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Elfenblick

Elfenblick

Titel: Elfenblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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hinter ihr, als auf der anderen Seite des Raumes die Zimmertür aufgestoßen wurde.
    Der Gang war schmal und dunkel. Sosehr Mageli ihre Augen auch anstrengte, sie konnte kaum etwas erkennen. Vorsichtig tastete sie sich vorwärts, wäre beinahe eine lange Treppe hinuntergefallen und war ausgesprochen froh, als sie endlich eine weitere Tür erreichte. Sie öffnete die Tür nur einen Spaltbreit, um erst einmal zu überprüfen, ob der Ausgang bewacht wurde, konnte aber keine Wachen entdecken. Also schlüpfte sie hinaus und fand sich in einer kleinen Gasse wieder. Diese führte sie nach wenigen Metern zurück auf den großen Platz vor dem Palast. Mageli seufzte erleichtert.
    Hinter ihr erklang eine Stimme: »Bist du eigentlich vollkommen übergeschnappt?«

Erschrocken fuhr Mageli herum und erkannte zu ihrer Erleichterung Ondulas, der scheinbar ganz gelassen an der Palastmauer lehnte.
    »Ach, du bist es nur«, stieß sie noch ganz außer Atem hervor.
    »Ja, ich bin es. Wen hattest du denn erwartet? Eine Truppe Palastwachen, die dich festnehmen und direkt in des Königs Verliese befördern würden? Das würde dir recht geschehen, nachdem du mir einen solchen Schrecken eingejagt hast.« Ondulas schlenderte auf sie zu, einen genervten Ausdruck im Gesicht und mit zornig funkelnden Jadeaugen. »Einfach im Palast zu verschwinden. Weißt du eigentlich, was dir alles hätte zustoßen können? Noch dazu bist du unbewaffnet!«
    »Was willst du?«, brauste Mageli auf. »Ich kann doch wohl tun und lassen, was mir gefällt … Und außerdem ist mir ja nichts passiert!« Wie zum Beweis für ihre Unversehrtheit streckte sie dem Elfen ihre beiden Arme entgegen, die Handflächen nach oben gerichtet, und hob auch ihr Kinn an, sodass Ondulas ihr direkt ins Gesicht schauen konnte. Dass sie den Palastwachen nur knapp und mit viel Glück entkommen war und sich selbst schon wieder eingesperrt im dunklen Verlies oder gar tot gewähnt hatte, brauchte sie Ondulas ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
    Der Elf grummelte irgendetwas Unverständliches, packte Magelis rechte Hand und hielt sie etwas fester als unbedingt nötig. »Komm, wir sollten sehen, dass wir zu Rikjana zurückkehren.«
    Den ganzen Rückweg sprach Ondulas kein Wort mit Mageli. Er zog sie so schnell hinter sich her, dass sie bei dem Versuch, mit ihm Schritt zu halten, mehrmals stolperte. Als sie endlich bei Rikjanas Haus angelangten, hob Ondulas den Vorhang zur Seite und schob Mageli vor sich her in die Küche.
    Rikjana stand an der Kochstelle über einen Topf gebeugt, in den sie eine Handvoll getrockneter Gewürze rührte. Ein verführerischer Duft stieg auf und Magelis Magen grummelte verräterisch. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen?
    Überrascht blickte Rikjana sich um, widmete sich aber wieder ihrem Topf, als sie Mageli und Ondulas erkannte. Ondulas ließ sich auf einen der Stühle an dem großen Holztisch fallen und begann auf den hinteren Stuhlbeinen zu kippeln. Die anderen Elfen schienen inzwischen gegangen zu sein, jedenfalls konnte Mageli sie nirgends entdecken und hörte auch keine Stimmen aus dem Nebenzimmer.
    »Wo kommt ihr denn her?«, fragte Rikjana beiläufig.
    »Oh, wir haben eine schöne Stadtbesichtigung gemacht«, erklärte Ondulas mit vor Ironie triefender Stimme. »Und dann hat sich unsere kleine Ausreißerin hier noch den Palast von innen angeschaut.«
    »Was?« Rikjana fuhr herum und starrte erst Ondulas und dann Mageli ungläubig an. Von dem Löffel in ihrer Hand tropfte Brühe auf den Holzboden. »Bist du denn vollkommen verrückt geworden?«, fuhr sie Mageli an.
    »Das habe ich sie auch schon gefragt«, warf Ondulas ein, zog einen Dolch aus seinem Gürtel und fing an, damit herumzuspielen, sodass die Klinge grünlich aufschimmerte, wenn sie einen Lichtstrahl einfing. »Aber bislang habe ich noch keine zufriedenstellende Antwort erhalten.«
    Oje! Ihre neuen Freunde schienen ernsthaft böse auf sie zu sein und nicht, wie sie zunächst angenommen hatte, nur um sie besorgt.
    »Du hast dich selbst in große Gefahr gebracht«, fuhr Rikjana fort. »Und uns im Übrigen auch. Wenn dich die Wachen in die Finger bekommen hätten, hättest du eine Menge ausplaudern können.«
    »Es tut mir leid«, murmelte sie. »Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich mache mir so schreckliche Sorgen um Erin. Ich wollte ihn unbedingt sehen … Und außerdem habe ich ein paar Sachen herausgefunden, die vielleicht nützlich sein

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