unmittelbar hinter ihnen marschierten, stieg ein Jubelschrei auf. Offenbar dachten die Soldaten, die Silberjacken hätten es endlich mit der Angst bekommen und würden weglaufen.
Als die Soldaten des Voraustrupps zurückwichen, scherte einer von ihnen nach rechts aus, wo der einarmige Kavallerist der Elfkynan noch immer stand, und rammte ihm sein Bajonett in den Rücken. Der Elfkyna schrie auf und stürzte zu Boden. Der Soldat rammte ihm erneut das Bajonett in den Leib, immer wieder, bis das Schreien aufhörte. Dann durchsuchte er hastig die Kleidung des toten Elfkyna und schloss sich wieder den Soldaten an, die über die Brücke zurückmarschierten.
Konowa sah den wieselgesichtigen Soldaten, als er vom Steg heruntertrat, und winkte ihn zu sich. Der Soldat sah sich kurz um, offenbar in der Hoffnung, dass Konowa jemanden anderen gemeint haben könnte, aber als er sah, dass dem nicht so war, marschierte er zu dem Major.
»Soldat Gorton Zwitty, Major«, sagte er und salutierte.
»Warum haben Sie den Elfkyna erstochen?«
Zwitty sah ihn verwirrt an. »Welchen, Sir? Ich habe einige
dieser Heiden umgelegt. Haben gequietscht wie kleine Mädchen, diese Feiglinge!«
Konowa riss sich zusammen und deutete über den Fluss. Ihm war bewusst, dass Lorian und etliche andere Soldaten sie beobachteten. »Ich meine den, der einen Arm verloren hatte.«
»Warum ich ihn niedergestochen habe?« Zwitty war von der Frage ganz offenkundig verwirrt.
»Antworten Sie dem Major!«, blaffte Lorian ihn an, und Zwitty fuhr erschreckt zusammen.
Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich habe das getan, was der Major uns befohlen hatte: Wenn sie eine dieser Mo⦠Mo⦠Grasdinger hätten, sollten wir sie erledigen. Also habe ich es gemacht.«
Konowa begriff, dass es keinen Sinn hatte, und bedeutete dem Soldaten zu verschwinden. Dann sah er, dass Lorian ihn anblickte, und lieà sich von dem Regimentssergeanten Bericht erstatten.
»Die Elfkynan sind ein chaotischer Haufen«, begann Lorian, der nach der Anstrengung der letzten Stunden immer noch schwer atmete. Sein Gesicht war gerötet, und seine Augen hatten einen wilden Ausdruck, den Konowa sehr gut kannte. Es war diese unbeschreibliche Erregung, wenn man in einer Schlacht gefochten und sie überlebt hatte. Dieses Gefühl hatte er in seiner Verbannung schrecklich vermisst.
»Sie haben eine armselige Disziplin und sind mehr ein Haufen als eine Armee. AuÃerdem scheinen die Mistkerle nicht im Geringsten davon beeindruckt gewesen zu sein, als wir auf sie geschossen haben. Sie haben die ganze Zeit nur âºSillra, Sillraâ¹ gesungen. Die Hauptarmee scheint ungefähr zweihundert Mann lang und dreiÃig breit zu sein.«
»Ihr Glaube an den Stern ist sehr stark.« Konowa fühlte einen Anflug von Enttäuschung, dass er so deplatziert war.
»Es scheint fast so, als glaubten sie, er würde sie davor bewahren, getötet zu werden«, erwiderte Lorian, dessen Atem sich langsam beruhigte, als die Aufregung der Schlacht von ihm abfiel. »Ich habe leider die beiden Flügel nicht gesehen, die sich abgespalten haben, also habe ich selbst nachgesehen. Der rechte Flügel zählt etwa zweitausend Mann. Der linke dürfte etwa genauso stark sein. Sie haben ihre Kavallerie selbst gesehen. Sie sind tapfer, aber solange sie auf ihrer Seite des Flusses bleiben, brauchen wir uns ihretwegen kaum den Kopf zu zerbrechen. Ich schätze, es sind dreihundert, höchstens vierhundert Reiter.«
»Sie haben selbst nachgesehen?«, fragte Konowa und blickte auf die blutige Spitze der Hellebarde.
Lorian verzog das Gesicht und nickte. »Da wo ich war, konnte ich nichts sehen, also habe ich mir eines von ihren Ponys geliehen und bin ein bisschen herumgeritten.«
Kavallerie. Lorian unterschied sich in dieser Beziehung nicht von Jaal; er ritt alles, was vier Beine hatte, ohne auf seine Sicherheit zu achten. Nachdem Konowa in den letzten Wochen selbst erhebliche Zeit im Sattel verbracht
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