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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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kann ich persönlich bezeugen. Dann vielleicht ein Lehrling?« Shar zögerte. »Du weißt, wen ich meine? Diese junge Elfe.«
    »Das kann eigentlich nicht sein. Selbst wenn die Wildblume eine Herbstelfe sein sollte, ist sie zu jung. Ein Mixer mit Akademie-Ausbildung wäre auch schon hundert Jahre alt, ehe er so etwas zustande brächte, geschweige denn eine so junge Wildelfe.«
    »Möglich ist alles.«
    »Das ist der Beweis«, sagte Tamani und zeigte auf das Pulver. »Und damit meine ich beides, dieses Pulver und das, was du gemacht hast. Wie bist du auf Salz gekommen?«
    »Ich wollte eine Theorie überprüfen«, antwortete Shar. »Ich muss sagen, das Ergebnis überzeugt mich.«
    Da Tamani merkte, dass Shar nicht weiter darauf eingehen wollte, kauerte er sich hin und untersuchte das blaue Pulver. »Gibst du mir deinen Beutel?«
    Wortlos warf Shar Tamani das kleine Jutesäckchen zu.
Tamani nahm mit seiner Messerklinge ein wenig Pulver und kippte es in den Beutel. Dann zog er, als wäre es ihm nachträglich eingefallen, mit dem Messer eine Linie durch die Erde und durchbrach den blauen Kreis.
    »Was machst du da?«, fragte Shar.
    »Ich denke, ein zerstörter Kreis kann nicht mehr funktionieren«, antwortete Tamani. »Wenn die Orks in der Hütte uns nicht gesehen haben, merken sie vielleicht auch nicht, dass der Kreis durchbrochen wurde. Andererseits könnten sie das Salz finden, also sollten wir es vertuschen, und diesen Schnitt auch – dann bekommen sie es vielleicht nicht mit, dass ihre geheime Höhle entdeckt worden ist.«
    »Ab sofort soll dieser Ort Tag und Nacht bewacht werden.«
    »Dann muss ich nochmals Verstärkung anfordern.« Indem die Aufregung über ihre Entdeckung abnahm, wurde Tamani seine Erschöpfung wieder bewusst. Er stellte sich hinter einen breiten Baum, schaltete sein iPhone an und zuckte zusammen, weil das Display so strahlend hell aufleuchtete. In der Hoffnung, dass Aaron nicht vergessen hatte, wie man mit dem GPS umging, sandte er die Eckdaten des Ortes an seinen Kollegen.
    Dann ging er wieder zu Shar zurück, der den Salzkreis aufgelöst hatte und welkes Laub auf den Schnitt legte, den Tamani mit dem Messer gezogen hatte. In der Hütte war es weiterhin still und dunkel. Das war schon sonderbar, denn Orks schliefen gewöhnlich nicht nachts.
    »Sollen wir die Hütte nicht einfach stürmen und es hinter uns bringen?«, fragte Tamani.
    »Du bist gar nicht fit genug, um zu kämpfen«, erwiderte
Shar. »Außerdem würde ich sie gern eine Weile beobachten lassen, damit wir erfahren, wie viele es sind. Da drin könnten locker dreißig Orks auf uns warten.«
    Kurz darauf erkannte Tamani am Rascheln im Laub, dass Verstärkung eintraf. Aaron brachte mindestens zehn Wachposten mit.
    »Kannst du das hier übernehmen?«, fragte Tamani Shar.
    »Wenn du willst. Wohin gehst du?«
    Tamani hielt Shars Jutebeutel hoch und steckte ihn in seinen Rucksack. »Ich muss das Laurel bringen, vielleicht findet sie heraus, was es ist.«
    »Das will ich schwer hoffen«, sagte Shar mit Blick auf die Hütte im Mondlicht.
    Tamani drehte sich um und rannte los. Seine bloßen Füße brachten den Teppich aus Herbstlaub zum Flüstern. Er hatte das Gefühl, auch mit geschlossenen Augen weiterlaufen zu können – als führten alle Wege zu Laurel.
    Tamani schüttelte den Kopf, weil ihm schwindelig wurde – ihm wurde buchstäblich schwarz vor Augen. Er blinzelte mehrmals und zwang sich, schneller zu rennen und die Müdigkeit in Schach zu halten, die ihn zu überwältigen drohte. Vielleicht hatte Shar doch recht – er hatte es wirklich übertrieben. Wenn ich das hinter mir habe , sagte er sich, wenn ich das geschafft habe, kann ich schlafen.
    Er lehnte sich an Laurels Hintertür und klopfte. Doch seine Augen schlossen sich, kaum dass er Laurel kommen sah. Erstaunt öffnete sie die Tür, aber Tamani brach sofort zusammen, nachdem er die Schwelle zur Küche überschritten hatte.

Achtundzwanzig
    L aurel hatte ihren Wecker auf eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang gestellt, damit sie in der Küche nach Tamani sehen konnte, doch sie war längst wach, als er klingelte. Die ganze Nacht kam ihr mehr oder weniger wie ein ruheloser Traum vor, und sie hatte das Gefühl, kaum geschlafen zu haben. Nachdem sie sich am Vorabend davon überzeugt hatte, dass es Tamani gut ging, hatte sie eine Decke über ihn gebreitet und war schlafen gegangen. Sie hatte erwogen, ihn vom Küchenboden fortzuziehen – so gemütlich sah das nicht aus –, aber

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