Elfenblick
spitze Zähne, so lang wie Magelis Unterarme.
»Verflucht, ein Drachenwaran!«, raunte Ondulas hinter ihr. »Bleib ganz ruhig stehen!« Mageli bemerkte, dass aus seiner Stimme alle übermütige Begeisterung verschwunden war. Dieses Tier hielt er für einen ernst zu nehmenden Gegner.
Die Riesenechse fauchte, wobei eine lange, dünne Zunge aus ihrem Maul herauszischelte und die Nasenlöcher sich weit blähten. Hätte sie angefangen, Feuer zu speien, Mageli hätte sich nicht gewundert. Ihre Knie wurden schon wieder unangenehm zittrig, und sie spürte, wie die Magensäure in ihrer Speiseröhre aufstieg. Jetzt bloß nicht schlappmachen! Wenn sie angesichts dieser Monsterechse zusammenklappte, würde das Vieh sie garantiert als kleinen Snack verspeisen.
»Ha, zwei Ausreißer«, ertönte in diesem Moment eine zufriedene Stimme hinter dem Drachenwaran, und Mageli wurde auf einen Schlag bewusst, dass das Monster vielleicht gar nicht ihr größtes Problem darstellte.
»Ruhig, die wollen wir uns erst einmal ansehen«, fügte die Stimme an das Monster gewandt hinzu. Sieben Männer drängten sich an der Echse vorbei, die brav stehen blieb und dem Geschehen aus ihren kleinen, roten Augen folgte.
Die Männer waren Dunkelelfen, das erkannte Mageli auf den ersten Blick. Sie trugen alle dunkle Kleider und darüber eine Art Uniform mit Brust- und Beinpanzern, die aus dem gleichen Material zu bestehen schienen wie die Haut der Echse. In ihren Händen hielten sie die gleichen schwarzen, gezackten Schwerter, wie sie die Männer benutzt hatten, mit denen Ondulas eben noch gekämpft hatte. An ihren breiten Gürteln steckten außerdem allerlei weitere Waffen: kürzere, krumme Schwerter, gezackte Dolche, und zwei von ihnen trugen sogar schwarze Äxte. Außerdem waren ihre langen Haare aschgrau und ihre Gesichter unproportioniert. In ihren gelblichen Augen lag ein Ausdruck niederträchtiger Vorfreude.
Die Magensäure erreichte Magelis Rachen und sie würgte sie mit aller Kraft wieder hinunter. Ondulas trat nach vorne und baute sich beschützend vor Mageli auf. Aber wie wollte er es mit sieben Männern und einer Monsterechse aufnehmen?
Die Dunkelelfen kamen bis auf wenige Schritte heran und stellten sich in einer Reihe vor Mageli und Ondulas auf, dann trat einer von ihnen vor und musterte sie abfällig.
»Ihr kennt die Gesetze«, zischte er zwischen den Zähnen hindurch und zog die Mundwinkel nach unten, wobei seine Oberlippe herabhing wie die Lefzen eines Hundes. Es hätte komisch aussehen können, tat es aber nicht.
»Eure Gesetze«, erwiderte Ondulas und seine Stimme klang widerwillig. »Gesetze, die wir sicherlich nicht akzeptieren würden, wenn ihr sie nicht mit brutaler Gewalt durchzusetzen wüsstet.«
»Halt den Mund«, fuhr ihn der Anführer der Truppe grob an. »Diese Gesetze hat unser aller König Livian erlassen und ihr habt euch ihnen unterzuordnen.« Die Gehässigkeit in seiner Stimme war unverkennbar. »Und nun wollen wir euch zeigen, was passiert, wenn ihr das nicht tut.« Er schnipste mit den Fingern, und augenblicklich setzten sich seine sechs Männer in Bewegung und stürmten mit erhobenen Schwertern auf Ondulas und Mageli zu.
Mageli wollte zurückweichen, doch ihre Beine versagten den Dienst und blieben wie am Boden festgewachsen stehen. Sie konnte sich einfach nicht mehr bewegen. Ondulas hingegen holte mit einer blitzschnellen Bewegung nicht nur sein grünes Schwert aus der Scheide, sondern zog außerdem mit der anderen Hand eine zweite, identisch aussehende Waffe hervor, die hinter seinem Rücken unter dem Umhang verborgen gewesen war.
Mageli staunte noch über seine Schnelligkeit, da stürzten sich bereits alle sieben Dunkelelfen auf ihn. Zwei von ihnen kamen sich in ihrem Kampfeifer so in die Quere, dass der eine seinen Kumpanen mit seinem gezogenen Schwert am Arm verletzte. Doch die anderen hieben bereits auf Ondulas ein. Nach wenigen Sekunden hatten sie ihn komplett umstellt und bedrängten ihn mit ihren schaurigen schwarzen Klingen.
Ondulas schlug um sich wie ein Wilder. Er drehte sich in einem fort um die eigene Achse, sodass es aussah, als seien ihm acht Arme gewachsen. Niemals schien er einem Gegner den Rücken zuzuwenden. Stets parierte er die Angriffe der gezackten Schwerter, noch bevor die Waffen ihm zu nahe kamen.
Zwar mischte sich derjenige, dessen Arm versehentlich verletzt worden war, nicht in den Kampf ein – mit grauweißem Gesicht stand er an die Tunnelwand gelehnt und hielt sich den Arm,
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