Elfenbann
um und verschwand leise durch die Hintertür. Für diese Nacht war seine Geduld mit David aufgebraucht.
Aaron gesellte sich zu ihm, sobald er die hintere Veranda verlassen hatte. »Möchtest du mir vielleicht erklären, was eben passiert ist?«, fragte er hörbar genervt.
»Wir sind von Orks angegriffen worden«, antwortete Tamani, der es satt hatte, sich zu beherrschen. »Was bedeutet, dass du voll versagt hast.«
»Wir sind Sekunden nach eurer Abfahrt dort angekommen, doch es war zu spät. Wir hatten eine einzige Spur, mehr nicht.«
»Hoffentlich bist du ihr gefolgt.«
»Selbstverständlich«, antwortete Aaron wütend. »Aber sie hörte plötzlich auf, schon wieder! Ich wüsste jedoch gerne, warum du sie nicht aufgenommen hast. Du konntest die Orks doch noch sehen!«
Im Kern empfand Tamani tiefe Schuld, aber das wollte er nicht wahrhaben. »Ich musste bei Laurel bleiben.«
»Wir hätten dafür gesorgt, dass sie heil nach Hause kommt.«
»Das konnte ich kaum wissen, schließlich wart ihr nicht da.«
Aaron seufzte. »Es ist sehr schwierig, dir zu folgen, wenn du mit dem Auto fährst.«
»Gibt es irgendetwas in unserem Leben, was nicht schwierig wäre, Aaron?«
»Du hättest ihnen folgen müssen, Tamani. Das ist deine Aufgabe!«
»Nein, deine!«, konterte Tamani lauter als beabsichtigt. »Ich muss Laurel beschützen und genau das habe ich getan.« Er wandte sich ab und verschränkte die Hände im Nacken, während er in schnellen Atemzügen Luft holte, um sich in den Griff zu bekommen. »Ich werde sie finden«, sagte er nach einer langen Pause.
»Die Spur ist längst kalt«, widersprach Aaron. Auch er wollte nicht klein beigeben.
»Egal, ich werde sie finden. In den nächsten Tagen lege ich ein paar Extraschichten ein, wenn Laurel abends sicher zu Hause ist. Ich mache es wieder gut«, versprach er mehr sich selbst als Aaron. Er wartete auf eine Antwort, aber Aaron sagte nichts. Nach einer langen Schweigepause ließ er die Arme hängen und drehte sich um. Doch er war allein im Wald.
Neunzehn
W ir müssen reden«, sagte Chelsea und nahm Laurel am Arm, als sie in die Schule kam.
Laurel grinste. »Oh, mir geht’s gut, Chelsea, danke der Nachfrage. Und wie steht’s mit dir? Hast du am Wochenende noch ein Schleudertrauma bekommen?«
»Ich meine es ernst«, fauchte Chelsea. »Ich muss mit dir reden. Jetzt.« Ihre Stimme kippte.
»Okay«, sagte Laurel, die endlich kapiert hatte, dass Chelsea nicht zum Scherzen zumute war. »Selbstverständlich. Es, äh, tut mir leid … komm, wir gehen dahin.« Sie zeigte auf den kleinen Hausmeisterraum am Ende des Ganges, der immer offenstand.
»Was ist los?«, fragte sie, als sie an der Wand abwärts glitt, und klopfte neben sich auf den Boden.
Chelsea setzte sich und beugte sich zu Laurel. »Es geht um Ryan. Er weiß nicht mehr, was am Freitagabend passiert ist.«
Laurel war verwirrt. »Das ist bei Kopfverletzungen doch normal, oder nicht?«
»Er kann sich an gar nichts erinnern. Weder an den Zusammenstoß noch daran, dass ich ihn nach Hause gebracht habe, er kann sich nicht mal mehr richtig daran erinnern, wie wir getanzt haben.«
»Wird das mit der Zeit nicht besser?«
Chelsea zog eine Augenbraue hoch. »Irgendwie glaube ich das nicht so richtig.«
Laurel bekam Panik, als sie die Anspielung verstand. »Du glaubst allen Ernstes, ich hätte ihm was gegeben?«, fragte sie, so laut sie es wagte.
Chelseas Miene wurde sofort weicher. »Nein, natürlich nicht!« Sie zögerte. »Aber jemand anders, denke ich. Und damit meine ich nicht seine Eltern.«
»Du glaubst wirklich, es wäre nicht normal, wie viel er vergessen hat?«, fragte Laurel.
»Etwas anderes ergibt doch keinen Sinn. Auf der Nachhausefahrt am Samstag war er noch klar im Kopf und hat auf meine Fragen geantwortet. Und heute weiß er weniger als eine Stunde, nachdem es passiert ist.«
»Warum hast du mir das nicht schon gestern gesagt?«
»Ich war mir erst nicht sicher. Aber gestern Abend haben wir telefoniert, und er kann sich an nichts mehr erinnern, was zwischen zehn Uhr am Freitagabend und Samstagmorgen passiert ist. Das Zeitfenster ist einfach zu groß. Mein Bruder Danny hatte letztes Jahr eine Gehirnerschütterung und nur ein paar Minuten vergessen. Kein Vergleich.«
Laurel seufzte. Was fände sie eigentlich schlimmer – wenn Yuki oder Tamani es getan hätte?
»Laurel?«, fragte Chelsea leise.
»Ja?«
»Letztes Jahr hast du gesagt, du würdest alles tun, um Ryan zu beschützen. Ich bitte
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