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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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fragte Jamison.
    »Noch nicht, aber hoffentlich bald.«
    Alle nickten und Jamison streckte die Hände zum Tor
aus. Als es aufschwang, sah er erst Shar und dann Tamani an. »Die Jägerin und die Wildblume müssen sorgfältig beobachtet werden, aber lasst euch nicht von eurer eigentlichen Aufgabe ablenken. Die Orks von Barnes Bande, die überlebt haben, warten mit Sicherheit auf die richtige Gelegenheit, um zuzuschlagen. Wenn ihr etwas braucht – Verstärkung, Nachschub, egal was  – müsst ihr nur fragen.«
    »Wir brauchen mehr Wachposten. Für die Wildblume«, sagte Tamani. Hier, in gehöriger Entfernung zum Palast und zur Akademie war er wieder stolz und selbstsicher.
    »Selbstverständlich«, antwortete Jamison. »Alles, was ihr wollt, es soll an nichts gespart werden. Wir werden dafür sorgen, dass Laurel in Sicherheit ist, aber sie muss in Crescent City bleiben. Zumal abzuwarten bleibt, wie sich das Ganze entwickelt.«
    Es gefiel Laurel nicht besonders, wie sehr es danach klang, als wäre sie der Köder. Doch Tamani hatte sie noch nie im Stich gelassen, und es gab keinen Grund anzunehmen, dass sie nicht in Sicherheit wäre.

Neun
    S obald sich das Tor hinter ihnen geschlossen hatte, wollte Tamani wissen, ob es Shar gut ging. Er hatte seine Zweifel. »Und, hast du bekommen, was du wolltest?«
    Shar schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Aber wahrscheinlich das, was ich verdiene.«
    Sei nicht so streng zu dir , dachte Tamani, doch er sagte nichts. Er schwieg wie immer, wenn es um dieses Thema ging. Es mochte schwierig für Shar sein, nach Japan zu gehen, aber Tamani fürchtete, dass die emotionalen Qualen, die er danach durchmachte, noch viel schlimmer waren.
    »Mit wem hast du dich getroffen, Shar?«, fragte Laurel.
    Shar gab keine Antwort auf ihre Frage. Tamani legte Laurel eine Hand auf den Rücken und trieb sie sanft zu größerer Eile an. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um Shar nach Hokkaido zu befragen.
    Als sie am Waldrand haltmachten, spielte ein Grinsen um Shars Mundwinkel. »Jetzt aber schnell«, neckte er Tamani. »Gleich geht die Sonne unter und du musst morgen in die Schule.«
    Tamani schluckte seine Enttäuschung hinunter. Er hasste seine blöden Kurse, das wusste Shar ganz genau. »Und du gehst nächstes Mal an dein verflixtes Handy, verstanden?« , sagte Tamani zum Abschied.

    Shar legte die Hand auf den Beutel mit dem Handy, sagte jedoch nichts.
    Kaum saßen sie in Tamanis Cabrio, fuhr er rasch auf den Highway, aber er ging die Rückfahrt deutlich langsamer an. Sie hatten noch eine Stunde bis Sonnenuntergang, eine kühle Brise wehte und Laurel saß in seinem Auto. Kein Grund zur Eile.
    Sie fuhren eine Weile schweigend dahin, bis Laurel fragte: »Wo war Shar denn nun?«
    Tamani wusste nicht genau, ob er die Frage beantworten sollte. Es war nicht seine Sache, Shars Geheimnisse zu verraten, außerdem sollte er Laurel eigentlich nur in Dinge einweihen, die sie wissen musste, um ihre Aufgabe zu erledigen. Doch diesen Befehl legte er gerne nach seinen eigenen Maßstäben aus – außerdem war nicht auszuschließen, dass die Unseligen etwas mit Yukis Erscheinen zu tun hatten. »Er hat seine Mutter besucht.«
    »In Hokkaido?«
    Tamani nickte.
    »Warum lebt sie in Japan? Arbeitet sie dort als Wächterin?«
    Tamani schüttelte den Kopf mit einer kurzen scharfen Bewegung. »Seine Mutter ist eine Unselige.«
    Laurel seufzte. »Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet!«
    »Sie wurde ausgestoßen«, erklärte Tamani, der es lieber weniger hart ausgedrückt hätte.
    »Wie, verbannt oder was? Das bedeutet Unselig?«
    »Nicht … ganz.« Tamani biss sich auf die Lippe und seufzte. Wo sollte er anfangen? »Es waren einmal«, begann
er in Erinnerung daran, dass die Menschen ihre wahreren Geschichten gern mit diesem Satz begannen, »zwei Elfenhöfe. Die Rivalität war … etwas kompliziert, aber im Grunde ging es immer um den Kontakt zu Menschen. An dem einen Hof pflegte man einen freundlichen Umgang mit den Menschen – die ihn den Seligen nannten. Der andere Hof strebte danach, die Menschen zu beherrschen, zu versklaven, zum Vergnügen zu foltern oder zum Zeitvertreib zu töten. Das waren die Unseligen.
    Irgendwann im Laufe der Geschichte gab es eine Spaltung am Seligen Hof. Einige Elfen glaubten, es wäre das Beste, die Menschen sich selbst zu überlassen. Isolationisten, wenn man so will.«
    »Leben die Elfen nicht heute genau so?«
    »Richtig«, sagte Tamani. »Aber das war nicht immer der Fall.

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