Elfenbann
vorbereiten.
»Außerdem«, drängte David, »lernen wir immer zusammen, und ich möchte, dass wir es auch weiterhin tun.«
»Aber selbstverständlich«, sagte Laurel und legte ihm die Hand auf den Arm. »Damit höre ich doch nicht einfach auf, nur weil du blöd bist.« Sie lächelte, um zu zeigen, dass sie Spaß machte, und nach einem winzigen Augenblick des Zögerns lachte er pflichtschuldig.
»Gut, also nach der Schule?«
»Gerne.«
»Okay.« Er wagte es, ihr ein Küsschen zu geben. »Ich liebe dich.«
»Ich weiß«, sagte Laurel. Wieso hatte sie das jetzt gesagt?
»Ich bringe dich zu deinem Kurs.«
Als Laurel nach ihrem Rucksack griff, entdeckte sie Tamani an Yukis Schließfach. Er lächelte und unterhielt sich angeregt mit ihr. Als würde er merken, dass Laurel ihn beobachtete, sah er ihr ganz kurz direkt in die Augen, bevor er sich wieder Yuki zuwandte und weiterlächelte.
Laurel hatte gar nicht gemerkt, dass sie stehengeblieben war, bis David sie weiterzog. Rasch holte sie ihn ein. »Aha, aha, aha«, sagte sie leise.
»Was?«, fragte David.
»Tamani macht echte Fortschritte mit Yuki.«
David wandte den Kopf und musterte das Pärchen am anderen Ende des Ganges. Yuki hing an Tamanis Lippen. David zuckte die Achseln. »War das nicht genau der Plan?«
»Schon«, antwortete Laurel und grübelte darüber nach, warum Tamanis Freundlichkeit ihr so viel ausmachte. Lag es daran, dass es ihm gelungen war, mit Yuki Freundschaft zu schließen, nachdem Laurel so kläglich gescheitert war? »Ich dachte, er würde Yuki dazu überreden, meine Freundin zu werden.«
Nachdem sie David zerstreut einen Kuss gegeben hatte, schlenderte Laurel in den Politik-Kurs, setzte sich auf ihren angestammten Platz und wartete auf Tamani.
Sie bekam Kopfschmerzen. Super . Das hatte ihr an diesem Morgen noch gefehlt.
Tamani kam in die Klasse gelaufen und setzte sich gerade rechtzeitig zum letzten Klingeln neben sie. Er trug schwarze Lederhandschuhe mit offenen Fingerenden.
»Was soll das denn?« Laurel rümpfte die Nase. »Fingerlose Handschuhe sind schon seit den Neandertalern aus der Mode. Du siehst aus wie ein Landei.«
»Immer noch besser als von oben bis unten voll Blütenstaub«, knurrte Tamani grimmig. »Die glauben jetzt alle, in Schottland wäre das der letzte Schrei.«
Laurel hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie es nicht gemerkt hatte; schließlich kam der Pollen an seine Hände, weil sie blühte. »Oh. Wie läuft es mit Yuki? Ich dachte, du wolltest uns zusammenbringen, statt sie anzumachen«, flüsterte sie, während Mrs Harms die Anwesenheitsliste abhakte.
»Ich mache sie nicht an«, flüsterte Tamani wütend.
»Ach nee«, murmelte Laurel.
Tamani zuckte die Achseln. »Ich habe hier eine Aufgabe zu erledigen«, sagte er leise. »Dafür nehme ich so einiges in Kauf.«
»Unter anderem, eine arglose Elfe auszunutzen?«
»Ich nutze sie nicht aus.« Tamani wurde immer wütender. »Ich bin nur nett zu ihr. Und wenn sich herausstellt, dass sie mit alldem nichts zu tun hat, hat sie jemanden, der ihr alle Fragen über sich selbst beantworten kann.« Nach einer langen Pause fügte er hinzu: »Mit dir hat das auch gut geklappt.«
»So gut nun auch wieder nicht«, zickte Laurel. »Ich bin
schließlich nicht deine Freundin, oder?« Ehe Tamani etwas erwidern konnte, wandte sie sich wieder der Tafel zu und zeigte auf. »Ich habe schreckliche Kopfschmerzen; darf ich etwas aus meinem Schließfach holen?«, fragte Laurel die Lehrerin. Sie hatte im Augenblick überhaupt keine Lust, über David und Tamani nachzudenken. Davon ging es ihr nur noch schlechter.
Blöde Jungs.
»Dendritisch«, sagte David und hob den Blick aus dem Schulbuch zur Prüfungsvorbereitung.
Laurel stöhnte. »Sind wir immer noch nicht fertig? Wir haben heute schon mindestens zweihundert Wörter durchgenommen.« Das war keine Übertreibung, aber dennoch war es ein guter Tag. Montag und Dienstag war die Stimmung noch nicht besonders gut gewesen, aber so langsam ging alles wieder seinen Gang. Jetzt konnte Laurel sogar dem Lernen erneut etwas abgewinnen. Sie fragten einander ab und belohnten richtige Antworten mit einem Kuss. In der Pause machten sie in einvernehmlichem Schweigen ihre jeweiligen Hausaufgaben. Es fühlte sich an, als würde das Leben zur Normalität zurückkehren.
Laurel fand es schön, wenn es normal zuging.
»Nur das noch«, sagte David. »Es passt so gut.«
»Dendritisch.« Laurel dachte angestrengt nach. »Eine Maschine, die in der
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