Elfen wie Stahl
Stern ist hier, ich kann ihn fühlen.« Er sah sich in der Festung um. Musketen feuerten, Pfeile und Holzsplitter flogen durch die Luft, Blutbäume wanden sich und stachen mit ihren Zweigen auf alles Lebendige ein, das ihnen zu nahe kam. »Eine Goldmünze für den Soldaten, der den Stern findet! Hundert Goldmünzen!«
»Such ihn selbst, du verdammter Idiot!«, brüllte ein Soldat zurück. In dem Chaos war es jedoch unmöglich herauszufinden, wer es gewesen war.
Der Prinz tobte vor Wut, zückte sein Schwert, schob es wieder in die Scheide zurück und zückte es erneut. »Hexe! Ich verlange, dass Sie mir den Stern beschaffen! Wirken Sie jede Magie, die dafür notwendig ist, und ich werde Sie fürstlich belohnen.«
Visyna spielte mit dem Gedanken, den Prinzen auf der Stelle niederzuschlagen, nahm jedoch davon Abstand, weil sie wusste, dass sie damit die Elfkynan zum Tode verurteilte. Es war nur ihr Wirken, das ihre Landsleute beschützte.
»Steckt es wieder weg, Euer Hoheit«, sagte Rallie und winkte ihm zu. »Das Mädchen ist im Augenblick sehr beschäftigt.«
»Also gut! Dann werde ich selbst einen Angriff anführen, um diese Schlacht zu beenden, damit die Suche fortgesetzt werden kann. Fahnenträger! Bereiten Sie sich auf eine Attacke vor!«
Sergeant Salia Aguom sah erst den Prinzen an, dann Rallie. Visyna warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu. Würde er es tun?
»Bei allem gebotenen Respekt, Euer Hoheit, das wäre gleichbedeutend damit, den zukünftigen König zu töten, und das kann ich nicht zulassen. Eure Mutter wäre höchst erbost über mich.«
»Meine Mutter soll verdammt sein!«, schrie der Prinz, trat vor und stemmte einen Fuà auf die Mauer. »Ich will diesen Stern noch heute Nacht!«
Sergeant Aguom seufzte und folgte ihm. Der Rest der Fahnenträger baute sich zögernd hinter ihm auf. Es entsetzte Visyna zu sehen, wie die Menschen ihr Leben einfach wegwarfen.
Eine neue Kraft fegte über das Schlachtfeld, und ihr böser Charakter war unverkennbar. Visyna wirkte weiter ihren Bann, noch während sie sah, wie die Elfen der Schattenherrscherin aus den Bäumen sprangen. Hinter ihr ertönte ein drohendes Grollen, und im nächsten Moment sprang Jir auf die bröckelnden Zinnen. Dann presste er sich flach auf die Mauer. Das Haar an seinem Hals sträubte sich.
»Rallie, tun Sie etwas«, flüsterte Visyna, die sich wünschte, selbst mehr ausrichten zu können.
Rallie runzelte die Stirn, nahm die Zigarre aus dem Mund und stieà einen grellen Pfiff zwischen den Zähnen aus. Jir sah sie an, blickte dann wieder zurück zum Schlachtfeld und duckte sich tiefer, als er sich auf einen Sprung vorbereitete. Rallie pfiff erneut, diesmal noch lauter, und jetzt sprang der Bengar zögernd von den Zinnen herab und glitt lautlos zu ihr. Nur sein Schweif peitschte aufgeregt durch die Luft.
Visyna konnte nicht hören, was Rallie zu dem Bengar sagte, aber sie spürte eine Erschütterung in den Fäden der Macht, als die Frau sprach. Einen Augenblick später verschwand Jir in der Festung.
»Ich meinte, Sie sollten etwas tun, um dem hier ein Ende
zu bereiten«, sagte Visyna, während ihre Enttäuschung wuchs.
Hinter ihr trompetete ein Muraphant. Sein Ruf wurde rasch von den anderen aufgenommen. Dann begann der Boden unter Visynas FüÃen zu vibrieren.
Die Muraphanten gingen durch.
Soldaten warfen sich zur Seite, als die riesigen Tiere aus ihrem provisorischen Pferch stürmten, durch die Festung donnerten und über eine niedrige Stelle in der geborstenen Mauer sprangen. Aus dem Augenwinkel sah Visyna, wie sich Jir auf dem Rücken des letzten Muraphanten festklammerte, als er an ihr vorbeidonnerte. Der Bengar hatte seine Augen weit aufgerissen.
Das Eintreffen der gewaltigen Tiere auf dem Schlachtfeld zeigte sofort Wirkung. Jedes Rakke, das ihnen in die Quere kam, wurde zermalmt. Visyna sah, wie Jir von dem Muraphanten heruntersprang, und dann verlor sie ihn in dem Chaos vorübergehend aus den Augen. Die Muraphanten rannten weiter, stürmten zwischen dem Karree der Stählernen Elfen und dem Kreis der Elfkynan hindurch, als sie zu dem Spalt zwischen Bäumen und Fluss rannten, an den sie sich noch erinnerten. Sie dachten nur an Flucht. Die Bara Jogg rissen ihre Mäuler weit auf, in Erwartung von mehr Fleisch, und wurden von der wild gewordenen Herde
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