Elfenbann
Eigentlich ist es nur eine Halloween-Tanzveranstaltung ohne Verkleidung.«
»Trotzdem«, sagte David. »Vielleicht wird es ganz nett.
Nicht, dass ich dich bitte, mit mir dahin zu gehen, schließlich ist Damenwahl, aber falls du mich fragen würdest, und falls Chelsea Ryan fragt, und falls ihr zwei zusammen gehen würdet, könnten wir alle gemeinsam hingehen. Mehr wollte ich nicht sagen.« Er grinste und zuckte die Achseln.
»Da haben wir aber jede Menge ›falls‹, Freundchen«, näselte Laurel. »Ich kann nur hoffen, dass dir für dieses Vorhaben die Umstände hold sind.«
»Du bist grässlich«, sagte David und küsste sie noch mal.
»Oh ja«, stimmte Laurel zu, »aber du liebst mich trotzdem.«
»Oh ja, das stimmt«, sagte David leise und rau. »Ich liebe dich mit größter Tiefgründigkeit.«
»Das war völlig verkehrt«, sagte Laurel und kicherte, als David ihren Hals mit seinen Lippen kitzelte.
»Etwas anderes ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen«, erwiderte David lachend. »Du hast gewonnen, ich gebe es zu.« Er löste sich von ihr, damit er sie ansehen konnte. »Schon wieder.«
Laurel grinste nur.
»Wirklich, Laurel«, sagte David, und nach einer kurzen Pause: »Ich bin sehr stolz auf dich.«
»David …«
»Bitte lass mich das doch sagen«, schnitt David ihr das Wort ab. »Ich stelle es mir hart vor, erst enttäuschend abzuschneiden und sich dann noch mal hinzusetzen und für diesen Test zu lernen, erst recht, wenn die Ergebnisse vielleicht keine Rolle spielen. Ich finde das außerordentlich bewundernswert.«
»Danke schön«, sagte Laurel aufrichtig. Dann grinste sie wieder. »Das Wort hast du jetzt korrekt gebraucht.«
»Komm her, du!« David packte ihren Arm, zog sie auf seinen Schoß und drückte sie, bis sie quiekte und lachte.
David setzte Laurel zu Hause ab, als die Sonne gerade am Horizont unterging und den Himmel in Flammen aufgehen ließ. Als sie ihm nachsah, überlegte sie, ob ihre Ergebnisse diesmal wirklich besser ausfallen würden.
»Laurel!«
Sie zuckte zusammen, als sie das laute Flüstern von der Hauswand hörte. Dann entdeckte sie Tamani, der seinen Kopf hinter der Mauer hervorstreckte.
»Komm her«, sagte er und legte den Kopf schief.
Nach kurzem Zögern legte sie ihren Rucksack auf der Veranda ab und ging zu ihm. »Was ist los?«, fragte sie leise. »Gibt es Ärger?«
»Nein, nein, eigentlich nicht«, antwortete Tamani. »Na ja, doch. Wir … wir haben heute Morgen zwei Orks getroffen.«
»Ihr habt was ?«
»Wir haben das schon geregelt«, sagte Tamani und hob die Hände, um sie zu beruhigen. »Ich will nur nicht, dass du denkst, ich würde irgendwas vor dir verbergen. Ehrlich, wahrscheinlich ist es besser, dass wir sie jetzt gefunden haben.«
»Wieso?«, fragte Laurel, die es kaum glauben konnte.
»Weil es bedeutet, dass es hier wirklich Orks gibt. Wir hatten ja monatelang keinen gesehen.«
»Aber es ist alles okay?«, meinte Laurel ironisch.
»Ja, wirklich. Es herrscht noch Alarmstufe Rot, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Außerdem bin ich nicht deswegen gekommen. Ich wollte nur ein bisschen reden. Es ist schon so lange her.«
Das stimmte; Laurel war ihm die ganze Woche aus dem Weg gegangen, weil er sie geküsst hatte und sie nicht darüber sprechen wollte. Und weil David ihn nicht mochte. Und weil er Yuki so ansah wie früher nur sie.
Als sie nicht antwortete, schob Tamani die Hände in die Hosentaschen und kickte in die Grashalme. »Und wie ist es heute gelaufen?«
»Ganz gut, denke ich.«
»Schön.« Er schwieg, dann fragte er: »Hast du weiter experimentiert? Mit der Leuchtkugel?«
Laurel seufzte. »Nein. Du hast wahrscheinlich recht, dass ich das Leuchtmittel erst auf meiner eigenen Haut ausprobieren sollte. Aber das verschiebe ich immer wieder, weil ich dann keine Ausrede mehr habe und ein Stück meiner Blüte abknipsen muss, wie ursprünglich geplant. Du hältst mich jetzt für eine Zimperliese, schließlich hast du dir in die Zunge gebissen, und da fürchte ich mich davor, etwas von einem Blütenblatt abzuschneiden.«
»Nein, du machst das klasse. Das bekommst du schon hin«, antwortete Tamani zerstreut.
Laurel nickte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Beinahe hätte sie Tamani geradeheraus gefragt, was er denn nun eigentlich wollte, als er damit herausplatzte. »In der Schule wird nächsten Freitag getanzt.«
Laurel hatte ein verdrehtes Gefühl von Déja-vu und merkte zu ihrer eigenen Überraschung, dass ihr das
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