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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihre Silhouette dabei deutlicher gezeigt hatte, als sie eigentlich wollte.
    »Was?«, fragte sie harmlos.
    »Euer … Euer Haar, Erhabene«, stammelte Lasar.
    »Was ist damit?« Pia griff nach einer Strähne ihres langen blonden Haares, ließ sie durch die Finger gleiten und machte dann ein vage überraschtes Gesicht. »Es ist noch da.«
    Lasar nahm die sanfte Ironie in ihren Worten gar nicht zur Kenntnis; Pia bezweifelte plötzlich auch, dass er sie überhaupt begriffen hatte. Der Junge wirkte mit jedem Moment nervöser. Sie sah ihn fragend an, und Lasar machte einen halben zögernden Schritt. »Darf ich … ich meine, ich weiß, es steht mir nicht zu, aber …«
    »Aber was?«, fragte Pia. Sie nickte aufmunternd. »Nur zu. Was möchtest du?«
    Lasar nahm sichtlich all seinen Mut zusammen. »Darf ich es anfassen?«, brachte er irgendwie heraus.
    »Anfassen?«, wiederholte Pia überrascht.
    »Bitte verzeiht, Erhabene!«, stieß Lasar hervor. Er musste ihren überraschten Tonfall vollkommen falsch gedeutet haben, senkte den Blick und begann mit den Füßen zu scharren. »Ich weiß, es steht mir nicht zu, und ich …«
    »Nur zu«, sagte Pia lächelnd. Eine so heftige Welle von Mitleid ergriff sie, dass sie sich tatsächlich beherrschen musste, um den Jungen nicht tröstend in die Arme zu schließen, als sie sah, wie er sich regelrecht vor Scham zu winden begann, diesen ungeheuerlichen Wunsch überhaupt geäußert zu haben. Lasar hob den Kopf und blickte sie nun eindeutig fassungslos an, und Pia unterstrich ihre Worte mit einer entsprechenden auffordernden Geste und dem sanftmütigsten Lächeln, das sie nur zustande brachte. Lasar machte tatsächlich einen weiteren halben Schritt und blieb dann wieder stehen, offensichtlich erschrocken von seinem eigenen Mut. Erst als Pia ihre aufmunternde Bewegung mit beiden Händen und heftiger wiederholte, wagte er es, näher zu kommen, streckte unsicher den Arm aus und griff schließlich mit spitzen Fingern nach derselben Strähne, die sie gerade selbst betastet hatte und immer noch zwischen den Fingern hielt.
    Sie konnte nicht sagen, welche Reaktion sie erwartet hatte – vermutlich keine –, aber Lasar erstarrte für einen Moment regelrecht vor Ehrfurcht. Seine Hand begann so heftig zu zit-tern, dass ihm die Haarsträhne um ein Haar entglitten wäre, dann sah er ihr aus großen Augen direkt ins Gesicht, und seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Es … es ist echt.«
    »Natürlich ist es das«, erwiderte Pia lächelnd. »Was hast du erwartet?«
    »Dann … dann seid Ihr …?«
    »O nein, ich bin gar nichts Besonderes«, unterbrach ihn Pia. »Da, wo ich herkomme, haben viele Frauen solches Haar. Manche Männer«, fügte sie nach einer winzigen Pause hinzu, »übrigens auch.«
    Lasar starrte sie weiter aus großen Augen an, und obwohl sich an der Mischung aus Ehrfurcht und mühsam unterdrückter Angst auf seinem Gesicht rein gar nichts zu ändern schien, hatte sie plötzlich das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Nach einer weiteren Sekunde ließ er ihr Haar los und prallte zurück.
    »Brack verlangt nach Euch«, sagte er, lauter und mit veränderter Stimme und jetzt wieder ohne sie direkt anzusehen. »Das sollte ich Euch nur sagen.« Und damit fuhr er auf dem Absatz herum und verließ beinahe fluchtartig das Zimmer.
    Pia sah ihm verwirrt nach. Der Lärm und das Stimmengewirr aus dem Erdgeschoss schienen lauter zu werden, jetzt, wo sie allein war, und sie verstand die Reaktion des Jungen mit jedem Augenblick weniger. Was hatte sie falsch gemacht?
    Sie würde es nicht herausfinden, wenn sie hier herumstand und die offene Tür anstarrte. Pia zögerte, sah auf die schlafende Alica hinab und überlegte, sie vielleicht zu wecken – schließlich hatte Lasar unmissverständlich gesagt, dass Brack sie beide sprechen wollte, und vielleicht war es ja wirklich etwas Wichtiges –, beschloss dann aber, sie weiterschlafen zu lassen, und machte sich auf den Weg nach unten.
    Das Stimmengewirr und der Lärm offensichtlich zahlreicher Zecher nahmen weiter zu, als sie die Treppe hinunterging, und als sie weit genug gekommen war, um einen Blick in die Gaststube zu werfen, erlebte sie eine Überraschung. Nach allem, was sie gestern gesehen und heute von Brack und Lasar gehört hatte, hätte sie erwartet, den Wirt allein oder höchstens mit einem oder zwei seiner Stammgäste (möglicherweise Brasil) anzutreffen, aber das Gasthaus war erstaunlich gut besucht. Ihr Blick begegnete dem

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