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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Kaffeetasse und trank einen Schluck von der inzwischen kalten Brühe.
    »Es hat wirklich nichts mit dir zu tun«, versuchte Inga es noch einmal. Aber Mageli war bereits aufgestanden. Lautstark zog sie die Nase hoch.
    »Schon in Ordnung«, quetschte sie hervor. Aber es war eindeutig nichts in Ordnung. Sie wollte einfach nur weg und allein sein. Der Tag hatte sich zu einer einzigen Katastrophe entwickelt!
    »Danke für den Kaffee«, sagte sie und verschwand fast genauso schnell durch die Tür wie zuvor Silas.
    In der hintersten Ecke der Werkstatt hockte Mageli auf dem Boden und schaute ihren Tränen dabei zu, wie sie kreisrunde Flecken im Staub hinterließen. Immer wieder ging ihr das Gespräch mit Silas durch den Kopf. Obwohl man es eigentlich nicht Gespräch nennen konnte. Aneinanderreihung von Beleidigungen war wohl treffender. Auch wenn Inga das Gegenteil behauptete, hatte Mageli den Eindruck, dass sie die Ursache für Silas’ Wut gewesen war, so unfreundlich wie er sie angesehen und über sie gesprochen hatte. Wie hatte er sie genannt? Wechselbalg . Den Ausdruck hatte Mageli noch nie gehört. Ein seltsames Schimpfwort. Was sollte das sein? War das überhaupt ein Schimpfwort?
    Jost fand seine Tochter zusammengekauert und verheult in der Werkstatt, als er am frühen Abend von seiner Reise zurückkam und auf dem Heimweg nur schnell nach dem Rechten sehen wollte. Er blieb kurz in der Tür stehen und besah sich das Bild, das sich ihm bot. Dann ließ er seinen schweren Werkzeugkoffer auf den Boden fallen, eilte durch den Raum und nahm Mageli ganz fest in die Arme. Er stellte keine dummen Fragen und sagte kein einziges Wort, hielt sie einfach fest und ließ sie so lange an seiner Schulter weinen, bis sein kratziger Pullover durchnässt war. Als ihr Schluchzen schließlich in immer längeren Abständen kam, zog er ein reichlich zerknittertes Stofftaschentuch aus der Hose und hielt es ihr hin. Mageli schnäuzte sich ausgiebig und geräuschvoll die Nase und lächelte Jost unglücklich an.
    »Hallo, Katastrophenengel.«
    »Hallo, Paps.«
    »Willst du reden?«
    Mageli schüttelte den Kopf.
    »Weiterheulen?«
    Mageli schüttelte noch mal den Kopf.
    »Kakao?«
    Mageli zögerte, dann nickte sie.
    Jost ging zu dem alten, ächzenden Kühlschrank und besah sich die gähnende Leere in dessen Inneren. Im Regal daneben wurde er fündig: »Ein Paket H-Milch, noch zu. Die müsste noch gut sein.« Er grinste Mageli quer durch den Raum an, worauf sie spürte, wie ihr zum ersten Mal an diesem Tag ein bisschen warm im Bauch wurde. Jost schüttete etwas Milch in einen Wasserkocher und stöpselte ihn in die Steckdose. Während die Milch warm wurde, schüttete er aus einer rostigen Blechdose Kakaopulver in zwei angeschlagene Becher mit Werbeaufdruck. Zum Umrühren nahm er einen Kugelschreiber vom Schreibtisch. Schließlich kam er zu Mageli zurück, drückte ihr einen der beiden Becher in die Hand und setzte sich wieder zu ihr auf den Boden.
    Sie pusteten beide in ihre Tassen und genossen das gemeinsame Schweigen.
    »Ärger mit Linda?«, fragte Jost schließlich.
    Mageli schüttelte nur wieder den Kopf.
    »Mit den Idioten in der Schule?«
    »Nee.«
    »Doch nicht etwa mit Rosann?«
    »Quatsch.«
    Darauf fiel Jost nichts mehr ein.
    Mageli trank einen großen Schluck Kakao und spürte, wie das warme Gefühl im Bauch stärker wurde.
    »Sag mal, Paps, woher weiß man eigentlich, dass man einen anderen Menschen liebt?«, fragte Mageli und guckte angestrengt in ihre Tasse.
    »Ui, daher weht der Wind!« Jost lachte, wurde aber sogleich ernst, als er Magelis Gesichtsausdruck bemerkte. »Du willst es wirklich wissen, oder?«
    Mageli nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.
    »Eine schwierige Frage.« Jost strich sich mit einer Hand übers Kinn, als wollte er einen Bart lang ziehen, den er gar nicht hatte.
    »Ich meine, liebst du Linda eigentlich?«, schob Mageli nach.
    »Die Frage ist nicht unbedingt leichter zu beantworten.« Jost versuchte sich an einem Lächeln, das aber irgendwie misslang.
    »Deine Mutter und ich sind jetzt seit zwanzig Jahren verheiratet. Wir kennen uns seit der Schule. Wir haben vier Kinder und ziemlich viel Alltag. Da denkt man über so was wie Liebe nicht allzu häufig nach.«
    »Aber hast du sie geliebt, damals, als ihr geheiratet habt?« Mageli ließ nicht locker.
    Jost trank einen Schluck Kakao. Dann starrte er so lange auf den Boden, dass Mageli schon dachte, sie würde gar keine Antwort mehr erhalten.
    »Deine

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