Elfenbann
anschnallte.
»Zu Yuki«, antwortete Laurel.
»Zu Yuki?« Und nach einer kurzen Pause: »Als Spione?«
»Nein!«, protestierte Laurel, obwohl die Frage durchaus berechtigt war. »Ich dachte, wir könnten sie dazu überreden, mit uns zu Vera zu gehen.«
»Smoothies trinken?«, fragte Chelsea. Wegen der Fruchtsäfte, die glücklicherweise ohne Milch gemixt wurden, stand Veras Bioladen bei Laurel hoch im Kurs.
»Was sonst?«, sagte Laurel und setzte den Blinker, als sie in Yukis Straße einbog. »Klea möchte, dass ich sie im Blick behalte, Tamani auch. Deshalb bin ich auch auf die Idee gekommen, dass wir alle zusammen zu diesem Herbsttanz gehen könnten.«
»Das heißt, wir tauchen wie aus dem Nichts auf ihrer Veranda auf, entführen sie, füttern sie mit Tiefkühlobst und bitten sie, mit uns auszugehen. Genial«, sagte Chelsea superironisch.
»Ich lade dich zu einem deiner geliebten Carobschokoladentrüffel
ein«, versprach Laurel grinsend, als sie vor Yukis Haus parkte.
Chelsea legte melodramatisch die Hand aufs Herz. »Wenn du meine Schokoladensucht schamlos ausnutzt, kann mein Widerstand ja nur bröckeln wie … Schokoladenplätzchen. Oder was auch immer«, sagte sie, als Laurel ihr einen seltsamen Blick zuwarf. »Meine Metaphern waren auch schon mal besser. Dann wollen wir mal.«
Yukis Haus war etwa so groß wie Laurels Garage. Es lag nicht direkt an der Straße und wurde zum Großteil von zwei schütteren Ulmen verdeckt, die vor dem Eingang den Weg blockierten. Wenn man Aaron glauben durfte, war Yuki fast die ganze Zeit allein dort, doch bisher hatte sich in der Nachbarschaft niemand daran gestört. Möglicherweise hatte es auch einfach noch keiner gemerkt.
Wenn das der Fall sein sollte, waren sie hier entschieden weniger neugierig als Laurels Nachbarn.
Sie klingelten bei Yuki, was durch die dünne Tür und die einfach verglasten Fenster gut zu hören war. Obwohl Klea behauptet hatte, Yuki wäre zu ihrem Schutz hier untergebracht, war das Haus nicht sonderlich gesichert.
»Ich glaube, sie ist nicht zu Hause«, flüsterte Chelsea.
Laurel wies mit dem Kopf auf das Fahrrad, mit dem Yuki hin und wieder zur Schule fuhr. »Da steht ihr Rad. Und ein Auto hat sie, glaube ich, nicht.«
»Sie kann doch spazierengegangen sein«, konterte Chelsea. »Sie ist … wie du.«
Laurel hielt kurz die Luft an. »Tja«, sagte sie. »Das wird wohl nichts.«
»Müssen wir dann trotzdem zu Vera?«, fragte Chelsea, als sie sich umdrehten.
Da hörte Laurel, wie ein Riegel zurückgezogen wurde, und blickte zur Tür zurück. Sie unterdrückte den Reflex, ihr khakifarbenes T-Shirt zurechtzuzupfen und ihre Frisur zu richten. Yukis Gesicht erschien in dem engen Türspalt, und sie starrte die beiden Mädchen verblüfft an, ehe sie die Tür ganz aufmachte.
»Hi«, sagte Laurel. Sie gab sich richtig Mühe, nicht zu fidel rüberzukommen. »Hast du gerade was vor?«
»Eigentlich nicht«, sagte Yuki argwöhnisch.
»Wir sind auf dem Weg zu Vera und dachten, du hättest vielleicht Lust mitzukommen.« Laurel wagte ein einladendes Lächeln.
»Zu dem Obst- und Gemüseladen?« Sie war nach wie vor total nervös und strahlte eher noch mehr Misstrauen aus.
»Da gibt es wunderbare Smoothies. Sie nehmen nur Tiefkühlobst und Fruchtsaft.« War es vielleicht zu abgedreht, die Smoothies in allen Einzelheiten zu beschreiben? »Sie schmecken einfach fantastisch! Komm doch mit!«
»Hm.« Yuki zögerte, und Laurel wusste genau, dass sie überlegte, wie sie aus der Sache wieder rauskommen könnte.
»Ich fahre«, bot Laurel an.
»Ja, okay, warum nicht?« Yuki zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, das nicht vollkommen falsch aussah. Laurel konnte sich kaum vorstellen, wie einsam sie sein musste, wenn sie die ganze Zeit allein war. In der Schule redete
sie mit vielen Leuten, aber Aaron hatte Laurel erzählt, dass sie nie Besuch bekam.
»Ich lade euch ein«, sagte Laurel und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das Auto.
Unterwegs schwieg Yuki, während Laurel und Chelsea das Gespräch in Gang hielten. Sie unterhielten sich über ihren Psychologie-Kurs, aber das war fast noch öder als der Kurs selbst. Immerhin würden sie etwas zu Trinken im Mund haben, wenn sie endlich bei Vera angekommen waren. Damit hatten sie eine Ausrede, nicht allzu viel zu sagen.
Nachdem sie alle bestellt hatten, setzten sie sich nach draußen an einen Tisch mit Sonnenschirm, der jedoch die untergehende Sonne nicht abhielt – genau, wie Laurel es gern hatte.
»Das
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