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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Bracks, und das strahlende Lächeln auf seinem runden Gesicht belehrte sie eines Besseren. Und wenn nicht das, dann die beinahe vollkommene Stille, die mit einem Male einkehrte.
    »Gaylen!« Der dickbäuchige Wirt kam mit kleinen, fast schon watschelnd wirkenden Schritten auf sie zu und gestikulierte aufgeregt mit beiden Armen. »Wo ist deine Sklavin?«
    Pia verzichtete darauf, ihn zu verbessern (nahm sich aber fest vor, noch einmal über dieses Thema mit ihm zu reden, und zwar bevor Alica erwachte und vielleicht doch lernte, das eine oder andere Wort der hiesigen Sprache zu verstehen), und sah Brack nur stirnrunzelnd und ein bisschen alarmiert an. Es war noch immer unnatürlich still. Alle starrten sie an, was sie nach allem, was sie bisher hier erlebt hatte, eigentlich gar nicht hätte überraschen dürfen, es aber tat, und das auf eine ganz und gar nicht angenehme Art.
    »Sie hält Siesta«, sagte sie. Brack blickte ein bisschen hilflos, und sie fügte erklärend hinzu: »Eine Sitte aus unserer Heimat. Sie ist müde. Du wolltest mich sprechen?«
    »Eher deine Sklavin«, antwortete Brack. »Wenn du sie holen willst …«
    Pia blickte ihn nur weiter fragend und noch ein bisschen durchdringender an, und Brack hob die Schultern. »Du siehst, es ist viel zu tun. Ich fürchte, ich brauche ihre Hilfe.«
    Es dauerte noch einmal einen Moment, bis Pia wirklich be-griff. Dann drehte sie den Kopf nach rechts und links und sah sich noch einmal und jetzt sehr viel aufmerksamer in dem fast schon überfüllten Schankraum um. Ausnahmslos jeder, der ihrem Blick begegnete, sah hastig weg oder setzte sein gerade unterbrochenes Gespräch mit seinem Tischnachbar fort, aber ihr war trotzdem klar, dass sie gerade eine weitere Gemeinsamkeit zwischen WeißWald und ihrer Heimatstadt entdeckt hatte. Neuigkeiten machten hier offensichtlich sehr schnell die Runde. Sie musste Brack nicht fragen, um zu wissen, dass all diese Männer nur ihretwegen gekommen waren.
    »Hast du uns nicht heute Morgen noch selbst erzählt, dass du keine Hilfe brauchst?«
    Brack lächelte ein wenig gequält, ergriff sie am Oberarm und zog die Hand dann fast erschrocken wieder zurück, als Pia stirnrunzelnd auf seine Finger hinabblickte. Ohne sie ein weiteres Mal anzurühren, bugsierte er sie heftig gestikulierend und mit einem immer verlegener werdenden Lächeln durch den Schankraum und hinter die improvisierte Theke. Deren Anblick unterschied sich radikal von dem, den sie gestern geboten hatte: Zahlreiche halb gefüllte Bierkrüge standen herum, benutzte Teller mit oder ohne Essensreste, schmutziges Besteck (von dem sie nicht ganz sicher war, ob es bereits gebraucht war) und Lachen von ausgeschüttetem Bier und klebrigem Wein bildeten ein einziges unappetitliches Chaos. Brack hatte vollkommen recht, dachte Pia. Er brauchte Hilfe. Aber von ihr?
    Sie wurde immer noch angestarrt, und es war immer noch sehr leise, auch wenn das eine oder andere Gespräch wieder aufgenommen worden war. Ihr Gefühl, sich im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit zu befinden, wurde mit jedem Moment unangenehmer.
    »Ich bin keine Kellnerin«, sagte sie. Und schon gar keine Putzfrau .
    »Aber das … weiß ich doch«, antwortete Brack hastig. Sie hatte ganz unwillkürlich leise gesprochen, aber er gestikulierte ihr trotzdem verstohlen zu, noch leiser zu sein, und versuchte ihr mit einem noch verstohleneren Blick, dasselbe zu signalisieren. »Deswegen wollte ich auch mit deiner Sklavin reden.«
    »Alica ist meine Freundin«, verbesserte ihn Pia. Nun ja, ungefähr wenigstens.
    »Du … ähm … brauchst gar nichts zu tun«, fuhr Brack fort. Er schien jetzt mit jedem Wort nervöser zu werden. Vielleicht war Pia ja nicht die Einzige, die das Gefühl hatte, aus zwei Dutzend neugierigen Augenpaaren angestarrt zu werden. »Vielleicht reicht es schon, wenn du …«
    »Ja?«, fragte Pia, als er nicht weitersprach, sondern nur unbehaglich von einem Fuß auf den anderen zu treten begann.
    »Also es … es würde wahrscheinlich reichen, wenn du … einfach nur hier bist«, stammelte Brack. Mit einem Male schien es ihm ebenso schwerzufallen, ihrem Blick standzuhalten, wie gerade oben Lasar.
    »Wenn ich nur hier bin? Sonst nichts?«
    »Sonst nichts!«, versicherte Brack hastig. Er machte eine nervöse Geste auf das Durcheinander auf, unter und hinter der Theke. Etwas knirschte unter seinen Sandalen, als er sich bewegte. »Lasar kann das hier aufräumen, wenn die Gäste weg sind. Der faule Bursche tut sowieso

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