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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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des Himmels kurz vor dem Sonnenuntergang erinnerten. Seine Kleider passten gut zu seinen blitzblauen Augen, aus denen er Mageli jedoch mit einem so feindseligen Blick bedachte, dass sie eine Gänsehaut bekam.
    »Belena, unser Ohr am Tor des Palastes«, fuhr Ondulas fort und wies auf eine Frau, die ihre langen Haare in dicken Zöpfen trug und um deren Stirn ein Reif mit dem Mageli mittlerweile so vertrauten Emblem der verschränkten Hände lag. »Wobei sie das Ohr wohl eher an Meriants Brust als ausgerechnet am Palasttor hat«, schob Ondulas mit einem anzüglichen Unterton nach, wofür er von Belena nur ein genervtes Kopfschütteln erntete.
    »Zita und Florim, die Zwillinge, sie weichen einander niemals von der Seite«, benannte Ondulas die verbliebene Frau und den Mann neben ihr, die sich tatsächlich ähnelten wie ein Ei dem anderen, sogar ihre goldblonden Haare trugen sie auf die gleiche Weise in schmale Schläfenzöpfe geflochten. Die beiden blickten Mageli mit ausdruckslosen Mienen an, aus denen Mageli nicht ablesen konnte, was sie von ihr dachten. Unsicher zupfte sie an ihren Haaren.
    »Da ist sie ja.« Rikjanas Stimme erklang hinter Magelis Rücken, und als sie sich umwandte, trat die Elfe durch die Türöffnung. Mageli war erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen, auch wenn sie nicht einschätzen konnte, wie Rikjana zu ihr stand.
    Rikjana trug eine große, flache Schüssel in beiden Händen, die sie vorsichtig in die Mitte der im Kreis versammelten Elfen auf den Boden stellte. Die Schüssel war mit einer dunklen, dampfenden Flüssigkeit gefüllt.
    »Ondulas hat euch unseren Gast ja vorgestellt«, sagte Rikjana und dann an Mageli und ihren Begleiter gewandt: »Nun setzt euch.«
    Ondulas zog Mageli sanft neben sich zu Boden. Die anderen rückten ein bisschen zur Seite und vergrößerten den Kreis.
    »Lasst uns mit der Stärkung beginnen.« Rikjana beugte sich zu der Schale, die sie hereingebracht hatte, und Mageli verfolgte mit einem Mal neugierig geworden jede ihrer Bewegungen. Was war das wohl für eine seltsame Flüssigkeit? Sie erwartete, dass Rikjana einen Schluck davon trinken würde, stattdessen schien sie nur einen kurzen Blick darauf zu werfen – und die dunkle Flüssigkeit begann mit einer bläulich schimmernden Flamme zu brennen. Ein schwerer Duft erfüllte augenblicklich den ganzen Raum, floss wie Sirup in Magelis Nase und Lunge, breitete sich in ihrem ganzen Körper aus und Wohlbefinden durchströmte sie.
    Die anderen Elfen schlossen die Augen und atmeten einige Male tief ein und aus. Mageli tat es ihnen nach. Sie spürte, wie sie von Energie durchflutet wurde, und nach wenigen Augenblicken fühlte sie sich gleichzeitig ausgeruht und hellwach.
    »Ich habe euch zusammengerufen, weil ich denke, dass sich durch Magelis Erscheinen für uns einiges ändern könnte. Dass sie behauptet, aus der Menschenwelt zu kommen, habe ich euch ja bereits berichtet. Und ich bin nach einigen Überlegungen geneigt, ihr zu glauben. Woher sollte sie das Amulett haben, wenn nicht von Silas? Und wo sollte Silas leben, wenn nicht in der alten Welt?«
    Die anderen nickten mit den Köpfen, nur Bilian blickte weiter kritisch in Magelis Richtung. »Rikjana, ich kann verstehen, dass du nichts lieber glauben willst, als dass Silas am Leben ist und der Ort, den wir einmal unsere Heimat genannt haben, noch existiert. Doch was gibt uns Gewissheit, dass dem wirklich so ist? Die Anwesenheit dieser jungen Elfe, die behauptet, aus der Menschenwelt zu kommen? Wohl kaum. Wer sagt uns denn, dass sie uns nicht von Ferocius geschickt worden ist? Wer sagt uns, dass sie nicht hier ist, um uns auszukundschaften? Wenn sie wirklich aus der Menschenwelt kommt, dann möchte ich einen Beweis dafür sehen.« Bilian blickte herausfordernd in die Runde.
    Ferocius – den Namen hatte Mageli schon einmal gehört. War das nicht dieser Berater des Königs, von dem Silas ihr erzählt hatte? Was sollte sie denn mit dem zu tun haben? Aber Bilians Worte schienen auf die anderen Eindruck zu machen. Und er hatte ja auch recht. Warum sollten sie ihre Geschichte glauben? Mageli fragte sich, in was für einer Runde sie hier eigentlich gelandet war. Was verband diese Elfen, wer waren sie? Sie schaute Ondulas an, doch der bedeutete ihr, sich zu gedulden.
    »Einen Beweis? Was für ein Beweis soll das sein?«, brauste Rikjana auf. Die anderen Elfen schauten Mageli gespannt an.
    Was sollte sie jetzt bloß tun? Die Elfen forderten einen Beweis dafür, dass sie aus der

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