Elfenblick
fest verschlossen. Mageli fürchtete schon, die Wachen könnten sie vom anderen Ende des Ganges aus doch noch entdecken, als sie eine gewundene Wendeltreppe erreichte. Eine andere Möglichkeit bot sich hier nicht, also folgte Mageli den Stufen hinauf.
Oben angekommen, fand sich Mageli in einem Gang wieder, der sich von dem im darunterliegenden Stockwerk kaum unterschied. Auch hier: nichts als verschlossene Türen. Mageli drückte auf jede Klinke. Nichts! Immer hektischer eilte sie von Tür zu Tür. Gab es denn in diesem Palast nur verschlossene Räume? Wenigstens patroullierten hier oben keine Wachen, überlegte sie gerade – als auf einmal direkt hinter ihr aus einem Seitengang zwei Elfen in der Uniform der königlichen Wache stürmten.
Mist!, dachte Mageli und rannte los.
Sie spurtete den Gang hinunter, vorbei an weiteren Türen. Hinter sich hörte sie die leichten, schnellen Schritte der beiden Elfenkrieger. Sie waren ihr direkt auf den Fersen.
»Stehen geblieben!«, ertönte die schneidende Stimme einer Frau.
Hektisch blickte Mageli sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Doch hier gab es nichts außer Türen. Verschlossenen Türen! Da tauchte vor ihr eine weitere Wendeltreppe auf. Mageli hastete darauf zu.
In diesem Moment flog rechts vor ihr eine Tür auf, und zwei weitere Elfenwachen, angelockt durch den Lärm, kamen heraus. Sie traten Mageli in den Weg, und sie konnte ihren Lauf gerade noch rechtzeitig stoppen, um nicht in sie hineinzustürmen.
Hinter ihr hatten die beiden Verfolger ebenfalls aufgeholt, und die vier Elfenkrieger richteten ihre Holzstäbe mit den funkelnden Kristallköpfen auf sie. Mageli drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür, aus der soeben die beiden Wächter gekommen waren, und beäugte die Waffen skeptisch. Sie spürte ihr Herz bis in den Hals hinauf schlagen und fragte sich, wie sie so naiv hatte sein können zu glauben, dass man sie im Palast des Königs ungestört ins Zimmer des Prinzen marschieren ließ …
»Was suchst du hier?«, richtete eine der Wachen, eine amazonenhafte Frau, die ihre langen schwarzen Haare zu einem dicken Zopf geflochten trug, das Wort an Mageli.
»Ich …«, stotterte Mageli, aber ihr fiel nicht ein, was sie sagen sollte. Hätte sie diesen vier Elfen erzählt, dass sie auf der Suche nach Erin war, hätte man sie vermutlich für eine Mörderin gehalten, die dem Prinzen nach dem Leben trachtete. »Ich wollte mich nur umschauen«, entgegnete sie schließlich mit möglichst fester Stimme.
»Lügnerin!« Die Amazone, die wohl die Anführerin des Wachtrupps war, richtete ihren Stab nun genau auf Magelis Brust. Mageli erwartete, dass sie kräftig zustoßen würde. Die Elfe berührte sie jedoch nur leicht mit dem Kristall unter dem Rippenbogen – und durch Magelis Körper raste ein Schmerz wie ein elektrischer Schlag, der ihre Eingeweide zusammenzog, die Luft aus ihren Lungen presste und bis in ihre Finger und Fußspitzen pulsierte.
Sie duckte sich zur Seite und schielte nach einem Ausweg. Augenblicklich rückten die anderen Wachen mit ihren Kristallstäben ebenfalls näher. Nein, gegen diese vier hatte sie wohl keine Chance! Es sei denn … Vorsichtig angelte sie mit der Hand hinter ihrem Rücken nach dem Türgriff.
»Nun sag schon, was du hier in den Privatgemächern des Königs suchst!«, fuhr die Wortführerin der Wachen sie an.
Aha, das waren also die Privatgemächer. Oder zumindest der Gang davor. Dann war sie ja immerhin auf dem richtigen Weg gewesen, dachte Mageli mit einem Anflug von Sarkasmus.
»Ich suche den Prinzen«, antwortete sie wahrheitsgemäß, auch wenn sie dafür wahrscheinlich als potenzielle Mörderin im Verlies landen würde. Sie hatte ohnehin nichts zu verlieren. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Tür in ihrem Rücken und ihre Hand, die sich millimeterweise immer weiter zum Türgriff vortastete.
»Den Prinzen besuchen«, echote die Elfe vor ihr und nickte den anderen Wachen zu. Blitzschnell hoben alle ihre Stäbe und richteten diese auf Magelis Kopf. Im gleichen Augenblick ging Mageli in die Knie und drückte den Türgriff. Die Tür schwang auf, und Mageli war so überrascht, dass sie beinahe ihre Chance zu entkommen verpasst hätte. Aber nur beinahe. Sie quetschte sich durch den Spalt und warf die schwere Holztür hinter sich zu. Fieberhaft suchte sie nach einem Schlüssel oder einem Riegel, mit dem sich die Tür versperren ließ. Da spürte sie eine kalte Klinge an ihrem Hals und taumelte zur Seite. Na toll! Vom
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