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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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dann doch beschlossen, ihn in Ruhe zu lassen. Auf dem Grundstück hatte er sicher schon schlechter geschlafen.
    Nachdem sie kurz in den Spiegel geschaut und sich mit den Fingern gekämmt hatte, schlich Laurel leise nach unten. Er war noch da, in derselben Stellung, in der er eingeschlafen war. Das Morgenlicht war grau und sanft; Laurel ging zu einem Stuhl, von wo aus sie Tamanis Gesicht beobachten konnte. Es war seltsam, ihm beim Schlafen zuzusehen, er war so entspannt und wehrlos. Irgendwie kam es ihr fast komisch vor, dass er überhaupt schlief. Er war so eine Konstante in ihrem Leben – jemand, der immer da war, wenn sie ihn brauchte, Tag und Nacht. In ihren Augen war er die Wachsamkeit in Person.

    Laurel sah Tamani an, während es heller wurde und das Licht sich von dunkelrot zu pink wandelte. Schließlich kroch ein Rechteck aus gelbem Sonnenschein über den Küchenboden. Tamanis Lider flatterten, fingen das Licht ein und warfen schmale Schatten auf seine bronzefarbenen Wangen. Dann riss er die Augen auf, sah Laurel und rollte sich blitzartig von ihr weg, stand auf und streckte abwehrend die Hände aus.
    »Tam!«, sagte Laurel.
    Erst jetzt nahm er sie wirklich wahr, richtete sich auf und ließ die Hände sinken. »Entschuldige«, krächzte er rau. Verwirrt sah er sich in der Küche um. »Was ist passiert?«
    »Du bist gegen zehn hier reingeplatzt und sofort bewusstlos geworden. Ich habe mich mit Aaron am Waldrand besprochen. Er konnte mir aber auch nur sagen, dass ich in Sicherheit war. Warum du hergekommen bist, wusste er nicht. Ist alles in Ordnung?«
    Tamani setzte sich vorsichtig auf einen Barhocker und rieb sich die Augen. »Ja, mehr oder weniger. Ich habe mich ein bisschen übernommen.«
    »Ein bisschen? «, schimpfte Laurel lächelnd.
    »Vielleicht ein bisschen mehr als das«, gab Tamani mit einem schiefen Lächeln zu. »Ich hätte mich einfach hinlegen und bis zum Morgen warten sollen. Hey, könnte ich vielleicht etwas zu essen haben, bitte?«
    »Natürlich«, antwortete Laurel. »Was hättest du denn gern? Pfirsiche? Erdbeeren? Ich habe auch noch Mango.«
    »Und Gemüse? Ich würde für mein Leben gern ein bisschen Brokkoli essen. Aber nein«, schalt er sich, »Brokkoli
ist gar nicht gut für mich. Ich esse ohnehin schon zu viel Grünzeug – sonst ändert sich noch meine Haarfarbe.«
    Laurel durchforstete den Kühlschrank. »Wie wär’s mit Jicama?«, fragte sie. »Die sind weiß.«
    »Das hört sich wirklich gut an, danke.«
    Laurel holte eine Schüssel mit Jicamas heraus, die ihre Mutter am Vorabend kleingeschnitten hatte, und stellte sie Tamani hin. Sie hätte die Portion nie verdrücken können, aber nach den Ereignissen der letzten Nacht hatte Tamani es vielleicht nötig. Laurel sah ihm beim Essen zu. »Also, was ist denn nun passiert?«, fragte sie und stibitzte ein Stück Jicama.
    Anstelle einer Antwort holte Tamani einen kleinen Beutel aus der Tasche und reichte ihn ihr. »Geh bloß vorsichtig damit um«, sagte er, als sie das Säckchen in die Hand nahm. »Ich weiß nicht, ob ich noch mehr davon besorgen kann.«
    »Was ist denn da drin?«
    Sonnenschein und Obst belebten Tamani sichtlich. Er berichtete von den Abenteuern der letzten Nacht. »Dieses Pulver … damit kann man irgendwie einen gewissen Raum ausschneiden und wegklappen. So etwas Sonderbares habe ich noch nie gesehen.«
    Laurel lugte in den Beutel. Sie hatte keinen Schimmer, wie sie eine solch ungewöhnliche Mixtur untersuchen sollte. »Du glaubst, es handelt sich um Elfenmagie?« , fragte sie.
    »Möglicherweise. Könnte aber auch eine bisher unbekannte Art von Orkmagie sein. Oder alte Menschenmagie,
wer weiß? Allerdings verdichten sich die Hinweise auf einen bösartigen Mixer.«
    »Denkst du dabei immer noch an Yuki?«, fragte Laurel leise.
    Tamani dachte mit gefurchter Stirn nach. »Weiß ich nicht. Ich will diese Möglichkeit nicht völlig abtun, aber sie ist so jung. Könntest du etwas in der Art herstellen?«
    Laurel schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Es hört sich wahnsinnig kompliziert an.«
    »Aber wer sollte es sonst sein?«
    Sie blieben schweigend am Küchentisch sitzen, Tamani grübelte beim Essen und Laurel ließ das Pulver geistesabwesend durch die Finger rieseln.
    »Weißt du was? Alle finden, dass Yuki etwas ganz Besonderes ist«, sagte Laurel. »Aber wenn es eine Wildelfe gibt, könnte es doch auch zwei geben. Oder zehn? Hundert? Und wenn Yuki nun eine Art … Ablenkungsmanöver

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