Elfenblick
während zwischen seinen Fingern ein steter Fluss dunklen Blutes hervorquoll –, und einen weiteren Dunkelelfen konnte Ondulas mit einem Stich in den Bauch niederstrecken, sodass dieser taumelte und stöhnend zu Boden sank. Aber die Angreifer waren immer noch zu fünft. Mageli beobachtete die Kampfhandlungen mit wachsendem Entsetzen. Gegen diese Übermacht konnte Ondulas unmöglich lange bestehen!
Zum Glück hatten sich die Dunkelelfen noch nicht gegen sie gewandt. Offenbar wirkte sie zu verschüchtert, um als ernsthafte Gegnerin wahrgenommen zu werden. Und dass sie nicht imstande war wegzulaufen, sah man ihr vermutlich auch an. Fieberhaft überlegte Mageli, wie sie Ondulas helfen könnte. Ihr fiel der Dolch in ihrem Rucksack ein. Aber erstens würde es ewig dauern, bis sie ihn herausgekramt hatte, und außerdem hatte sie keinen Schimmer, was sie damit anfangen sollte. Ansonsten hielt sie nur noch den Leuchtstein in der Hand. Auch nicht gerade eine besonders wirksame Waffe gegen fünf Männer mit Schwertern.
Und dann lauerte im Hintergrund ja auch diese Furcht einflößende Riesenechse. Die stand zwar immer noch wie ein überdimensioniertes Hündchen brav an derselben Stelle wie zuvor, Mageli konnte sich jedoch gut vorstellen, was passieren würde, wenn es Ondulas entgegen aller Logik gelingen sollte, seine Angreifer unschädlich zu machen. Tatsächlich ging gerade ein weiterer Dunkelelf zu Boden. Zeitgleich zog einer der Männer seine schwere Axt aus dem Gürtel und ließ sie auf Ondulas’ Kopf niedersausen. Mageli stieß einen spitzen Schrei aus und Ondulas duckte sich im letzten Moment zur Seite weg. Der Axthieb ging ins Leere, das Schwert eines anderen Angreifers fuhr hingegen tief in Ondulas’ Bein. Ein kurzes Zucken in seinem Gesicht verriet Mageli, wie groß der Schmerz sein musste, ansonsten ließ der Elf sich nichts anmerken.
Nun war er allerdings verletzt. Und noch immer kämpfte er gegen vier starke Gegner. Es hätte schon gereicht, wenn sie sich nur mit dem Monsterwaran herumschlagen hätten müssen. Auch wenn das breite Maul, die gefährlichen Zähne und die baumdicken Beine kaum zu überwinden waren. Das waren die Waffen, die sie jetzt gegen diese Übermacht von Dunkelelfen gut gebrauchen könnten!
Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie die große Echse sich auf ihre Gegner stürzte und einen nach dem anderen unschädlich machte, indem sie ihre spitzen Zähne in den Körper stieß oder sie einfach unter ihren riesigen Füßen zerquetschte. Eine herrliche Vorstellung! Mageli wurde ganz warm in der Brust dabei.
Und plötzlich wurde ihre Fantasie Wirklichkeit: Über das Kampfgetümmel hinweg bemerkte Mageli, wie sich die Echse in Bewegung setzte und mit schweren Schritten auf die Kämpfenden zubewegte. Sie schnaufte und zischelte, und Mageli überfiel die Sorge, die Echse könnte es nun auch noch auf Ondulas und sie selbst abgesehen haben, zugleich aber wusste sie mit unerklärlicher Gewissheit, dass das nicht der Fall war. Die Echse würde ihnen helfen.
Ohne zu zögern, stürzte sich das Riesentier auf den ersten der Dunkelelfen, schnappte nach seinem Kopf, der gänzlich in dem breiten Maul verschwand, schleuderte den Mann einige Male hin und her und warf ihn schließlich gegen die Wand. Der schlaffe Körper rutschte daran herunter und blieb auf dem Boden liegen, den Kopf in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Schon fiel die Echse über den nächsten Kämpfer her, riss ihn von den Beinen und stieß ihm ihre langen Zähne in den Leib. Auch die anderen beiden Männer hatten nun von Ondulas abgelassen und beobachteten fassungslos, wie die Echse sich gegen ihre Herren wandte. Der Anführer der Truppe fing sich als Erster.
»Lass das!«, brüllte er die Echse an. »Los, verschwinde!« Wütendes Fauchen war die Antwort. Der Dunkelelf richtete sein Schwert auf die Echse und trat einige Schritte näher. Das Tier ließ sich davon nicht beirren. Schneller, als Mageli es bei seiner Körperfülle für möglich gehalten hätte, rannte es auf den Mann zu, der sich ihm entgegenstellte. Der zweite verbliebene Dunkelelf konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen und wurde unter einem der Echsenfüße zermalmt. Die gespaltene Zunge schoss aus dem Echsenmaul, wickelte sich um das schwarze Schwert und zerbrach es wie ein Streichholz. Zwei Schritte wich der Anführer noch zurück, dann stieß er gegen die Wand. Schon zuckte die Zunge der Echse wieder hervor und schlang sich um den entwaffneten Mann, hob ihn hoch
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